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Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro
Autoren: Johnston McCulley
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hättet Ihr
     das Ganze mit ansehen können.«
    »Aber wart Ihr denn
     nicht dabei? Könnt Ihr es mir denn nicht erzählen?«,
     fragte Don Diego. »Ich bitte Euch nur, macht die Geschichte nicht
     allzu blutig. Ich weiß nicht, warum die Menschen immer so gewalttätig
     sein müssen. Wo ist eigentlich die Leiche von diesem Schurken?«
    Gonzales verschluckte sich;
     der dicke Wirt wandte sich ab, um sein Grinsen zu verbergen; der Korporal
     und die Soldaten fingen an, Weinbecher aufzulesen, nur um in diesem prekären
     Moment beschäftigt zu sein.
    »Sie — das heißt
     … Es gibt keine Leiche«, brachte Gonzales hervor.
    »Genug mit Eurer
     Bescheidenheit, Sargento!«, rief Don Diego. »Bin ich denn
     nicht Euer Freund? Habt Ihr mir etwa nicht Euer Wort gegeben, mir alles zu
     erzählen, wenn Ihr diesem Halunken begegnet? Ich weiß wohl,
     dass Ihr meine Gefühle schonen wollt, da Ihr wisst, wie sehr ich
     Gewalt verabscheue, doch bin ich begierig, die Einzelheiten zu erfahren,
     denn immerhin wart Ihr es, mi amigo, der mit diesem Burschen zugange war.
     Wie hoch war die Belohnung doch gleich?«
    »Bei allen Heiligen!«,
     fluchte Gonzales.
    »Jetzt kommt schon,
     Sargento! Heraus mit der Geschichte! Wirt, bring Wein für alle, damit
     wir die Sache gebührend feiern können! Eure Geschichte,
     Sargento! Werdet Ihr den Dienst quittieren, jetzt, da Ihr Euch die
     Belohnung verdient habt? Wollt Ihr eine Hacienda kaufen und Euch eine Frau
     nehmen?«
    Sargento Gonzales schluckte
     noch einmal und tastete suchend nach einem Becher Wein.
    »Ihr habt mir
     versprochen«, fuhr Don Diego fort, »mir die ganze Geschichte
     zu erzählen, Wort für Wort. Hat er das etwa nicht gesagt, Wirt?
     Ihr habt gesagt, Ihr würdet berichten, wie Ihr mit ihm spieltet; wie
     Ihr ihn verlacht habt während des Kampfes; wie Ihr ihn nach einiger
     Zeit zurückgedrängt und erstochen habt —«
    »In aller Heiligen
     Namen!«, brüllte Sargento Gonzales und die Worte drangen
     zwischen seinen Lippen hervor wie Donnergrollen. »Das ist mehr als
     ein Mensch ertragen kann! Ihr — Don Diego, mein Freund …«
    »Eure Bescheidenheit
     steht Euch schlecht an, zu einer solchen Stunde«, sagte Don Diego.
     »Ihr habt mir die Geschichte versprochen und jetzt will ich sie auch
     hören. Wie sieht dieser Senor Zorro denn aus? Habt Ihr das tote
     Gesicht unter der Maske gesehen? Ist es am Ende gar einer, den wir alle
     kennen? Kann mir denn nicht einer von euch die Fakten nennen? Ihr steht
     hier herum wie eine Schar von stummen Götzenbildern …«
    »Wein her — oder
     ich ersticke!«, heulte Gonzales. »Don Diego, Ihr seid ein
     guter Freund, und ich will mich gerne mit jedem duellieren, der es wagt,
     Euch zu schmähen! Aber treibt es nicht zu weit heute Nacht -«
    »Ich verstehe nicht
     recht«, erwiderte Don Diego. »Ich habe nichts weiter getan, als Euch zu
     bitten, mir die Geschichte des Kampfes zu erzählen: wie Ihr ihn verhöhntet
     während der Auseinandersetzung; wie Ihr ihn nach Gutdünken zurückdrängtet
     und seinem Leben ein schnelles Ende setztet, indem Ihr ihn erstacht…«
    »Genug! Wollt Ihr mich
     verspotten?«, schrie der dicke Feldwebel. Er schüttete den Wein
     hinunter und stieß den Becher weit von sich.
    »Ist es denn möglich?
     Solltet Ihr den Kampf am Ende nicht gewonnen haben?«, fragte Don
     Diego. »Aber dieser saubere Halunke konnte doch wohl nicht gegen
     Euch bestehen, Sargento? Wie war der Ausgang?«
    »Er hatte eine Pistole
     —«
    »Aber warum habt Ihr
     sie ihm denn nicht abgenommen und sie ihm die Kehle hinunter gestoßen?
     Aber womöglich habt Ihr ja gerade das getan. Da ist mehr Wein,
     Sargento. Trinkt!«
    Aber Sargento Gonzales war
     schon dabei, sich seinen Weg durch die Menge auf die Tür zu zu
     bahnen.
    »Ich darf meine
     Pflichten nicht vergessen!«, sagte er. »Ich muss schnellstens
     in die Garnison und dem Kommandanten von diesem Vorfall Bericht erstatten!«
    »Aber Sargento —«
    »Und was diesen Senor
     Zorro angeht, der wird Futter für meine Klinge sein, bevor ich hier
     fertig bin!«, schwor Gonzales.
    Und als er dann mit den
     schrecklichsten Flüchen im Regen verschwand, hatte er, da er einen
     guten Wein stehenließ, zum ersten Mal in seinem Leben der Pflichterfüllung
     erlaubt, seinem Vergnügen im Weg zu stehen.
    Don Diego lächelte, als
     er sich dem Kamin zuwandte.

 
    5
    EIN MORGENDLICHER RITT
    Am folgenden Morgen war der
     Sturm vorüber und nicht eine einzige Wolke trübte
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