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Im Zeichen des Adlers

Im Zeichen des Adlers

Titel: Im Zeichen des Adlers
Autoren: Vampira VA
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widerstanden hatte. Binnen weniger Sekunden forderte sie ein, worum sie über Jahrhunderte betrogen worden war.
    Das Unsterbliche in Makootemane indes, sein wahres und tiefes Wesen, blieb unberührt davon. Es löste sich aus dieser Welt und trieb davon, nach oben und zu allen Seiten hin zur gleichen Zeit. Das Dorf seines Stammes verschwand in der Tiefe sowie in der Ferne zugleich.
    Doch dem Alten war nicht weh darum. Er hatte um seinen Tod gewußt und Zeit gehabt, sich auf den endgültigen Abschied vorzubereiten. Nichts, hatte er unternommen, um das Sterben abzuwenden. Nicht noch einmal hatte er die Pfade des Schicksals umleiten wollen - wie er es damals getan hatte, vor über dreihundert Jahren ... ... als Landru den Stamm der Arapaho aufgesucht hatte. Zunächst hatte der Hüter des Lilienkelchs damals Makootemane aus dem Kelch zu trinken gegeben, von seinem eigenen schwarzen Blut. Als der Häuptling daran gestorben und dann als Vampir wiedererstanden war, hatte der Hüter des Unheiligtums zwölf Kinder des Stammes auserwählt und sie mit Makootemanes nunmehr ebenfalls geschwärztem Blut getauft.
    Aber Makootemane, Oberhaupt dieser neugeschaffenen Sippe, hinterging den Hüter: Indem er seinem Adler heimlich vom Kelchblut zu trinken gab, gelang es ihm, sich mit der reinen Seele des Tieres zu verbinden und dadurch das Böse zu überwinden. Seine vampirischen Kinder folgten seinem Beispiel, und so lebten die Arapa-ho-Vampire fortan in einer Art Symbiose mit den Menschen, denen sie nur soviel Blut abverlangten, wie sie zum Überleben brauchten -und ohne mit ihrem Biß je zu töten. 1
    So waren die Dinge also über drei Jahrhunderte in für Vampire ungewöhnlichen und ruhigen Bahnen verlaufen. Die Arapaho-Sippe hatte ihr geheimes Dasein geführt, unberührt von dem, was jenseits der Grenzen ihrer Jagdgründe vorging - - bis ein todbringender Keim Makootemane infiziert hatte: der Keim jener Seuche, zu deren Träger alle vampirischen Sippenoberhäupter der Welt wurden. Ohne allerdings selbst daran zu sterben.
    Doch sie übertrugen den Keim auf ihre Kinder, und die hatten jenem Zorn Gottes nichts entgegenzusetzen, gingen elend daran zugrunde.
    Makootemane jedoch war diesem Schicksal auf seine ganz eigene Weise begegnet, um seinen Stamm vor dem Niedergang zu bewahren. Auf spiritueller Ebene hatte er sich der Bedrohung gestellt. In der Gestalt seines Totemtieres, des Adlers, hatte er den Kampf gegen den Purpurdrachen, der die Traumgestalt der Seuche gewesen war, gewonnen - - und ihn mit dem Verlust seiner Kräfte bezahlt .
    So war er letztlich ein leichtes Opfer für Lilith Eden gewesen, die unter dem bösen Einfluß des Seuchenkeims über Makootemane hergefallen war und ihn getötet hatte. 2
    Nun, seinen Körper zumindest.
    Makootemanes Geist indes entkam dem Tod. Er floh aus dieser Wirklichkeit, als trügen magische Adlerschwingen ihn fort; er ritt auf dem Wind, und schließlich kam es ihm vor, als würde er selbst Teil des Windes - mehr noch: Teil all dessen, was die Natur und ihre Gewalten und Wunder ausmachte. Der Arapaho glaubte sich mit der Welt selbst verschmolzen, eins geworden - - und mußte doch schon im nächsten Moment erkennen, daß dem nicht so war. Ganz und gar nicht!
    Die Brise, die ihn bis eben noch sanft getragen hatte, gewann unvermittelt an Kraft, wuchs sich zu einem Sturm aus, der mit unsichtbaren Klauen nach Makootemanes körperlosem Wesen schlug, daran zerrte und es zu zerreißen drohte. Im wörtlichen Sinne hin und hergerissen fühlte er sich. Trotzdem ihm Schmerz noch immer fremd war, schrie der Arapaho auf, freilich stumm - und doch wurde der Sturmwind davon noch angefacht!
    Alles um seinen Geist her schien in irrem Brodeln und Wirbeln zu vergehen, und schließlich fühlte auch er selbst sich davon erfaßt, als schlürfe ihn eine gestaltlose Monstrosität in ihren Schlund.
    Makootemane hatte dem Sog nichts entgegenzusetzen außer der Macht seines Geistes. Er dachte an Widerstand, versuchte sich bildlich vorzustellen, wie er gegen die fremden Kräfte ankämpfte. Und tatsächlich gewann er ein klein wenig an Boden. Für einen zeitlosen Moment ließ das Zerren und Ziehen von ihm ab, tobten die Gewalten nur um ihn herum, ohne ihn anzurühren.
    Und in diesem Moment entdeckte der Alte das Licht.
    Nicht auf die Art, in der ein Mensch sieht. Dieses Licht zu sehen, dazu bedurfte es keiner Augen. Makootemane erfaßte es, begriff und verstand es. Wußte schlicht, was es verhieß.
    Erlösung. Ruhe. Ewigen
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