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Im Zeichen der Menschlichkeit

Im Zeichen der Menschlichkeit

Titel: Im Zeichen der Menschlichkeit
Autoren: Stefan Schomann
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kommt es zu engeren Kooperationen beim Blutspendedienst und bei der Ausbildung medizinischer Assistenzberufe; hinzu kommen beratende Gespräche. Gemeinsame Übungen mit dem Sanitätsdienst der Streitkräfte aber werden allenfalls noch auf örtlicher Ebene abgehalten; im Rahmen der Neukonzeption der zivilmilitärischen Zusammenarbeit hat sich der Kontakt allgemein reduziert. Zwar nennt das im Jahr 2008 beschlossene DRK -Gesetz die Unterstützung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr weiterhin als eine der zentralen Aufgaben. Doch wie die Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung insgesamt, so ist auch das DRK in den letzten beiden Jahrzehnten auf größere Distanz zur militärischen Sphäre gerückt. Auch wenn es seinen Sonderstatus als »freiwillige Hilfsgesellschaft der deutschen Behörden im humanitären Bereich« betont, um sich von Nichtregierungsorganisationen abzugrenzen, behält es sich doch ausdrücklich vor, Einsätze abzulehnen, wenn sie den Grundsätzen der Unparteilichkeit und Neutralität zuwiderlaufen. Inwieweit seine Kräfte daher bei einer militärischen Mobilmachung wirklich zur Verfügung stünden, ist schwer vorherzusagen. Man kann nur hoffen, dass der Beistandsfall möglichst lange nicht eintritt. Es wäre fatal, wenn es eines Tages hieße: »Nach erfolgreicher Friedenstätigkeit wendet das Deutsche Rote Kreuz sich nunmehr wieder seinen angestammten Kriegsaufgaben zu.«
    Der Spagat zwischen humanistischen Idealen und militärischen Erfordernissen hat die Geschichte der Hilfsorganisation von Beginn an geprägt. So bemerkte Louis Appia einst auf einer schwungvollen Rede zum dreißigjährigen Bestehen in Genf: »Die freiwillige Hilfsbereitschaft und der gebieterische Militarismus sind zwei entgegengesetzte Ströme, rein logisch widersprechen sie einander.« Es sei denn, die Widersprüche würden mit Hilfe eines übergeordneten guten Willens überwunden, des Willens zur Barmherzigkeit. Dann könne eine solche Menschheitsorganisation »ein klein wenig Gutes bewirken, wo die Kämpfe zwischen den Staaten so viel Schlimmes hervorbringen«. Doch hat man nicht schon davon gesprochen, dass keine Kriege mehr geführt würden? Auch wenn Appia diese Vorhersagen als weltfremden Wunsch erkennt – die Sehnsucht danach bewegt ihn gleichwohl: »Wir wüßten nicht, was wir lieber täten! Dann würden wir unsere Fahne wie ein Museumsstück ins Arsenal unseres Rathauses überführen.« Dort, unter den Arkaden des Zeughauses, könnte sie dann den ausgemusterten Kanonen Gesellschaft leisten, schräg gegenüber vom Haus Henry Dunants, in dem alles seinen Anfang nahm.

Dank
    Sie mußte sehr große Gefühle mobilisieren, geradezu schlechthin große,
und wo findet man die am ehesten? Dort, wohin alle Welt sie verlegt:
im historischen Geschehen.
    ROBERT MUSIL, DER MANN OHNE EIGENSCHAFTEN
    Dank an die Bücher
    Eine gut sortierte Bibliothek ist wie ein opulenter Garten, durch den zu flanieren man nie müde wird. Das Rote Kreuz hat über anderthalb Jahrhunderte hinweg eine schwindelerregende Fülle an Literatur hervorgebracht. So begierig ich vieles auch gelesen habe, konnte es doch nur eine Erkundungsbohrung durch die mächtigen Schichten der Überlieferung sein. Nachfolgend einige Empfehlungen zur weiteren Lektüre.
    Das stärkste Buch zur Lebensgeschichte Henry Dunants ist nach wie vor jenes hellsichtige Porträt, das Martin Gumpert 1937 in der Emigration geschrieben hat: Dunant – der Roman des Roten Kreuzes . Von den neueren Biographien eröffnet Rotes Kreuz und Weiße Fahne von Dieter und Gisela Riesenberger den besten Zugang. Hans Amman hat vor allem Episoden aus der Heidener Zeit Dunants beleuchtet. Zuletzt widmeten sich Yvonne Steiner und Corinne Chaponnière ausgiebig dieser faszinierenden Gestalt. Spaziergängen mit Roger Durand verdanke ich mannigfache Inspiration über den Geist von Genf.
    Ulrich Ladurner hat in Solferino einen reizvollen Selbstversuch unternommen und der »kleinen Geschichte eines großen Schauplatzes« nachgespürt. Tom Buk-Swienty hat kürzlich die Schlachtbank Düppel rekognosziert und dabei auf exemplarische Weise Grauen und Faszination eines Krieges lebendig werden lassen.
    Für die Verstoßung Dunants aus dem Genfer Paradies haben die Biographen Rache genommen. Während die Literatur über ihn noch immer anschwillt, liegt zu Gustave Moynier nur eine einzige größere Darstellung vor, die von Jean de Senarclens. Wer sich auf die Schnelle mit beiden Figuren bekannt machen will, dem seien die
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