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Immer eine Frau auf Eis

Immer eine Frau auf Eis

Titel: Immer eine Frau auf Eis
Autoren: Carter Brown
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Punkt ereiferte sie sich in
einem Maße, daß keiner der Beamten mehr zu Worte kam und schließlich alle ja
und amen sagten. Daraufhin brachte ich Karen ins Cathay zurück und fuhr nach Hause.
    Als ich meine Wohnung betrat,
war es acht Uhr morgens. Statt der erwarteten Blondine fand ich nur einen
Zettel auf meinem Kopfkissen. Der Inhalt war kurz und bündig. Nina hatte sich,
des Wartens müde, zu der Überzeugung durchgerungen, daß Schauspieler immer noch
erträglicher seien als Privatdetektive, zumal Peter sie jetzt besonders
dringend brauche und ihr auch eine Rolle in seiner neuen Fernsehserie
versprochen habe.
    Verbittert stieg ich in mein
leeres kaltes Bett. Gegen neunzehn Uhr — die Sonne ging schon unter — erwachte
ich endlich, duschte, rasierte mich, zog mich an und frühstückte. Anschließend
genehmigte ich mir einen Guten-Morgen-Schluck. Etwa um einundzwanzig Uhr
klingelte es an der Wohnungstür. Ich befürchtete das Schlimmste, dachte an die
Polizei und öffnete resigniert die Tür.
    Karen Vanossa lächelte mich strahlend an, ging zielstrebig an mir vorbei in mein Wohnzimmer
und ließ ein schweres Paket auf den Tisch fallen. Sie trug ein taubenblaues,
ärmelloses Kleid mit äußerst gewagtem Ausschnitt, das lange, dunkle Haar fiel
ihr offen über die Schultern, die dunklen Augen brannten vor Erregung.
    »Ich bringe Ihnen gute
Nachrichten, Boyd«, sagte sie dramatisch.
    »Und zwar ?« grunzte ich.
    »Hier.« Sie kramte in ihrer
Handtasche und brachte ein Stück Papier zum Vorschein, das sie mir
triumphierend in die Hand drückte.
    Ich warf einen Blick darauf,
schloß schnell die Augen und schaute dann noch einmal hin. Meine Augen hatten
mich nicht getrogen; es war ein Scheck über fünftausend Dollar, zahlbar an D.
Boyd, ausgestellt von Karen Vanossa .
    »Frederic hat sein Versprechen
noch eingelöst, bevor wir damals zum Wochenendhaus fuhren«, sagte sie atemlos.
»Er hat mir das Vermögen am selben Tage überschreiben lassen, als ich
versprach, mit nach Northport zu kommen. Sein Anwalt
hat mich heute früh angerufen .«
    »Na«, ich holte tief Luft,
»dann besten Dank .«
    »Wenn ich bedenke, daß ich ohne
Sie praktisch zum Tode verurteilt wäre, bin ich billig davongekommen«, sagte
sie.
    »Darf ich Ihnen einen Drink
anbieten ?« fragte ich unsicher.
    »O ja, bitte«, nickte sie
schnell. »Frederics Tod geht mir wirklich sehr nahe, aber ich kann doch
schließlich nichts dafür, oder ?«
    »Kaum«, erwiderte ich.
    »Ich habe heute früh gleich
einen Makler beauftragt, mein Haus zu verkaufen«, plapperte sie weiter. »Mein
Anwalt sagt, ich könnte mich von Charlie auch scheiden lassen, wenn er im
Gefängnis sitzt. Er kommt dann gar nicht mehr zu mir zurück .«
    »Tatsächlich ?« murmelte ich.
    »Wenn ich auch weiß«, sie schob
die sinnlichen Lippen etwas vor, »daß jetzt nicht der richtige Augenblick dazu
ist, habe ich doch Lust, ein bißchen zu feiern. Hoffentlich machen Sie mit,
Boyd .«
    »Okay.« Ich zuckte die
Schultern. »Wo und wie sollen wir denn feiern ?«
    »Ich hätte eigentlich Lust auf
ein Sonnenbad«, erwiderte sie heiter. »Anschließend könnten wir picknicken .«
    Ich sah aus dem Fenster und
dann zurück zu ihr. »Aber draußen ist es stockfinster .«
    »Keine Sorge«, sagte sie
ungeduldig. »Das kriege ich schon hin. Kümmern Sie sich nur um die Getränke —
am besten, Sie machen gleich eine ganze Kanne Martinis zurecht, damit wir nicht
wegen jedem Glas hin und her rennen müssen.«
    Ich war mir nicht ganz klar,
wer hier nun eigentlich einen Psychiater brauchte, trottete aber brav in die
Küche. Der Weg des geringsten Widerstandes schien mir in diesem Falle der beste
zu sein. Als ich fünf Minuten später, die Kanne mit Martinis in der einen, zwei
Gläser in der anderen Hand, zurückkam, hatte sich einiges verändert. Alle
Lampen bis auf eine waren ausgeschaltet. Das schwere Paket hatte sich als
Höhensonne entpuppt, die jetzt von der Tischkante aus ihre Strahlen auf den
Teppich sandte. Die einzige noch brennende Lampe spendete zwar nur gedämpfes Licht, aber es reichte gerade aus, um das
Wichtigste zu erkennen.
    Ein nacktes, dunkelhaariges
Mädchen, das sich wollüstig auf dem Teppich räkelte, wandte den Kopf und sah
mich mißbilligend an.
    »Hier ist eine
Nudistenkolonie«, sagte sie träge. »Bekleideten Personen ist der Zutritt
verboten .«
    Ich mußte mich mit Gewalt von
dem faszinierenden Anblick ihrer honiggoldenen Kehrseite losreißen.
    »Entschuldigen Sie
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