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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel
Autoren: Astrid Lindgren
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Essen die Augen gesenkt und blickte nur einmal hastig auf, um zu sehen, ob sie ihn noch immer anstarrten.
    Seine Mutter tat es jedenfalls. Sie konnte den Blick nicht von ihrem Jungen wenden. Er war ja so süß mit seinen rosigen Backen und seinem wolligen Haar und seinen sanften blauen Augen, ja, er war wie ein kleiner Weihnachtsengel, fand seine Mutter.
    Außerdem hatte sie es ja nun vom Doktor schwarz auf weiß, daß sie ein Recht hatte, stolz auf ihren Sohn zu sein.
    "Es ist seltsam", sagte die Mutter. "Manchmal, wenn ich Michel ansehe, bilde ich mir ein, daß einmal etwas Großes aus ihm wird."
    Michels Vater sah sie zweifelnd an.
    "Was denn Großes?" fragte er verwundert.
    "Tja, was weiß ich? Vielleicht. . . Gemeinderatspräsident oder so etwas."
    Da lachte Lina laut auf.
    "Ist ja wohl nicht gut möglich, daß die einen
    Gemeinderatspräsidenten brauchen können, der Unfug macht!"

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    Michels Mutter blickte sie streng an, sagte aber nichts, sondern bot mit einer kleinen wütenden Handbewegung der ganzen Runde noch einmal Grützwurst an.
    Michel füllte sich etwas auf seinen Teller, und während er langsam seine Wurst mit Preiselbeerkompott bedeckte, dachte er darüber nach, was seine Mutter gesagt hatte. Wenn er nun tatsächlich später einmal Gemeinderatspräsident werden würde -
    das war vielleicht gar nicht so schlecht! Einer mußte es ja sein.
    Dann grübelte er über das nach, was Lina gesagt hatte. Wenn er nun so ein Gemeinderatspräsident werden würde, der Unfug machte - welchen Unfug konnte man sich dann wohl ausdenken?
    Er goß Milch in sein Glas und grübelte weiter . . . Gemeinderatspräsidentenunfug war doch wohl viel, viel mehr als gewöhnlicher Unfug. Den dachte man sich wohl doch nicht so im Handumdrehen aus. Er hob das Glas zum Mund und wollte einen Schluck trinken, und genau in dem Augenblick kam ihm der der Einfall zu einem wirklich tollen Unfug. Und er prustete los, und wie üblich spritzte die Milch über den Tisch auf seinen Vater.
    Michels Vater wurde trotzdem nicht richtig wütend. Man konnte ja nicht gut auf einen schimpfen, der vom Doktor so groß gerühmt wurde und der außerdem eine so ungewöhnliche Heldentat vollbracht hatte. Der Vater wischte sich die Milch ab und sagte ein wenig mürrisch:
    "Na, jedenfalls merkt man, wer nach Haus gekommen ist!"
    "So darfst du nicht reden", sagte die Mutter vorwurfsvoll, und der Vater schwieg und versank in Überlegungen über seinen Sohn und dessen Zukunft.
    "Daß Michel Präsident im Gemeinderat wird, das bezweifle ich", sagte er schließlich. "Aber sicher kann noch ein einigermaßen guter Mensch aus ihm werden. Wenn er am Leben und gesund bleibt und wenn Gott will."
    Die Mutter nickte zustimmend.
    Ja, ja, wenn Gott will!"
    "Und wenn Michel will", sagte die kleine Ida.
    Michel lächelte sanft.

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    "Das werden wir ja sehen", sagte er. "Das werden wir ja sehen."
    Und es wurde Abend und Nacht, und alle schliefen in Ruhe und Frieden, und der Schnee fiel über Katthult und ganz Lönneberga und ganz Smaland.

    Aber nein, aber nein! Der Arzt nahm Michel den Lukas und das Knirps-schweinchen nicht weg, da brauchst du keine Angst zu haben!

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