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Im Sturm erobert

Titel: Im Sturm erobert
Autoren: Amanda Quick
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blieb an ihrem Fuß stehen und fixierte Leo mit hervorquellenden Augen und zuckenden Koteletten. »Du hast die Ringe gefunden, du verdammter Dreckskerl. Du hast sie tatsächlich gefunden. Und das nach all der Zeit, die ich damit verbracht hab, sie zu suchen. Es ist nicht fair, das sag ich dir. Es ist, verdammt noch mal, nicht fair.« Das war also Mr. Sibson, dachte Beatrice. Leo hatte recht. Er war offensichtlich ein Mann, der zu Hysterie neigte. Er vibrierte vor nervöser Energie, und alles an ihm, von flatternden Augenbrauen bis zu zuckenden Händen, war in Beweis.
    Leo warf einen Blick auf Sibson und wandte sich dann wieder Saltmarsh zu. »Mir scheint, hier liegt ein Mißverständnis vor.«
    »Nichts, das wir nicht sehr rasch klären können, Monkcrest.«
    Saltmarshs Pistole war unbeirrbar auf ihn gerichtet, während er die Treppe herunterkam. Als er näherkam, sah Beatrice, daß er eine zweite Pistole im Hosenbund stecken hatte.
    »Wie ich sehe, tragt Ihr Eure Brille nicht, Mr. Saltmarsh«, sagte sie. »War sie Eure Vorstellung von einer wirksamen Verkleidung?«
    »Ich dachte, sie gibt mir ein gelehrtes Aussehen.« Er lächelte. »Ich wollte von Euch ernst genommen werden, Mrs. Poole. Am Anfang hatte ich gehofft, ich könnte Euch durch meinen Charme dazu bringen, mir die Ringe zu geben. Ich war überzeugt, daß eine Frau von Eurer Intelligenz eher auf einen Gentleman reagieren würde, der sich ihr als Schriftstellerkollege nähert, als auf einen, der Euch mit albernen Komplimenten über Eure Augen und Eure Lippen im Sturm nehmen will.« »Ich verstehe.«
    »Leider habt Ihr es vorgezogen, auf die exzentrischen Reize des Irren Monk von Monkcrest hereinzufallen. Ist Euch je der Gedanke gekommen, daß er Euch nur benutzt, um die Ringe zu kriegen?«
    Sibson hopste von einem Fuß auf den anderen und gackerte: »Wo sind die Ringe? Zwing ihn, uns die Ringe zu geben, Saltmarsh.«
    »Alles zu seiner Zeit.« Der junge Mann beäugte Leo nachdenklich. »Zuerst zieht Euren Mantel aus, Monkcrest. Ihr seht wirklich draufgängerisch aus, aber es würde Euch ähnlich sehen, eine Pistole in einer der großen Taschen versteckt zu haben.«
    »Wir Ihr wünscht.« Leo streifte den schweren Mantel ab und legte ihn auf eine Vitrine in seiner Nähe.
    »Ich muß Euch auch bitten, Euren Umhang abzulegen, Mrs. Poole.« Er zog die Augenbrauen hoch, als sie das Kleidungsstück auszog. »Hosen. Wie aufregend. Und seltsam attraktiv bei einer Lady.«
    Beatrice gefiel der Ausdruck in seinen Augen nicht. Sie legte wortlos den Umhang beiseite. Die winzige Pistole in einer der Taschen fiel mit leisem Klappern gegen die Holzkiste. »Prüf die Taschen, Sibson.«
    »Ja, natürlich. Die Ringe könnten in einer von ihnen sein.« Sibson stellte die Laterne ab, packte Leos Mantel und wühlte in den Taschen.
    »Verfluchte Hölle. Da ist nichts, außer eine Pistole.«
    »Nimm die Pistole raus und leg sie außerhalb Monkcrests Reichweite.« Saltmarsh redete mit ihm wie mit einem nicht sehr gescheiten Kind. »Und dann schau in Mrs. Pooles Taschen nach.«
    Leo beobachtete, wie Sibson die Pistole aus seinem Mantel zog.
    »Wie lange seid Ihr schon Partner von Saltmarsh, Sibson?« »Er ist zu mir gekommen, als die ersten Gerüchte die Runde machten.« Sibson umklammerte Leos Pistole mit beiden Händen. »Ich hatte sie natürlich auch gehört, denn eine Zeitlang haben die ernsthaften Sammler über nichts anderes geredet. Aber keiner wußte, wo er suchen sollte. Saltmarsh und ich haben uns geeinigt, daß wir Zusammenarbeiten, um die Ringe und die Statue zu finden.« »Ihr habt die Ringe bis in Ashwaters Laden verfolgt«, sagte Leo.
    »Er hatte schon immer die besten Verbindungen«, beklagte sich Sibson. »Ashwaters Familie hatte vor Jahren Geld und er hat die Große Tour gemacht, als er ein junger Mann war. Damals hat er seine Quellen aufgetan. Nicht fair, überhaupt nicht fair.«
    »Aber bis wir zu ihm kamen, hatte Ashwater leider die Ringe schon verkauft und klugerweise die Stadt verlassen.« Saltmarsh blieb am untersten Treppenabsatz stehen. »Es dauerte Wochen, festzustellen, daß Lord Glassonby die verdammten Ringe gekauft hat.«
    Beatrice hatte größte Mühe, ihre Wut im Zaum zu halten. »Ihr habt Onkel Reggie wegen der Ringe ermordet.«
    »Euer Onkel ist an einer leichten Fehlkalkulation gestorben.«
    »Eine Fehlkalkulation?« Beatrice traute ihren Ohren nicht. Sie war so wütend, daß ihre Hände zitterten.
    »War nicht vorgesehen, daß er stirbt.« Sibsons
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