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Im Zeichen des Adlers

Im Zeichen des Adlers

Titel: Im Zeichen des Adlers
Autoren: Vampira VA
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Frieden.
    Dieses Licht mußte sein Ziel sein. Denn jenseits davon, und auch das wußte er plötzlich mit untrüglicher Gewißheit, lag das Land seiner Ahnen, jenes Reich, in dem alle Geister sich wiederfanden, wenn der Tod sie vom Leib geschieden hatte.
    Die Legenden seines Volkes berichteten von diesem Land, und Makootemane hatte sie nie vergessen. Auch nach seinem ersten Tod, den er als Vampir überwunden hatte, waren diese Legenden in einem Winkel seiner Erinnerung geblieben. Und er hatte in dreihundert Jahren die Hoffnung nicht verloren, irgendwann Einlaß zu finden in jenes Land, von dem es in den Geschichten der Weißen hieß, die Indianer würden es die Ewigen Jagdgründe nennen.
    Obwohl es so etwas wie Entfernung für Makootemane nicht mehr gab, nicht hier zumindest, lag das Licht doch unendlich weit weg. Dennoch würde ihm ein Gedanke genügen, es zu erreichen. Er stellte sich vor, wie es sein mußte, darauf zuzutreiben.
    Gleißend hell war es schon jetzt, ungleich strahlender als die Sonne am heißesten Tag, und vom reinsten Weiß, wie Makootemane es auf Erden nie gesehen hatte; und mit jedem Stück, um das er dem Licht näherkommen würde, mußte seine leuchtende Kraft noch zunehmen. Bis ihn schließlich eine Macht ergreifen und leiten würde, die ihn in das Licht hineintrug, auf daß er in das Land jenseits davon einging .
    Aber so geschah es nicht.
    Wohl fühlte Makootemane sich von einem Sog erfaßt, doch der brachte ihn dem Licht nicht näher, sondern ließ es weiter abrücken. Weil die fremde Kraft von anderswo nach ihm langte, kalt und beißend, und seinen Geist zu sich hinabzerrte - - dorthin, wo das Gegenstück des Lichtes lauerte: etwas wie kochende Finsternis, sturmdurchwühlten Wolken in dunkelster Nacht gleich.
    Makootemane mühte sich, der Anziehungskraft des lichtlosen Schlundes zu entkommen. Er stellte sich vor, gegen den eisigen Strom zu schwimmen, der diesem Moloch zufloß. Alle Kraft seines Geistes verwandte er darauf. Und wirklich wurde seine Anstrengung mit Erfolg belohnt - wenn auch nur mit geringem: Denn ob -wohl es ihm gelang, Abstand zu halten zu der brodelnden Finsternis, kam er doch auch dem Licht nicht näher.
    Der Geist des Arapaho hing wie gebannt dazwischen. War gefangen zwischen . Himmel und Hölle?
    Der Gedanke schien ihm ebenso banal wie absurd. Und daß er nicht wirklich zutraf, erfuhr er im nächsten Moment. Tatsächlich nämlich gestaltete sich seine Situation um vieles mißlicher, vielfältiger in gewissem Sinne: Denn es gab nicht allein zwei Pole, zwischen denen er sich befand - sondern deren viele. Unzählige!
    Hatte er sich eben noch von wirbelndem Nichts umgeben geglaubt, vermochte Makootemane nun zu sehen, was sich darin verbarg Welten!
    Aber - handelte es sich um wirkliche Welten?
    Die Eindrücke, die der Arapaho auffing, wechselten in so rascher Folge, daß er keinen lange genug festhalten konnte, um ihn auch im Detail zu verarbeiten. Bizarre Szenarien waren es in jedem Fall, viele absolut fremdartig, andere vage vertraut. Makootemane fühlte sich in ihrem Tanz gefangen, als sei er selbst Teil eines mysteriösen Kaleidoskops, das unentwegt neue Bilder schuf.
    Eines aber registrierte sein Geist sehr wohl: Nichts von dem, was er empfing, schien ihm wirklich echt. Jeder einzelne Eindruck kam ihm auf schwer in Worte zu fassende Weise unfertig vor. Als handle es sich bei alldem nur um unausgegorene Ideen von Welten, vielleicht um nie vollendete Pläne eines Gottes - oder von Göttern .
    Makootemane hatte das Gefühl, als sei zumindest dieser letzte Gedanke nicht sein eigener; als habe er ihn nur aufgefangen inmitten des wirbelnden Wahnsinns rings um ihn her.
    Aber er kam ohnedies nicht dazu, ihn weiterzuverfolgen. Denn plötzlich - - griffen diese tosenden Kräfte wieder nach ihm, mit solcher Macht, daß die Kraft seines Geistes nicht länger genügte, um ihnen zu widerstehen.
    Das Licht, auf das Makootemane hatte zustreben wollen, verschwand im Wirbel der Welten.
    Wie hatte ich auch nur hoffen können, Einlaß zu finden ins Land meiner Ahnen? durchfuhr es ihn. Ich bin nicht wie sie - seit dreihundert Jahren nicht mehr! Auf Wesen meiner Art - ganz gleich, wie sie ihr Schicksal auch meisterten - kann einzig ewige Verdammnis warten!
    Er fühlte sich verloren zwischen den tobenden Eindrücken. Sie zerrieben seinen Geist, als wollten sie alle einen winzigen Teil davon erhaschen. Fast sehnte der Arapaho sich danach, daß der Sog aus jenem finsteren Moloch wieder nach ihm
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