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Immer dieser Michel

Immer dieser Michel

Titel: Immer dieser Michel
Autoren: Astrid Lindgren
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schrie. Michel schrie auch. Denn nun saß er ebenso gründlich fest wie vorher.

13
    Da nahm seine Mutter den Schürhaken und schlug damit auf die Suppenschüssel, daß es wie ein Donnerschlag über ganz Lönneberga tönte, und die Suppenschüssel sprang in tausend Stücke.
    Die Scherben fielen wie ein Regen über Michel.
    kleinen Ida. Er baute ihr ein Spielhaus draußen zwischen den Steinen im Gehölz. Sie fand das wundervoll. Und er kniff sie nur ab und zu ein wenig, wenn er ein Stück von ihrer Zuckerstange haben wollte.
    Aber dann wurde es dunkel, und Michel und Klein-Ida fanden, es sei Zeit, hineinzugehen. Sie gingen in die Küche, um zu sehen, ob ihre Mutter dort war. Keiner war dort. Nur die Suppenschüssel.
    Sie stand auf dem Tisch, zusammengekittet und schön.
    Michels Vater war draußen im Schafstall; er hatte den Lärm gehört, und nun kam er angerannt.
    Er blieb auf der Küchenschwelle stehen. Still stand er da und sah Michel und die Scherben und den Schürhaken, den Michels Mutter in der Hand hielt.
    Der Vater sagte kein Wort. Er drehte sich um und ging zurück in den Schafstall.
    Zwei Tage später aber bekam er von Michel fünf Öre, das war zumindest ein kleiner Trost.
    Ja, nun weißt du ungefähr, wie Michel war. Es war Dienstag, der 22. Mai, als das geschah, das mit der Suppenschüssel. Aber vielleicht willst du auch etwas von jenem Sonntag hören. Es war 14
    Sonntag, der 10. Juni, als Michel die kleine Ida an der Fahnenstange hochzog,

    Sonntag, den 10. Juni, war ein Festessen auf Katthult. Viele Leute sollten aus Lönneberga und auch von anderswoher kommen.
    Michels Mutter hatte mehrere Tage gebraucht, um das Essen herzurichten.
    "Das hier wird teuer", sagte Michels Vater. "Aber wenn schon gegessen werden soll, dann soll gegessen werden! Keine Knickerei! Wenn man auch die Fleischklöße etwas kleiner hätte machen können."
    "Ich mache die Fleischklöße genau richtig", sagte Michels Mutter.
    "Richtig groß, richtig rund und richtig braun."
    Und das stimmte. Außerdem machte sie Schweinebraten und Kalbsrouladen und Heringssalat und eingelegten Hering und Apfelkuchen und Aal in Gelee und Kartoffelmus und Puddinge und zwei riesenhafte Käsekuchen und dann eine besondere Art Wurst, die so gut war, daß viele Menschen sehr gern lange Wege fuhren, sogar von Vimmerby und Hultsfred her, nur um sie essen zu können. Auch Michel hielt viel von dieser Wurst.
    Nun war dieser Tag wirklich dazu geeignet, einen Festtag daraus zu machen. Die Sonne schien, die Apfelbäume blühten und auch der Flieder. Die Luft war angefüllt vom Gesang der Vögel, ganz Katthult war so schön wie ein Traum, wie es da auf der Anhöhe lag. Der Sand war frisch geharkt, das Haus an allen Ecken und Kanten gescheuert, das Essen war fertig, es fehlte nichts mehr.
    Doch, etwas fehlte.
    "Oh, wir haben ja vergessen, die Flagge zu hissen", sagte Michels Mutter. Das brachte Michels Vater in Trab. Er sauste hinaus zur Fahnenstange, und dicht hinter ihm her rannten Michel und Klein-Ida. Sie wollten sehen, wie die Flagge hochgezogen wurde.
    "Ich glaube, das wird diesmal ein lustiges und gemütliches Essen", sagte die Mutter zu Lina, als sie allein in der Küche waren.

15
    Ja, aber wäre es nicht sicherer, den Michel einzusperren wie das letzte Mal?" meinte Lina.
    Michels Mutter sah sie erstaunt an, sagte aber nichts.
    Da warf Lina den Kopf in den Nacken und murmelte:
    "Na ja, meinetwegen! Wir werden ja sehen, was geschieht."
    "Michel ist ein netter kleiner Junge", sagte die Mutter sehr bestimmt. Durch das Küchenfenster konnte sie sehen, wie der nette Junge umhersprang und wie er mit seiner kleinen Schwester spielte. Alle beide waren sie so schön wie zwei kleine Engel, fand Michels Mutter, Michel in seinem gestreiften Sonntagsanzug und mit der Schirmmütze auf dem wolligen Kopf, Ida in dem neuen roten Kleid und mit der weißen Schärpe um den rundlichen Bauch. Michels Mutter schmunzelte ein wenig. Aber dann blickte sie unruhig den Weg hinunter und sagte:
    "Wenn doch Anton endlich die Flagge hissen würde, denn unsere Gäste können jeden Augenblick hier sein."
    Es sah aus, als müßte alles gutgehen. Aber wie ärgerlich - gerade als Michels Vater mit der Flagge beschäftigt war, kam Alfred vom Stall her gelaufen und rief:
    "Die Kuh kalbt, die Kuh kalbt!"
    Natürlich war das die Broka - so eine unvernünftige Kuh, ausgerechnet jetzt mußte sie kalben, wo es so eilig war mit allem anderen und die Flagge gerade in die Luft steigen
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