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Im Sturm erobert

Titel: Im Sturm erobert
Autoren: Amanda Quick
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hab gehört, wie Ihr Graham sagtet, sie wüßte, wo sie sind.«
    »Ich hab gelogen.«
    Madame Tugends Gesicht verzog sich vor Wut. »Dreckskerl, ihr seid alle gleich.«
    Beatrice räusperte sich. »Ich habe einen der Ringe.«
    Leos Blick huschte schockiert zu Beatrice. Sie steckte die Hand in ihr Hemd und zog eine goldene Kette, die um ihren Hals hing, heraus.
    Madame Tugend drehte sich rasch zu Beatrice. »Ihr habt ihn bei Euch? Laßt ihn sofort sehen.«
    Beatrice zog die zarte Kette langsam aus ihrer Kleidung heraus. Leo sah den blutroten Rubin des Monkcrest-Rings im Schein der Laterne funkeln.
    »Gib ihn mir.« Madame Tugend streckte ihre freie Hand aus und machte impulsiv einen Schritt auf Beatrice zu. »Mein Gott, der ist ja allein schon ein Schatz. Mehr brauche ich nicht. Gib ihn mir.«
    Eine bessere Chance würde er nie kriegen, merkte Leo. Er mußte jetzt handeln, wo Madame Tugend vom Anblick des glühenden Rubins wie hypnotisiert war. Er stieß die Laterne zu Boden, Glas zerbarst, Ol rann auf den Stein und die Flamme folgte ihm hungrig.
    »Verfluchter Kerl.« Madame Tugend drehte sich zu Leo um und hob die Pistole.
    Leo rollte sich über den Schrank, um ihn zwischen sich und die Pistole zu bringen.
    »Verdammter Dreckskerl.« Madame Tugend drückte ab.
    Bei dieser Kugel verließ Leo das Glück. Zu seinem Ärger bewegte sich Madame Tugend wesentlich rascher, als er erwartet hatte. Er spürte das vertraute, eisige Feuer, das seine Schulter versengte. Damit waren es zweimal innerhalb von vierzehn Tagen. Vielleicht war er wirklich schon ein bißchen zu alt für solche Eskapaden.
    Hinter ihm hörte er das Krachen zerbrochenen Geschirrs und einen Schmerzensschrei. Er rappelte sich hinter dem Schrank auf und rannte um die Ecke. Und blieb abrupt stehen, als er Beatrice mit den Resten einer zerschmetterten Vase in den Händen über Madame Tugend stehen sah.
    Madame Tugend bewegte sich nicht.
    Beatrice starrte auf seine Schulter. »Oh, Leo, nicht schon wieder.«
    »Ich werd’s überleben.« Er packte seinen Mantel und begann auf die Flammen einzuschlagen. »Hilf mir. Wenn wir das nicht löschen, wird das ganze Gebäude in Flammen aufgehen.«
    »Ich glaube, hier gibt’s ein paar Dinge, die verbrennen sollten«, flüsterte sie.
    Er sah sie überrascht an. »Warum sagst du das?«
    »Vergiß es. Du hast recht. Wenn dieses Zimmer brennt, geht vielleicht das ganze Viertel drauf.« Sie packte ihren Mantel und warf ihn über das züngelnde Feuer, das sich die dünne Linie verschütteten Lampenöls entlangfraß.
    Der kalte Steinboden erstickte die Flammen, bevor sie ernsthaften Schaden anrichten konnten. Ein paar Minuten später war der Raum nur noch von der Laterne erleuchtet, die Sibson mitgebracht hatte.
    Beatrice hielt sich ein Taschentuch vor die Nase und sah Leo an.
    »Das wird auf jeden Fall eine interessante Geschichte in der Morgenzeitung geben. Wie, in aller Welt, sollen wir diese bizarre Situation erklären?« »Da bin ich überfragt.« Leo wischte sich die Stirn mit dem Hemdsärmel ab und sah sich im Zimmer um. »Du bist doch die Expertin, wenn’s darum geht, etwas zu erfinden. Ich schlage vor, du denkst dir eine gute Geschichte aus, die wir den Behörden vorsetzen können. Aber, was immer du tust, halte dich selbst da raus. Du brauchst den Skandal nicht.« »Ich bin ziemlich überzeugt, daß sie ihn überleben wird«, sagte Madame Tugend mit seltsam gelassener Stimme. »Sie ist eine äußerst einfallsreiche Lady.«
    Leo und Beatrice drehten sich hastig um. Madame Tugend hatte sich aufgerappelt und saß jetzt auf der Kante einer messingbeschlagenen Ledertruhe. Sie sah unnatürlich heiter aus. Ihr schwarzer Schleier verdeckte ihr Gesicht.
    In einer behandschuhten Hand hielt sie eine kleine offene Flasche.
    »Auf Euer Wohl, Mrs. Poole.« Madame Tugend hob die Flasche. »Meine würdige Gegnerin.«
    Beatrice sah von ihr zu der Flasche. »Was habt Ihr getan?« »Einen von Dr. Cox’ Spezialtränklein genommen.« Madame Tugend klang amüsiert. »Ich hab ihn etwas mehr hersteilen lassen, damit ich für eine solche Gelegenheit etwas zur Hand habe.«
    »Ihr habt Gift geschluckt«, flüsterte Beatrice.
    »Ihr erwartet doch wohl nicht von mir, daß ich mich des Mordes anklagen und an den Galgen schicken lasse, oder? So unwürdig.«
    »Ihr kennt doch wohl genug Geheimnisse, um Euch von der Schlinge des Henkers freizukaufen«, sagte Leo. »Schlimmstenfalls werdet Ihr deportiert.«
    »Leider kann ich mich darauf nicht
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