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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Autoren: Laura Thorne
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Dom Pedro und atmete tief ein und aus.
    Dann wandte er sich an den Matrosen und befahl: »Werft die Anker! Wie haben noch etwas zu erledigen, ehe wir weitersegeln.«
    Der Matrose zögerte. »Die Männer wollen an Land. Seit Wochen haben sie keinen festen Boden mehr unter den Füßen gehabt. Sie wollen in die Hafenkneipen, sich in der fremden Stadt umtun und vielleicht ein Liebchen finden.«
    »Alles zu seiner Zeit«, bestimmte der Kapitän. »Werft die Anker. Wem das nicht passt, der kann ja an Land schwimmen.«
    Den Landgang konnten sich seine Männer aus dem Kopf schlagen. Er kannte Kalikut, wusste nur zu gut, dass er in dieser Stadt nicht gern gesehen war. Nein, sie würden den nahen Hafen nicht anlaufen. Sollten die Kerle warten, bis der nächste Hafen in Sicht kam.
    Er lachte rau, dann wandte er sich um und betrachtete den Hauptmast. Hoch oben ragte er über das Schiff, die festen Verstrebungen wie Zweige eines Baumes von sich gestreckt.
    »Da wird er hängen«, murmelte Dom Pedro vor sich hin und verließ das Deck.
    Im Mannschaftsraum fand er Alonso Madrigal, der eifrig in das Logbuch schrieb.
    »Es ist soweit«, verkündete Dom Pedro. »Die Küste ist in Sicht. Heute wird Vasco da Gama der Prozess gemacht.«
    Madrigal sah auf: »Wie lauten die Punkte der Anklage?«
    Dom Pedro zuckte mit den Achseln. »Hochverrat und Mordversuch«, erwiderte er.
    »Ihr müsst Euch schon genauer ausdrücken, um die Mannschaft zu überzeugen.«
    »Ist es etwa kein Hochverrat, Arabinda zu beschuldigen, er wolle das Schiff mit Mann und Maus versenken?«
    Madrigal wiegte den Kopf hin und her. »Die Mannschaft wird eher wollen, dass Ihr Arabinda henkt. Schließlich ist er es, der Morde plant, nicht Vasco da Gama.«
    »Madrigal, du bist mein Berater. Höre auf, mich zu fragen, sondern streng deinen Kopf an!«
    Dom Pedro war näher getreten und hämmerte mit dem Fingerknöchel hart gegen Madrigals Stirn.
    »In einer Stunde hole ich den Hundesohn aus der Kabine und lasse ihn an Deck bringen. Bis dahin weißt du, was du der Mannschaft erzählst. Hast du mich verstanden?«
    Madrigal seufzte und nickte. »Was ist mit den Frauen?«, fragte er. »Wollt Ihr, dass sie der Hinrichtung beiwohnen?«
    Nachdenklich kratzte sich Dom Pedro das Kinn, dann nickte er. »Natürlich will ich das. Sehen sollen sie, was ihnen blüht, wenn sie nicht gehorchen! Außerdem hat Charlottas Schmachten nach da Gama dann vielleicht ein Ende! Ist der Kerl erst tot, dann stirbt auch die Liebe.«
    Madrigal seufzte erneut, doch es gab nichts, was er dazu sagen konnte. Er wünschte sich mit der ganzen Kraft seiner Gedanken zurück nach Lissabon. Doch jetzt war er hier auf der Sao Manuel und musste tun, was von ihm verlangt wurde. Seine Wünsche und Ansprüche waren geschrumpft. Wollte er am Anfang noch Reichtum und Macht erringen, so reichte es jetzt allein, ohne allzu große Schäden an Leib, Seele und Geld zurück nach Hause kehren zu können.
    »Ich werde mein Bestes geben, Kapitän«, sagte er mutlos. Corvilhas kniff ihm in die Wange und erwiderte: »Das verlange ich auch von dir, mein Freund. Denn nur das Beste ist für Dom Pedro de Corvilhas gut genug.«
    Dann grinste er und rieb sich gut gelaunt die Hände.
    Zwei Stunden später hatte die Sonne den Himmel in ihren Besitz genommen. Das Blau war von einer solchen Leuchtkraft, dass die Augen davon zu tränen begannen. Die Sicht war klar, die Umrisse der Küste bis ins Detail zu erkennen, jede Hügelkuppe wie mit spitzer Nadel an den Rand des Himmels gezeichnet. Die Strahlen der Sonne waren nicht gelb oder golden wie gewohnt, sondern wirkten kalt und stechend. Kaltes Sonnenlicht vor eisblauem Himmel. Die ganze Welt schien vollkommen hell ausgeleuchtet zu sein. Nirgendwo war ein Fleckchen tröstliches Halbdunkel zu entdecken, nirgendwo verschwommene Schatten, nur klare Linien mit stechend scharfen Kanten und gleißendes, erbarmungsloses Licht, das nicht das kleinste Geheimnis duldete.
    Charlotta fröstelte, obwohl hochsommerliche Temperaturen herrschten. Seit zehn Minuten stand sie neben Suleika und wartete. Doch worauf? Sie hatte keine Ahnung. Alonso Madrigal war hinunter in den Laderaum gekommen, hatte sie beide aus dem Verschlag geholt, mit Stricken ihre Hände gebunden und nach oben auf das Deck geführt.
    Die ganze Mannschaft war versammelt. Die Männer standen in kleinen Grüppchen zusammen und schwiegen. Niemand sprach, niemand lachte, niemand tauschte mit einem anderen einen freundlichen Blick. Charlotta sah
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