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Im Zeichen des Adlers

Im Zeichen des Adlers

Titel: Im Zeichen des Adlers
Autoren: Vampira VA
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greifen und ihn hinabzerren möge, damit er diesem Irrsinn entginge.
    Und beinahe wünschte Makootemane sich, Schmerz empfinden zu können - weil Schmerz den puren Wahnsinn, der auf ihn einstürmte, vielleicht gelindert hätte; zumindest aber wäre er etwas wie ein Ventil gewesen, durch das der Alte seinen Geist hätte erleichtern können.
    So aber war er alldem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Und womöglich würde es nie enden.
    Wie lange währt eine Ewigkeit? ging es Makootemane durch den schon zerrütteten Sinn. Er erfuhr es nicht. Noch nicht.
    Denn ihm wurde geholfen .
    *
    Makootemane fühlte sich, als müsse er ertrinken in der Flut kochender Eindrücke seltsamer Welten. Tatsächlich war das Gefühl um vieles schlimmer! Schon weil der Tod ihm keine Aussicht auf Erlösung zu verheißen vermochte. Nicht mehr .
    Als er unvermittelt aus dem Mahlstrom herausgerissen wurde, schien es dem Arapaho so, als habe eine Hand nach ihm wie nach einem Ertrinkenden gegriffen und ihn im letzten Moment aus dem Wasser gezerrt! Obwohl der Vergleich freilich nicht wirklich zutraf. Die Wirklichkeit war ... unbeschreiblich.
    Aber Makootemane verschwendete ohnedies keinen Gedanken daran, wie sein Entkommen im einzelnen vonstatten gegangen war. Schon weil ihm die Kraft dazu fehlte, und weil seine Gedanken ein wüstes Durcheinander hinter seiner Stirn waren, als wüte der Weltensturm dort weiter - Hinter seiner Stirn?
    Irritiert hielt Makootemane inne. Wie konnte er den Eindruck haben, etwas geschehe hinter seiner Stirn - wo er doch keinen Körper mehr besaß!
    Seine rechte Hand fuhr hoch, an seinen Augen vorüber, berührte die Stirn!
    Mit den Fingern der Linken tastete er über seine Rechte, wie um sich davon zu überzeugen, daß sie wirklich vorhanden und stofflich war. Er spürte kühle, ledrig spröde Haut - die Färbung jedoch ... Sie war rötlich, wie bei seinem Volk üblich, trotzdem schien sie ihm ungewohnt, anders; ihr Ton war nicht exakt derselbe wie - nun, wie zu seinen Lebzeiten eben.
    Und genauso verhielt es sich mit der Landschaft, in der Makoo-temane sich unvermittelt wiederfand!
    Steppengras entsproß dem kargen Boden, dazwischen reckten vereinzelte Sträucher ihr dürres Geäst knöchernen Fingern gleich dem Himmel entgegen. In der Ferne markierten Berge den Horizont.
    Ein Anblick, wie er Makootemane im Grunde durchaus vertraut war. Zugleich jedoch schien er dem Arapaho bizarr und fremd - seiner Farben wegen! Sie waren nicht eigentlich falsch, aber auch nicht natürlich; nicht so, wie sie es hätten sein müssen, wären sie echt gewesen.
    Makootemane zog den Vergleich zu einem Gemälde, dessen Maler wohl ein geradezu täuschend ähnliches Abbild einer Landschaft geschaffen und sich nur in der Farbgebung vergriffen hatte: Farben wie diese hier gab es in der Natur nirgendwo. Das Blau des Himmels war zu tief, das Grün des Grases zu kräftig, das Braun des Bodens ebenso .
    Der Arapaho saß mit untergeschlagenen Beinen da, und seine Hände strichen über die Halme vor ihm, so behutsam, daß seine Handflächen nur deren Spitzen berührten. Trocken und hart waren sie - und .
    Makootemane spürte es. Roch und schmeckte es.
    Der Odem des Lebens hatte diese Welt nie berührt. Sie war wie ein Kind, das schon tot dem Schoß seiner Mutter entschlüpft war.
    »Wo bin ich?«
    Makootemane fühlte sich unbeschwert, denn im Grunde rührte ihn nichts von der Unwirklichkeit um ihn her, und ebenso leicht kamen ihm die Worte aus dem Munde. Er spürte kaum, daß seine Zunge und Lippen sich bewegten.
    Und er erschrak nicht einmal, als ihm seine Frage beantwortet wurde.
    »Ein Toter in einer Welt ohne Leben bist du.«
    Makootemane sah auf. Er wußte nicht, ob der andere schon die ganze Zeit über neben ihm gestanden hatte, oder ob er gerade erst an seine Seite getreten war.
    Obwohl der andere stand, überragte er den sitzenden Indianer nur um wenig mehr als Haupteslänge. Er war nackt, und seine Haut zeigte die Farbe von im Feuer gehärtetem Holz. Das Haar lag ihm wie metallisches Gewölle kappenartig am Schädel an.
    »Wie komme ich hierher?« wollte Makootemane wissen.
    Der Fremde streckte die Hand aus, als wolle er einen Unsichtbaren begrüßen.
    »Ich habe dich geholt«, erwiderte er.
    »Lebst du allein in dieser Welt?« Dutzende Fragen drängten auf die Zunge des Arapaho, aber er zügelte seinen Wissensdurst.
    Der andere schüttelte den Kopf. »Dies ist nicht meine Welt.«
    »Sondern?«
    »Die deine.«
    »Was soll ich anfangen mit
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