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Im Sturm des Lebens

Im Sturm des Lebens

Titel: Im Sturm des Lebens
Autoren: Nora Roberts
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vorgehaltener Pistole gezwungen habe, mitzukommen.
    Jetzt endlich waren die Polizisten gegangen, und im Haus war es still. Sie blickte auf, als ihre Mutter und ihre Großmutter hereinkamen. »Was ist mit Tante Helen?«
    »Sie schläft endlich.« Pilar trat an die Anrichte und nahm noch zwei Tassen heraus. »Wir haben geredet, und es geht ihr gut. Sie wird ihr Richteramt niederlegen. Das braucht sie vermutlich.« Pilar stellte die Tassen auf den Tisch. »Ich habe Mama alles erzählt. Ich hatte das Gefühl, sie hat ein Recht darauf, es zu erfahren.«
    »Nonna .« Sophia griff nach der Hand ihrer Großmutter. »Habe ich das Richtige getan?«
    »Du hast aus Liebe gehandelt. Das ist oft viel wichtiger als alles andere. Es war tapfer von dir, Sophia, tapfer von euch beiden. Es macht mich stolz.« Seufzend setzte sie sich. »Helen hat ein Leben genommen und eins zurückgegeben. Dadurch schließt sich der Kreis. Wir wollen nicht mehr davon sprechen. Morgen heiratet meine Tochter, und in diesem Haus wird wieder Freude herrschen. Bald beginnt die Weinlese, und eine weitere Saison geht zu Ende. Die nächste gehört euch«, sagte sie zu Sophia. »Dir und Tyler. Es wird euer Leben und euer Erbe sein. Eli und ich setzen uns Anfang des Jahres zur Ruhe.«
    »Nonna! «
    »Fackeln müssen weitergegeben werden. Nimm, was ich dir gebe.«
    Die leichte Unsicherheit in der Stimme ihrer Großmutter brachte Sophia zum Lächeln. »Das werde ich. Danke, Nonna .«
    »Es ist schon spät. Die Braut braucht ihren Schlaf und ich auch.« Sie stand auf. Ihren Tee hatte sie nicht angerührt. »Dein junger Mann ist zurück zum Weingut gegangen. Du brauchst sicher nicht so viel Schlaf.«
    Das stimmt wohl, dachte Sophia, während sie auf das Weingut zulief. Sie verspürte so viel Energie, so viel Leben in sich, dass sie das Gefühl hatte, nie wieder Schlaf zu brauchen.
    Tyler hatte Scheinwerfer aufgestellt, in deren Licht das alte Gebäude wie ein ungeschlachter Koloss dalag. Die Fensterscheiben war zerborsten, und es war schwarz vom Rauch und den Flammen. Aber es stand noch.
    Es hatte widerstanden.
    Vielleicht spürte er ihre Nähe. Sophia gefiel der Gedanke. Als sie auf das Gebäude zulief, trat er aus der Tür. Er fing sie auf, hob sie hoch und drückte sie an sich.
    »Da bist du ja, Sophia. Ich wollte dir noch ein bisschen Zeit mit deiner Mutter lassen, doch dann hätte ich dich geholt.«
    »Aber ich bin zu dir gekommen. Halt mich fest, ja? Halt mich einfach nur fest.«
    »Darauf kannst du dich verlassen.« Bei der Erinnerung an die Ereignisse des Abends wurde ihm eiskalt. Er presste sein Gesicht in ihre Haare. »Himmel, wenn ich denke ...«
    »Denk nicht. Bitte nicht«, sagte sie und küsste ihn.
    »Ich werde dich in den nächsten zehn, nein fünfzehn Jahren nicht eine Minute aus den Augen lassen.«
    »Im Moment kommt mir das sehr entgegen. Bist du hier allein?«
    »Ja. David musste zu den Kindern nach Hause, und ich habe Großvater weggeschickt, bevor er zusammenbrach. Er war völlig erschöpft. James war auch ganz erschüttert, deshalb ist Linc mit ihm zu mir gefahren, da deine Mom bei Helen ist.«
    »Gut. Alles so, wie es sein sollte.« Sophia legte den Kopf auf seine Schulter. »Es hätte noch schlimmer kommen können.«
    Er hielt sie ein wenig von sich ab und fuhr mit den Lippen über die Schramme auf ihrer Wange. »Es hätte noch sehr viel schlimmer kommen können.«
    »Du hättest den Kerl sehen sollen.«
    Er lachte gepresst und zog sie wieder an sich. »Das ist ein bisschen makaber.«
    »Vielleicht, aber so empfinde ich im Moment. Er ist mit meiner Schramme auf dem Gesicht gestorben, und ich bin froh, dass ich ihm wehgetan habe. Jetzt kann ich alles vergessen. Alles. Es wegschließen, und alles beginnt von Neuem. Alles, Ty«, wiederholte sie. »Wir werden das Weingut wieder aufbauen, wir bauen unser Leben wieder neu auf. Giambelli-MacMillan entsteht neu, größer und besser als jemals zuvor. Das ist mein fester Wille.«
    »Das ist praktisch, weil es auch meiner ist. Lass uns nach Hause gehen, Sophia.«
    Hand in Hand gingen sie davon, ließen den Schaden und die Narben hinter sich. Im Osten graute bereits der Morgen. Was für ein wunderbarer Neubeginn, dachte Sophia, als die Sonne aufging.

Die Originalausgabe
THE VILLA
erschien bei G.P.Putnam’s Sons, New York
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    6. Auflage
    Taschenbucherstausgabe 08/2003
    Copyright © 2001 by Nora Roberts
    Published by Arrangement with Eleanor Wilder
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