Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro
Autoren: Johnston McCulley
Vom Netzwerk:
freier Mann!«
    Einen Moment lang passierte
     gar nichts, dann wurde die angeschlagene Tür entriegelt und geöffret.
     Senor Zorro trat mit der Senorita im Arm ins Freie. Gleich hinter der Tür
     blieb er stehen, zog den Sombrero und verneigte sich tief vor ihnen.
    »Ich wünsche Euch
     einen guten Morgen, caballeros!« rief er. »Sargento, es dauert
     mich, dass Euch die Belohnung entgangen ist, aber ich werde dafür
     sorgen, dass Euch und Euren Männern der Betrag beim Wirt der Taverne
     gutgeschrieben wird.«
    »Im Namen der Heiligen,
     ein echter caballero!«, rief Gonzales.
    »Nehmt die Maske ab,
     Mann!«, schrie der Gouverneur. »Ich möchte wenigstens das
     Gesicht sehen, das meine Soldaten zum Narren hielt, diese caballeros unter
     seinem Banner vereinte und mich zum Nachgeben zwang.«
    »Ich fürchte, Ihr
     werdet enttäuscht sein, wenn Ihr mein armes Antlitz seht«,
     erwiderte Senor Zorro. »Erwartet Ihr, dass ich die Züge Satans
     trage? Oder solltet Ihr gar glauben, ich trüge ein Engelsgesicht?«
    Er lachte in sich hinein,
     warf einen Blick auf Senorita Lolita, dann hob er die Hand und riss sich
     die Maske vom Gesicht.
    Ein atemloses Staunen, ein
     herausgeschleuderter Fluch von einem oder zwei der Soldaten und Entzückensrufe
     der caballeros begleiteten den Vorgang. Von einem alten hidalgo erschallte
     ein lauter Schrei voll Stolz und Freude.
    »Don Diego, mein Sohn -
     mein Sohn!«
    Und der Mann, der vor ihnen
     stand, schien plötzlich die Schultern hängen zu lassen, er
     seufzte, und seine Stimme klang träge und erschöpft.
    »Ach, diese stürmischen
     Zeiten. Kann man denn wirklich niemals über Musik und die Dichter
     nachsinnen?«
    Und für einen Moment
     wurde Don Diego Vega, der Fluch von Capistrano, von den Armen seines
     Vaters umschlungen.

39
    »MAISBREI UND
     ZIEGENMILCH!«
    Alle drängten sich vor
     — Soldaten, Indianer, caballeros — und umringten Don Diego
     Vega und die Senorita, die seinen Arm umfasst hielt und aus stolzen,
     leuchtenden Augen zu ihm aufsah.
    »Erzählt! Erzählt!«,
     riefen sie.
    »Angefangen hat es vor
     zehn Jahren, als ich noch ein Knabe war«, sagte er. »Ich hörte
     Geschichten von Verfolgung und Unterdrückung. Ich sah, wie meine
     Freunde, die frailes, entehrt und bestohlen wurden. Ich sah Soldaten einen
     alten Indianer, der mein Freund war, verprügeln. Und dann beschloss
     ich, dieses Spiel zu spielen.
    Ich wusste, dass es kein
     leichtes Spiel würde. Und so gab ich vor, mich kaum für das
     Leben zu interessieren, auf dass niemand je meinen Namen mit dem des
     Banditen, der ich werden wollte, in Verbindung bringen würde.
     Heimlich lernte ich reiten und den Umgang mit dem Degen -«
    »Bei allen Heiligen,
     das hat er wirklich«, brummte Sargento Gonzales.
    »Zur Hälfte war
     ich der träge Don Diego, den ihr alle kanntet, die andere Hälfte
     aber war der Fluch von Capistrano, der ich einmal sein wollte. Und schließlich
     kam der Tag, und ich machte mich ans Werk. Es ist schwer zu erklären,
     Senores. In dem Moment, in dem ich Mantel und Maske anlegte, fiel Don
     Diego von mir ab. Mein Körper straffte sich, frisches Blut schien mir durch jede Ader zu strömen,
     die Stimme wurde stark und fest, Feuer loderte in mir! Kaum aber legte ich
     Mantel und Maske ab, wurde ich wieder der träge Don Diego. Ist das
     nicht seltsam? Ich freundete mich mit dem dicken Sargento Gonzales hier
     an, und das nicht ohne Grund.«
    »Ha! Den Grund kann ich
     mir schon denken, caballeros!«, rief Gonzales. »Abgewunken
     habt Ihr jedes Mal, wenn von Senor Zorro die Rede war, nichts wolltet Ihr
     hören von Blutvergießen und Gewalt, aber jedes Mal habt Ihr
     mich gefragt, in welche Richtung ich denn mit meinen Leuten reiten würde
     -und dann seid Ihr in die entgegengesetzte Richtung gezogen, um dort Eurem
     verfluchten Handwerk nachzugehen.«
    »Ihr seid ein
     hervorragender Denker«, sagte Don Diego und lachte wie alle anderen
     um ihn herum. »Ich habe mich sogar mit Euch geschlagen, nur damit
     Ihr nicht erraten würdet, dass ich Senor Zorro bin. Erinnert Ihr Euch
     noch an die Regennacht in der Taverne? Ich hörte mir Eure Prahlerei
     an, ging davon, um Maske und Mantel anzulegen, kehrte zurück, kämpfte
     mit Euch, floh, legte Mantel und Maske wieder ab und kehrte abermals zurück,
     um Euch aufzuziehen.«
    »Ha!«
    »Ich besuchte als Don
     Diego die Hacienda Pulido und kehrte kurz darauf als Senor Zorro zurück,
     um mich dort mit der Senorita zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher