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Im Wettbüro des Teufels

Im Wettbüro des Teufels

Titel: Im Wettbüro des Teufels
Autoren: Stefan Wolf
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übernächsten
und am vierten Tag. Er ließ sich nicht abwimmeln.
    Schließlich war das hier eine
Makler- und Wohnungsbau-Firma und nicht das Bundeskanzler-Amt. Oder eine
Partei-Zentrale. Ja, mit Volksvertretern, dachte Egon, ist das was anderes. Die
vertreten das Volk nur kurz vor den Wahlen, sind nur dann zu sprechen und
ansonsten murksen sie rum nach Gutdünken und verstecken ihre Hilflosigkeit
hinter Worthülsen.
    Bei Selbmann-Kotz hatte sich
seine Beharrlichkeit bewährt. Mit einem Seufzer war ihm von der Sekretärin ein
Termin genannt worden. Heute. „Ja, an diesem Samstag arbeiten wir!“ Am
Samstagvormittag.
    Jetzt, auf die Minute genau,
stand Egon vor dem Chefzimmer.
    Die Sekretärin sah an ihm
vorbei, als sie die Tür öffnete.
    „Herr Selbmann-Kotz — der Herr
Voigt ist jetzt da.“
    Er durfte eintreten. Hinter ihm
schloss sich die Tür.
    Während er sich umsah, hätte er
beinahe gepfiffen. Luxus! Aber das hatte Egon erwartet. Die Firma scheffelte
Geld.
    Selbmann-Kotz Junior — das war
die offizielle Bezeichnung; über den Senior war Egon nichts bekannt — der
Junior also saß hinter dem Schreibtisch, fett, froschäugig, um die Vierzig. Er
lutschte an einer gewaltigen Zigarre, die kubanischen Duft verbreitete, 85 Mark
das Stück kostet und zu den feinen Puros aus Havanna gehört. Eine Montecristo.
Aber das erkannte Egon nicht. Mit solchen Edel-Schmauch-Balken war er noch nie
in Berührung gekommen. Gleichwohl merkte er, dass Selbmann-Kotz Junior auf sich
hielt.
    „Vielen Dank, Egon!“ Irene
lächelte ihn an. „Ich glaube, es wird länger dauern. Vielleicht hat dieser Herr
Glockner nicht gleich für mich Zeit. Ich muss bestimmt eine
Personenbeschreibung machen und eine genaue Aussage.“
    Egon Voigt schmachtete sie an.
„Ich kann leider nicht warten. So gern ich’s täte.“
    Das klang echt. Sie hatte
gemerkt, dass er zeitlich im Druck war. Er gehörte zu den gelegentlichen Gästen
im Café ,Am Opernplatz’ und Irene hatte sich in ihn verguckt. Wegen seiner
leuchtenden Augen und dem großzügigen Trinkgeld.
    „Es tut mir gut, Egon, wenn ich
nachher ein paar Schritte laufe. Das ist kein Problem.“
    Er nickte, lächelte sie an,
ließ sie aussteigen und sah ihr nach. Vor dem Portal des Präsidiums drehte sie
sich um und winkte.
    Egon Voigt winkte zurück. Dann
legte er den Gang ein und fuhr ab. Seine Miene verhärtete sich. Die Augen
wurden schmal. Diese mimische Ausstattung für eine Drohgebärde war eigentlich
nicht sein Ding. Doch jetzt musste er sich dazu überwinden. Er musste als
harter Junge auftreten: cool, unbeirrbar, rücksichtslos, gefährlich. Genau den
Eindruck musste er erwecken — sonst ging sein Vorhaben in die Hose. Sonst würde
Selbmann-Kotz ihn nicht ernst nehmen.
    Den Weg zur „Selbmann-Kotz KG“
kannte er inzwischen genau. Die Großbau-Firma hielt Hof in zwei Etagen des
sogenannten Glas-Stahl-Hauses — eines zwölfstöckigen Gebäudes, an dem man nicht
viel Beton verbaut hatte.
    Voigts erster Versuch dort war
fehlgeschlagen. Wäre ja auch noch schöner, ließe sich ein Big Boss wie Norbert
Selbmann-Kotz zu einem Nobody herab, einem Niemand wie Egon Voigt.
    Nein, Herr Selbmann-Kotz sei
nicht zu sprechen, hatte die Sekretärin gesagt, eine eingebildete Zunsel mit
Keulen-Charme. Aber Egon war am nächsten Tag wiedergekommen, am übernächsten
und am vierten Tag. Er ließ sich nicht abwimmeln.
    Schließlich war das hier eine
Makler- und Wohnungsbau-Firma und nicht das Bundeskanzler-Amt. Oder eine
Partei-Zentrale. Ja, mit Volksvertretern, dachte Egon, ist das was anderes. Die
vertreten das Volk nur kurz vor den Wahlen, sind nur dann zu sprechen und
ansonsten murksen sie rum nach Gutdünken und verstecken ihre Hilflosigkeit
hinter Worthülsen.
    Bei Selbmann-Kotz hatte sich
seine Beharrlichkeit bewährt. Mit einem Seufzer war ihm von der Sekretärin ein Termin
genannt worden. Heute. „Ja, an diesem Samstag arbeiten wir!“ Am
Samstagvormittag.
    Jetzt, auf die Minute genau,
stand Egon vor dem Chefzimmer.
    Die Sekretärin sah an ihm
vorbei, als sie die Tür öffnete.
    „Herr Selbmann-Kotz — der Herr
Voigt ist jetzt da.“
    Er durfte eintreten. Hinter ihm
schloss sich die Tür.
    Während er sich umsah, hätte er
beinahe gepfiffen. Luxus! Aber das hatte Egon erwartet. Die Firma scheffelte
Geld.
    Selbmann-Kotz Junior — das war
die offizielle Bezeichnung; über den Senior war Egon nichts bekannt — der
Junior also saß hinter dem Schreibtisch, fett, froschäugig, um die Vierzig.
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