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Immer eine Frau auf Eis

Immer eine Frau auf Eis

Titel: Immer eine Frau auf Eis
Autoren: Carter Brown
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Vermutung, um
wen es sich dabei handeln könnte ?«
    »Nun, augenblicklich ist die
Auswahl recht beschränkt«, erklärte er in unbeteiligtem Tonfall. »Im Sommer
sind die meisten verreist. Höchstwahrscheinlich ist es dieser neue
Schauspieler, mit dem sie in letzter Zeit so viel zusammen war. Er heißt Peter
Pell .«
    »Wissen Sie, wo die beiden
hingefahren sein könnten ?«
    »Karen zieht sich mit ihren
Freunden meist in unser Wochenendhaus in Long Island zurück«, erklärte Vanossa .
    »Und was soll ich tun, wenn ich
sie dort finde ?«
    »Tun?« Dieses aktive Verbum
ließ ihn regelrecht zusammenfahren. »Natürlich gar nichts! Ich will lediglich
wissen, ob es ihr gut geht, Mr. Boyd .« Er lachte
wiehernd. »Vergewissern Sie sich, daß sie am Monatsende rechtzeitig zurück ist,
um die Rechnungen zu bezahlen. Falls Karen beabsichtigt, mit diesem Pell
durchzugehen, soll sie wenigstens erst den finanziellen Teil regeln.
Anschließend hätte ich nichts dagegen, wenn sie mich verläßt .« Seine Stimme bekam einen leicht sehnsüchtigen Klang. »Offen gesagt, Mr. Boyd,
in gewisser Weise wäre es mir sogar ganz recht .«
    »Natürlich«, sagte ich trübe.
»Wo liegt denn dieser Amüsierschuppen in Long Island ?«
    »Ein paar Meilen hinter Northport «, erwiderte er. »Ich habe Ihnen einen genauen
Lageplan gemacht. Das Haus ist ziemlich exklusiv, mit Privatstrand und allem
Drum und Dran. Karen bestand auf einem Privatstrand. Die kleine Bucht ist gut
gegen Neugierige geschützt. Karen liebt es, nackt zu baden und in der Sonne zu
liegen .« Er kaute wieder auf seiner Unterlippe herum.
»Wenn ich es recht bedenke, verbringt Karen die meiste Zeit ihres Lebens nackt.
Sie hat den echten Drang zurück zur Natur .«
    Er reichte mir eine sauber
getippte Wegbeschreibung und lächelte mir etwas unsicher zu. »Nur noch eins,
Mr. Boyd. Ich muß Sie fairerweise davon in Kenntnis setzen, daß Karen ziemlich
unberechenbar ist .«
    »Einen Menschen wie Sie habe
ich tatsächlich noch nicht kennengelernt«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Sie
sprechen die ganze Zeit in Rätseln. Was soll denn das nun wieder heißen? Zieht
sie womöglich eine Pistole und knallt mich über den Haufen, sobald sie mich
sieht ?«
    »Sie könnte die Hunde auf Sie
hetzen«, erwiderte er fast fröhlich. »Karen haßt es, in ihrer Intimsphäre
gestört zu werden. Aber in diesem Fall wird sich das wohl kaum vermeiden
lassen, nicht, Mr. Boyd ?«
    »Allerdings«, knurrte ich. »Und
wenn sie nicht im Wochenendhaus ist?«
    »Dann müssen Sie so lange
suchen, bis Sie Karen gefunden haben«, sagte er entschlossen. »Ich muß wissen,
was sie tut beziehungsweise plant, Mr. Boyd. Vielleicht sollte ich noch
hinzufügen, daß Spesen keine Rolle spielen .«
    »Das dürfen Sie mir ruhig
beweisen«, sagte ich.
    Vanossa nahm einen gefalteten Scheck
aus der Tasche und reichte ihn mir. Er war schon auf Boyd Enterprises ausgestellt und lautete auf eintausend Dollar.
    »Sie haben es bewiesen«, gab
ich zu. »Das heißt, solange Sie keine Rückerstattung verlangen, falls ich Ihre
Frau schon für die Heimreise gerüstet antreffe .«
    »Keine Rückzahlung, Mr. Boyd.«
Er warf den Kopf so feurig zurück, als habe er gerade eine junge Stute
vorbeigaloppieren sehen und einen Augenblick vergessen, daß er nur ein Wallach
war. »Mein Seelenfrieden ist mir tausend Dollar wert .«
    »Eins würde mich noch
interessieren, Mr. Vanossa .« Meine Neugier siegte über meine Vernunft. »Warum haben Sie überhaupt geheiratet ?«
    »Geld«, erwiderte er schlicht.
»Es war eine reine Vernunftheirat. Karen hatte eine Affäre mit einem
prominenten Politiker, die sich zu einem öffentlichen Skandal auszuweiten
drohte. Die einzig wirkungsvolle Gegenmaßnahme war eine schnelle Heirat mit
einem anderen. Ich war frei, gesellschaftlich akzeptabel und pleite. Jetzt bin
ich ein erfreulich liquider Ehemann und möchte es gern bleiben. Also suchen Sie
Karen, Mr. Boyd .« Er sank noch tiefer in den
Ledersessel und schloß die Augen.
    Ich erhob mich und suchte nach
passenden Abschiedsworten, aber er schien schon eingeschlafen zu sein.
Innerhalb von dreißig Sekunden befand ich mich wieder in der drückenden Hitze der
67th Street, und dreißig Minuten später hatte ich bereits meinen Wagen aus der
Garage geholt und fuhr in das ferne Land jenseits der Triborough -Brücke.
    Vanossas detaillierter Plan brachte
mich bequem an Northport vorbei auf eine schmale,
gewundene Straße und schließlich zu dem Haus, das sich mit einer
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