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Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro
Autoren: Johnston McCulley
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dem Personal Anweisungen. Sein einziges Kind, Senorita Lolita, war
     ebenfalls im Haus, zupfte die Saiten einer Gitarre und träumte die Träume
     einer Achtzehnjährigen.       
    Don Carlos hob den
     silbergrauen Kopf und spähte den langen gewundenen Pfad hinab, auf
     dem er in der Ferne eine Staubwolke ausmachte. Die Staubwolke sagte ihm,
     dass da ein einzelner Reiter im Anmarsch war, und Don Carlos fürchtete
     schon, es handle sich um einen weiteren Steuereintreiber.
    Er beschattete die Augen mit
     einer Hand und beobachtete den näherkommenden Reiter scharf. Ihm fiel
     die nachlässige Art auf, in der er den
     Anstieg meisterte, und plötzlich keimte die Hoffnung in seiner Brust,
     denn er sah, wie die Sonne sich im Silber des Sattels spiegelte, und er
     wusste, dass den Armeeangehörigen im Dienst kein derart reiches
     Zaumzeug zur Verfügung stand.
    Der Reiter, der jetzt die
     letzte Kurve genommen hatte, war von der Veranda des Hauses aus gut zu
     sehen, und Don Carlos rieb sich die Augen und blinzelte noch einmal, um
     seine Ahnung zu bestätigen. Selbst auf diese Entfernung konnte er die
     Identität des Reiters feststellen.
    »Es ist Don Diego Vega«,
     hauchte er. »Geben die Heiligen, dass sich mein Schicksal nun doch
     noch zum Besseren wenden möge.«
    Don Diego, das wusste er
     wohl, mochte vielleicht nur für einen freundschaftlichen Besuch
     vorbeigekommen sein, und doch wäre auch das schon nicht zu verachten.
     Denn wenn erst allgemein bekannt würde, dass die Familie Vega auf
     ausgesprochen gutem Fuß mit den Pulido stand, würden auch die
     Politiker es sich zweimal überlegen, bevor sie Don Carlos weiter belästigten.
     Die Vega waren eine Macht im Lande.
    Also klatschte Don Carlos in
     die Hände und gebot dem Indianer, der aus dem Haus lief, die
     Sonnenblenden so zu stellen, dass eine Ecke der Veranda im Schatten läge,
     und außerdem einen Tisch und einige Stühle aufzustellen und
     rasch Wein und Gebäck zu holen.
    Er ließ auch den Frauen
     im Haus Don Diego Vegas Kommen ankündigen. Dona Catalina spürte,
     wie ihr Herz sich hob, und fing an, ein kleines Lied zu summen, und
     Senorita Lolita lief an ein Fenster, um auf den Pfad zu sehen.
    Als Don Diego an den Stufen,
     die auf die Veranda führten, anhielt, stand schon ein Indianer
     bereit, sich um sein Pferd zu kümmern, und Don Carlos selbst kam ihm
     die Hälfte der Treppe entgegen und
     wartete mit ausgestreckter Hand, um ihn willkommen zu heißen.
    »Ich schätze mich
     glücklich, Euch als Gast auf meiner bescheidenen Hacienda begrüßen
     zu dürfen, Don Diego«, sagte er, als der junge Mann näherkam
     und die Handschuhe abstreifte.
    »Es ist eine lange,
     staubige Straße«, erklärte Don Diego. »Außerdem
     ermüdet es mich, eine so weite Strecke zu reiten.«
    Don Carlos hätte sich
     beinahe vergessen und bei dieser Klage gegrinst, denn ein Pferd vier
     Meilen weit zu reiten war sicher nichts, was einen jungen Mann von Geblüt
     ermüden könnte. Aber er erinnerte sich an Don Diegos
     Schwunglosigkeit und unterließ es, zu grinsen, auf dass nicht das Lächeln
     Verärgerung bereite.
    Er wies den Weg in den
     schattigen Winkel der Veranda, bot Don Diego Wein und Gebäck an und
     wartete darauf, dass sein Gast das Wort ergriff. Wie zu jenen Zeiten
     üblich, blieben die Frauen im Haus, nicht bereit, sich zu zeigen,
     bevor nicht der Besucher nach ihnen fragte oder ihr Herr und Meister nach
     ihnen rief.
    »Wie steht es in Reina
     de los Angeles?«, fragte Don Carlos. »Es ist einige Wochen
     her, seit ich es zuletzt besuchte.«
    »Es ist alles beim
     Alten«, meinte Don Diego. »Außer, dass letzten Abend
     dieser Senor Zorro die Taverne heimsuchte und sich mit dem dicken Sargento
     Gonzales duellierte.«
    »Nein! Senor Zorro? Und
     wie ging der Kampf aus?«
    »Der Sargento sprach
     nicht eben aufrichtig darüber«, erklärte Don Diego.
     »Von einem Korporal, der anwesend war, wurde mir allerdings
     versichert, dass jener Senor Zorro mit dem Sargento spielte, ihn endlich
     entwaffnete und durch ein Fenster sprang, um im Regen zu entkommen. Seine
     Spuren waren nicht mehr auffindbar.«
    »Ein gewitzter Schurke«,
     sagte Don Carlos. »Wenigstens muss ich ihn nicht fürchten. Es dürfte
     den Camino Real hinauf und hinunter wohlbekannt sein, dass mir so gut wie
     alles genommen wurde, was die Männer des Gouverneurs tragen konnten.
     Ich warte nur darauf, dass sie mir als Nächstes die Hacienda nehmen.«
    »Hm. So
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