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Im Zeichen des großen Bären

Im Zeichen des großen Bären

Titel: Im Zeichen des großen Bären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lediglich Alarm für die 3. Kompanie. Verstärkte Wachen im ganzen Bereich!
    Leutnant Powell, der Chef der 3. Kompanie, ließ sich sofort von William Bericht erstatten. Er gehörte zu jener Sorte kleiner Männer, die fehlende Zentimeter durch federnde Spannkraft ausgleichen. Immer wirkte er wie auf dem Sprung, und daß er unendlich zäh war, wußten alle, die ihn in der Länge überragten.
    »Sie sagen: erdbraun, unförmig und schwerfällig?« fragte er mit seiner hellen Stimme.
    »Jawohl, Herr Leutnant. Manchmal klapperte es auch.«
    »Braun, unförmig, klappernd … aha. Lassen Sie uns überlegen. Lief es auf Rädern oder Raupen?«
    »Konnte ich nicht ausmachen, Herr Leutnant. Es verschwand in dem Minentrichter dort.«
    »Ein getarnter Kleintank der Deutschen vielleicht?«
    »Dafür war es zu klein.«
    Powell runzelte die Stirn und rieb sich die Nase, das tat er immer, wenn er gezielt nachdachte. »Eine durch Batterien fahrbare Mine?«
    William Rockwell horchte auf. »Wäre durchaus möglich, Herr Leutnant.«
    Wenn es so war, dann hatte sich die getarnte Geheimwaffe wahrscheinlich verfahren. Etwas mit der Fernlenkung mochte nicht funktioniert haben.
    Trotzdem – eine unbekannte Größe blieb immer eine Bedrohung. So dachten alle, so dachte auch ihr Chef. Er reckte sich um mindestens zwei Zentimeter und sagte forsch: »Ich brauche vier Freiwillige. Nummer eins bin ich selber. Wir werden uns das Ding ansehen, ihm auf die Zehen treten, bevor es uns auf die Zehen tritt!«
    Wie nah er mit dem Ausdruck ›auf die Zehen treten‹ der Wirklichkeit gekommen war, ergab sich wenige Minuten später. Der Spähtrupp startete, robbte vorsichtig ins dunstige Gelände hinein, entsicherte auf Powells Wink hin die Handgranaten und stürzte die letzten Meter halb aufrecht zum Trichter hin. Vom deutschen Graben her ballerte es pflichtgemäß, aber recht lustlos. Sie waren schneller. Und dann sahen sie die Bescherung!
    Der Trichter war halb mit lehmiger Sauce gefüllt, wahrhaftig kein einladender Aufenthaltsort. Und da hockte, am Rande des Tümpels, auf den Speichen eines zerbrochenen Rades, die Geheimwaffe der Krauts. Die vier rieben sich die Augen. Das gab's doch nicht!
    Powell sah Rockwell forschend ins Gesicht. »Spinn' ich?« fragte er.
    Rockwell riß sich zusammen. Dann meldete er: »Ein Bär, Herr Leutnant!«
    Der Gefreite Micklewhite war der erste, der den komischen Kern der Sache erfaßte. Er gluckste, prustete, versuchte, eine seriöse Miene aufzusetzen, und platzte dann hemmungslos heraus mit einem wilden Gelächter.
    Der Bär guckte sich die vier uniformierten Gestalten ziemlich mißmutig an. Er hatte gerade einen der Näpfe gefunden, in denen so etwas Süßes, Klebriges war, manchmal sogar noch Stückchen von einer ausgesprochenen Delikatesse. Und das Feine war, daß die Dinger hier ziemlich reichlich herumlagen.
    Als Micklewhite losprustete, gackerte, schrie vor Lachen, schlossen sich die anderen an, zuerst Powell, dann Smith, schließlich auch William Rockwell, der sich ein bißchen geniert hatte wegen seines Alarms.
    Das Gelächter der vier schallte über das zerstörte Land, wie eine schöne Botschaft. Die Kameraden vom 159. Infanterieregiment hörten es. Und auch in den deutschen Stellungen kam es an, einige Stahlhelme tauchten blitzartig drüben auf und verschwanden wieder.
    Der Bär war fast noch ein Baby. Jedenfalls sah er viel kleiner aus als das Trumm, dem William in seiner kanadischen Heimat mitten in einem Blaubeerenfeld begegnet war. Der Bär hatte damals William erst angeschaut und ihm ohne weiteres das Hinterteil zugedreht. Weggetrottet war er! Seitdem glaubte William nicht mehr so recht an all die Geschichten von mordgierigen Bären.
    Dieser hier war ein richtiger Teddy. Er saß possierlich da, blinzelte mit Kaffeebohnenaugen, hatte kleine Plüschohren, eine spitze und ziemlich klebrige Schnauze, ein rundes Bäuchlein und war unwahrscheinlich dreckig. Das braune Fell hing voll angetrockneter Lehmklumpen und war schon wieder naß, gelblichgrau verklebt. Die Männer hockten ihm gegenüber, Auge in Auge. Er hatte die Konservenbüchse noch zwischen den dicken Pfoten. Es war eine der Pfirsichkonfitürebüchsen der Firma Goudben & Co., Los Angeles, die zur Verpflegung der kanadischen Truppen gehörte. Leere Exemplare warfen sie oft ins Gelände. Schießkünstler demonstrierten gelegentlich auch gern ihre Treffsicherheit an ihnen.
    Zwischen zwei Lachern gluckste Leutnant Powell: »Es gibt doch mehr Dinge zwischen

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