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Immer eine Frau auf Eis

Immer eine Frau auf Eis

Titel: Immer eine Frau auf Eis
Autoren: Carter Brown
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kleinen
Badebucht in der Hitze des frühen Nachmittags wie eine Oase ausnahm. Ein hohes
Gitter und fest verschlossene Eisentore trugen zum Schutz der Intimsphäre bei.
Nachdem ich den Wagen abgestellt hatte, kehrte ich zurück und spähte
angestrengt durch die Eisenstäbe. Die Jalousien waren herabgelassen, und soweit
ich erkennen konnte, machte das Haus einen recht unbewohnten Eindruck. Aber
davon wollte ich mich lieber genauer überzeugen.
    Ich kletterte am Gitter hoch,
sprang auf der anderen Seite hinunter und näherte mich dem Haus. Da auch vier-
bis fünfmaliges Klingeln an der Eingangstür kein Ergebnis zeitigte, beschloß
ich, die Rückfront des Hauses zu inspizieren. Eine gepflegte, mit Büschen
bestandene Rasenfläche erstreckte sich etwa dreißig Meter bis zum Klippenrand
hin, von wo aus in den Felsen gehauene Stufen zum Strand führten. Der Tag
schien wie geschaffen für ein kühles Bad; es wäre ein Jammer gewesen, die
Gelegenheit nicht zu nutzen. Also stieg ich die Treppe hinunter.
    Wie Charlie Vanossa gesagt hatte, war die Bucht mit dem goldgelben Sandstrand durch hohe
Felsvorsprünge geschützt und völlig leer — bis auf einen hellen Gegenstand, der
reglos am Wasser lag und erst deutlichere Gestalt annahm, als ich auf ihn zuwatete . Aber was für eine Gestalt! Weiblich, nackt und
honigbraun vom Scheitel bis zur Sohle. Wer die einsame Dame auch sein mochte,
ihre Rückseite war überwältigend. Das Knirschen meiner Schritte schien sie
nicht zu hören.
    Ich blieb neben ihr stehen,
blickte einige Sekunden in stiller Bewunderung auf ihr honigbraunes Hinterteil
und räusperte mich dann. Ihr Kopf hob sich ein wenig, aber sie wandte sich
nicht um.
    »Wo hast du bloß die ganze Zeit
gesteckt ?« fragte sie kalt.
    »Betrifft das Ihr bisheriges
Leben ?« erkundigte ich mich schmachtend, »oder nur die
jüngste Vergangenheit?«
    »Sie sind nicht...«
    Sie schnellte herum, setzte
sich auf und starrte mich an. An ihren straffen, kleinen Brüsten und den
langen, wohlgeformten Oberschenkeln klebten feine Sandkörnchen. Sie war von
einer aggressiven Schönheit, hatte leuchtende, schwarze Augen, eine gerade Nase
und einen energischen, aber sehr sinnlichen Mund. Ihrer Nacktheit schien sie
sich nicht im geringsten bewußt zu sein, denn sie
machte keinen Versuch, sich zu bedecken.
    »Dies ist ein Privatstrand«,
herrschte sie mich an. »Und wenn Sie nicht sofort verschwinden, werde ich...«
    »Ich bin mir durchaus der
Tatsache bewußt, daß wir einander noch nicht vorgestellt worden sind«,
erwiderte ich. »Aber inzwischen habe ich Sie so intim kennengelernt, daß ich
mir schon wie ein alter Freund vor komme. Mein Name ist Boyd, Danny Boyd, und
wenn mich nicht alles täuscht, sind Sie Mrs. Vanossa .«
    »Boyd?« Sie sprach meinen Namen
wie ein Schimpfwort aus. »Ich habe noch nie von Ihnen gehört und auch kein
Bedürfnis danach. Machen Sie, daß Sie wegkommen, Boyd .«
    »Sobald wie möglich«, versprach
ich. »Aber Ihr Mann hat mich beauftragt, einige Dinge zu klären. Wenn Sie mir
ein paar Fragen beantworten, bin ich gleich über alle Berge .«
    »Charlie hat Sie beauftragt ?« Sie musterte mich gereizt und brach dann plötzlich in
Gelächter aus. »Ist es denn die Möglichkeit? Soll das etwa heißen, daß Sie so
ein berufsmäßiger Schnüffler sind, Boyd ?«
    »Privatdetektiv«, grunzte ich.
    »Und Charlie hat Sie auf mich
angesetzt, um einen Scheidungsgrund zu bekommen ?« Ihr
ganzer Körper bebte vor Lachen, was durchaus sehenswert war. »Er muß mal wieder
völlig übergeschnappt sein .«
    »Falls ich auch mal ein
Wörtchen anbringen könnte ?« schnarrte ich. »So wie er
sich mir gegenüber äußerte, scheint eine Scheidung das letzte zu sein, was er
sich wünscht. Er ist lediglich besorgt, daß Sie nicht rechtzeitig zum
Monatsende zu Haus sein könnten, um die Rechnungen zu bezahlen .«
    Allmählich verebbte ihr Gelächter.
Sie betrachtete mich kalt und abschätzend, bevor sie sich der Aufgabe widmete,
die Sandkörner von ihrer linken Brust zu entfernen. Dann erinnerte sie sich,
daß sie nicht allein war.
    »Es sieht so aus, als ob ich
spätestens heute abend zu Hause sein werde«, sagte
sie. »Dieser elende Pell ist schon vor ein paar Stunden ins Haus gegangen, um
uns ein paar Drinks zu holen, und bis jetzt nicht zurückgekommen. Falls er sich
nicht ein Bein gebrochen hat, wird er wohl schon auf dem Weg nach New York
sein. Sie wissen ja, wie diese Schauspieler sind. Bei denen hält die Liebe
nicht lange vor
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