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Immer eine Frau auf Eis

Immer eine Frau auf Eis

Titel: Immer eine Frau auf Eis
Autoren: Carter Brown
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    »Und bei den Ehefrauen ?« fragte ich unschuldsvoll. »Ist es da nicht ebenso ?«
    »Sie Witzbold.« Ihre Stimme
verriet Zorn. »Sie haben Charlie ja kennengelernt; wenn ich meinen Mann jemals
loswerden wollte, brauchte ich nur Liebe von ihm zu verlangen. Einige amouröse
Annäherungen — und Charlie würde vor Entsetzen aus dem nächsten Fenster
springen .«
    »Das könnte stimmen«, gab ich
zögernd zu. »Aber jedenfalls kann ich ihm ausrichten, daß er sich wegen der
Rechnungen keine Sorgen zu machen braucht? Sie werden früh genug zu Hause sein,
um alles zu erledigen ?«
    »Ich werde Ihnen diese Mühe
sogar abnehmen«, sagte sie, »und es ihm selber mitteilen .«
    Sie stand auf, wischte den
größten Teil des Sandes von ihren Schenkeln und ging auf die Treppe zu. Als sie
etwa zehn Schritte entfernt war, blieb sie plötzlich stehen und blickte über
die Schulter zurück.
    »Ich finde, Sie sollten noch
auf einen Drink mit ins Haus kommen, Boyd«, sagte sie munter. »Einmal müssen
Sie dann an meiner Seite gehen, so daß ich nicht die ganze Zeit Ihre brennenden
Blicke auf meiner Rückseite spüre, und außerdem ist mir eingefallen, daß ich
ohne Auto bin, falls dieser schreckliche Schauspieler wirklich losgefahren sein
sollte. Wir sind nämlich mit seinem Wagen gekommen. Sie können sich also Ihr
Honorar damit verdienen, daß Sie mich wohlbehalten in die widerstrebenden Arme
meines Gatten zurückführen .«
    »Einverstanden.« Wir stiegen
gemeinsam die Stufen hoch. »Ich hoffe nur, daß Sie über ein paar
Kleidungsstücke verfügen. Mir persönlich wäre es zwar ein ausgesprochenes
Vergnügen, mit einer nackten Dame durch Manhattan zu fahren, aber«, ich
schüttelte langsam den Kopf, »es gibt nun mal zu viele engstirnige Polizisten .«
    Als wir uns der Rückfront des
Hauses näherten, blieb sie überrascht stehen und deutete auf einen schnittigen
Sportwagen.
    »Er ist ja gar nicht
weggefahren«, rief sie. »Ich wette, dieser Faulpelz ist mit der Wodkaflasche in
der Hand eingeschlafen .«
    Die Hintertür war nicht verschlossen.
Sie stieß sie auf und trat dann zur Seite, um mich vorangehen zu lassen. »Die
zweite Tür links geht ins Sonnenzimmer«, sagte sie. »Da ist eine Riesenbar, die
Sie gar nicht übersehen können. Ich will mich nur schnell duschen und anziehen.
Machen Sie uns inzwischen einen Drink zurecht, bitte? Mir einen Wodka-Martini
mit Eis, etwa acht zu eins.«
    »Okay.« Ich zuckte die
Schultern. »Falls ich auf den Schauspieler stoße, was soll ich ihm sagen? Daß
ich das Fernsehgerät reparieren muß ?«
    »Hauen Sie ihm ruhig die
Wodkaflasche über den Schädel«, schlug sie vor. »Es ist nur seine Schuld, daß
ich am Strand unten eingeschlafen bin. Was hier so angesengt riecht, ist mein
Alabasterleib. Mit diesem Sonnenbrand kann ich mich in den nächsten Wochen kaum
noch ins Bett legen. Nehmen Sie also keine Rücksicht, Boyd .«
    Eines hatte sie mit ihrem
skurrilen Ehemann gemeinsam: Beide machten es ihrem Gesprächspartner schwer,
eine Antwort zu finden. Ich mixte eine gehörige Menge Wodka-Martini, goß ein
Glas zum Abschmecken ein, steckte mir dann eine Zigarette an und überlegte,
warum es in der verrückten Welt Charlie Vanossa tausend Dollar wert war, eine ungeliebte Ehefrau ausfindig zu machen, statt sie
einfach anzurufen und um Übersendung eines Schecks in Höhe der monatlichen Unkosten
zu bitten. Ich grübelte noch darüber nach, als mich ein gellender Schrei
paralysierte; vor Schreck goß ich das halbe Wodka-Glas über meinen Anzug; die
Haare standen mir senkrecht zu Berge.
    Meine Beine trugen mich
selbsttätig und in Windeseile zur Quelle der Schreie. Mrs. Vanossa stand mit aufgerissenem Mund auf der Schwelle
eines Schlafzimmers, gab aber keinen Laut mehr von sich, da ihr offenbar die
Luft weggeblieben war. Ihr Haar war tropfnaß und
klebte dicht am Kopf, bis auf ein eng anliegendes, schwarzes Seidenhöschen war
sie noch immer unbekleidet.
    »Was ist denn los, um Himmels
willen ?« krächzte ich.
    Sie zitterte wie Espenlaub und
deutete stumm in das Schlafzimmer. Ich trat an ihr vorbei durch die Tür und
hätte im nächsten Augenblick am liebsten selber geschrien.
    Auf einem einstmals weißen
Teppich, der jetzt mit roten Flecken besudelt war, lag die Leiche eines Mannes. Irgend jemand hatte ihn so
brutal erschlagen, daß sein Kopf nur noch aus Scherben bestand.
     
     
     

2
     
    Karen Vanossa saß zusammengekauert in einem Sessel neben der Bar. Als sie ihr zweites Glas
geleert
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