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Im Zeichen der Menschlichkeit

Im Zeichen der Menschlichkeit

Titel: Im Zeichen der Menschlichkeit
Autoren: Stefan Schomann
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handlichen Bändchen der Forschungsgruppe »Genève humanitaire« empfohlen: Roger Durand hat Henry Dunant porträtiert, François Bugnion dessen Verehrer und Kontrahenten Gustave Moynier.
    Was die Geschichte des Internationalen Komitees angeht, so besticht bis heute das epische Plädoyer von Pierre Boissier aus den sechziger Jahren: De Solférino à Tsoushima . Nach dem frühen Tod des Autors hat André Durand dann den zweiten Band übernommen: De Sarajevo à Hiroshima . Eine komprimierte Darstellung aus völkerrechtlicher Sicht hat kürzlich Daniel-Erasmus Khan vorgelegt. Nicht mehr ganz einfach zu bekommen, aber jede Mühe wert ist die von Michael Neumann herausgegebene Reihe über den Friedensnobelpreis, den die Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung insgesamt dreimal erhalten hat.
    Das Standardwerk über Das Deutsche Rote Kreuz hat Dieter Riesenberger vorgelegt – ein gewaltiges Geschichtspanorama, leidenschaftlich recherchiert und gekonnt erzählt. So manches Mal fiel mein Stolz auf eine rare Ausgrabung in sich zusammen, wenn ich nach neuerlicher Lektüre feststellen musste, dass er sie längst vorher gefunden hatte. Widmete er sich dem großen Ganzen, so haben sich andere Autoren in akribischer Kleinarbeit der Orts- und Regionalgeschichte des Roten Kreuzes von Altenburg bis Zweibrücken angenommen. Es wird höchste Zeit, sich bei der gern geschmähten Zunft der Heimatforscher und Lokalchronisten zu bedanken. Ihr Endprodukt mag sich zuweilen etwas unförmig ausnehmen – ihr Rohstoff aber ist pures Gold. Eine unerschöpfliche Quelle bilden auch die verschiedenen Rotkreuzzeitschriften quer durch die Epochen. Sie wirken wie ein funkelndes Spiegelkabinett, in das man schnell hineingezogen wird und dann kaum mehr herausfindet.
    Zur Geschichte der Organisation im »Dritten Reich« liegen inzwischen zahlreiche Studien vor. Bahnbrechend war die Arbeit von Jean-Claude Favez, der in Une mission impossible? vor allem die Beschwichtigungspolitik des Internationalen Komitees untersucht hat. Horst Seithe brachte dann Anfang der neunziger Jahre auch die Diskussion über Das Deutsche Rote Kreuz im Dritten Reich ins Rollen. Später haben unter anderem Peter Poguntke und Markus Wicke zum Thema publiziert. Birgitt Morgenbrod und Stephanie Merkenich erarbeiteten schließlich eine umfassende Monographie über Das Deutsche Rote Kreuz unter der NS-Diktatur.
    Einen faszinierenden Einblick in die Realitäten der Nachkriegsjahre gewähren die Erinnerungen von Dietrich Blos: Das Berliner Rote Kreuz 1945 – 1976 . Diese spannende Zeit dürfte in den nächsten Jahren zunehmend ins Blickfeld der Forschung geraten. Zu Einzelaspekten wie der Schwedenspeisung, der Schweizer Kinderhilfe oder der Kinderluftbrücke sind bereits reizvolle Publikationen erschienen. Zur Geschichte der Bergwacht in Bayern hat Gerhard Opperer sen. eine zweibändige Chronik der Bergrettung in Bayern vorgelegt, einen kolossalen Steinbruch über das alpine Rettungswesen.
    Der Suchdienst ist seiner Natur nach ein literarisches Medium, versucht er doch, fragmentierte menschliche Schicksale zu einer linearen Erzählung zusammenzufügen. Kurt W. Böhme hat in den sechziger Jahren in Gesucht wird Einblick in diese Detektivarbeit gegeben. Jede Fallgeschichte liest sich wie ein Krimi. Abgesehen von dem großen DDR -Kapitel bei Dieter Riesenberger gibt es zur Geschichte des DRK der DDR bislang keine umfassende Darstellung. Die Masterarbeit von Gordon Teubert über Das DRK im Osten hat jedoch gezeigt, wie lohnend die Beschäftigung mit diesem Thema sein kann.
    Es fällt auf, dass sich die großen Intellektuellen quer durch die Zeiten kaum für das Rote Kreuz erwärmen konnten, so dass es geistesgeschichtlich ungleich weniger ins Gewicht fällt als gesellschaftsgeschichtlich. Dafür war die Basis umso produktiver. Während die Rotkreuzliteratur früher ein regelrechtes Genre bildete, das bis in die dreißiger Jahre in Blüte stand, dominierten in den letzten Jahrzehnten die Diskurse der Historiker. Nur gelegentlich waren zumindest in anthologieartiger Form auch Originaltöne zu vernehmen. In den sechziger Jahren erschien Der Ruf der Stunde als ein Lesebuch der Schwesternschaften, und zuletzt haben Birgit Panke-Kochinke und Monika Schaidhammer-Placke eine Dokumentation der Kriegskrankenpflege zusammengestellt: Frontschwestern und Friedensengel . Immer wieder habe ich daher nach Zeugnissen aus erster Hand gefahndet: Tagebücher, Erlebnisberichte, Erinnerungen von Zeitzeugen. Manche
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