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Im Taxi - unterwegs in Kairo

Im Taxi - unterwegs in Kairo

Titel: Im Taxi - unterwegs in Kairo
Autoren: Chalid al-Chamissi
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eine Sache war, Kriege anzuzetteln, und eine ganz andere, einem Ägypter auch nur ein Haar zu krümmen.
    Aber seit Mubârak an der Macht ist, werden wir in allen arabischen Ländern herumgeschubst, werden wir, bei Gott!, so richtig zur Sau gemacht.« Der Fahrer hatte ein Sandwich aus dem Handschuhfach genommen und fuchtelte damit in der Luft herum.
    Als der Wagen anhielt, meinte er abschliessend: »Trotzdem ist das immer noch besser, als im eigenen Land erniedrigt zu werden.«

7
    Wir erreichten den Tachrîrplatz. Mit den riesigen Bussen der Bereitschaftspolizei und unzähligen Polizisten und Offizieren sah er wie ein Militärlager aus. Das war etwa einen Monat nach jenem Himmelfahrtskommando, jenem terroristischen, dummen, schwachsinnigen oder vielleicht auch verzweifelten Anschlag, bei dem der Attentäter getötet und mehrere Touristen, unter ihnen ein Israeli, verletzt wurden. 20 Die Verkehrsprobleme wurden dadurch noch schlimmer, Kairo litt in der Folge unter unvorstellbaren Staus.
    Wir bogen in die Ramsîsstrasse ein. Ich staunte über die endlose Reihe von Polizeibussen am rechten Strassenrand. Voller Mitleid blickte ich auf die armen Bereitschaftspolizisten, völlig unterernährt, ihre Körper offensichtlich von Bilharziose gezeichnet. Einer sah mich aus einer winzigen Öffnung, die wie das Fenster einer Gefängniszelle aussah, flehentlich an.
    Der Fahrer lächelte spöttisch und fragte: »Pascha, haben Sie schon die unglaubliche Geschichte gehört, die einem Polizeioffizier gestern passiert ist?« Ich verneinte, und er begann zu erzählen: »Angeblich soll ein Offizier zu seiner Truppe in einen dieser Busse gestiegen«, er zeigte auf die Fahrzeuge der Bereitschaftspolizei, »und wegen des penetranten Gestanks gestorben sein.« Der Fahrer brach in Lachen aus, doch ichwar ungerührt, und so fuhr er fort: »Können Sie sich den Geruch der armen Typen in dieser Hitze vorstellen? Die stehen wie die Sardinen in der Büchse und schwitzen und furzen. Tja, und da fiel der Offizier um und erstickte.«
    Ich schaute den Fahrer ungläubig an und fragte: »Ist das wirklich passiert?«
    Â»Angeschmiert, angeschmiert!«, freute er sich. »Das sollte ein Witz sein. Sie haben so besorgt gewirkt, da dachte ich mir, ich bringe Sie zum Lachen.«
    Â»Stimmt, ich bin wirklich deprimiert. Aber ich hatte nicht gedacht, dass man mir das ansieht.«
    Â»Machen Sie sich nichts draus. Kennen Sie schon diesen Witz? Einer ging durch die Wüste und fand Aladins Wunderlampe. Er rieb an ihr, da erschien der Geist und sagte: ›Zu deinen Diensten! Dein Wunsch ist mir Befehl.‹ Der Typ traute seinen Augen nicht, verlangte dann aber eine Million Pfund. Der Geist gab ihm eine halbe Million. Da fragte der Typ: ›Und wo ist die andere Hälfte, willst du mich betrügen?‹ Der Geist antwortete: ›Die Regierung ist mit fünfzig Prozent an der Lampe beteiligt.‹«
    Der Fahrer prustete los. Sein Lachen amüsierte mich mehr als der Witz an sich.
    Â»Wussten Sie eigentlich, dass die Regierung tatsächlich rund die Hälfte unserer Einnahmen kassiert?«
    Â»Wie das?«
    Â»Mit ganz verschiedenen Tricks. Jedes Mal erzählt sie uns ein anderes Märchen. Das schönste ist das von den Sicherheitsgurten.«
    Â»Was ist denn mit den Sicherheitsgurten?«
    Â»Der Gurt ist ein Witz. Ein schlechter obendrein. Das kann nur ein Trick sein, um uns auszunehmen. Diese Bastarde, da verlangen sie doch von uns, wir, also der Chauffeur und der Beifahrer, müssten uns wie im Westen anschnallen! Dabei fahren die meisten hier eh nicht schneller als dreissig Stundenkilometer! Aber Sie wissen ja: Geschäft ist Geschäft.
    Plötzlich hiess es, dass die absolute Anschnallpflicht gilt und ein Verstoss gegen sie fünfzig Pfund kostet. Dann tauchten in den Läden echt teure Gurte auf, keiner unter zweihundert Pfund. Natürlich waren in den Deal hohe Tiere involviert, sehr hohe Tiere! Wissen Sie, wie viele Autos und Taxis ohne Gurte es in Ägypten gibt? Das ist ein Millionengeschäft!«
    Â»Die Anschnallpflicht gibt es doch auf der ganzen Welt, aus Sicherheitsgründen sollte man sich unbedingt angurten.«
    Â»Was soll das heissen: auf der ganzen Welt? Diese Hurensöhne in der Regierung! Sie wissen doch, dass der Gurt früher als Luxusausstattung galt, beim Zoll musste man dafür extra bezahlen. Als ich einen Toyota
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