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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Autoren: Laura Thorne
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sobald sie die Schiffsplanken betreten hatten. Doch die Bediensteten und Mitglieder des königlichen Hofes und die Admirale der portugiesisch-königlichen Flotte, die nahe am Kai standen, klatschten laut in die Hände und stießen Jubelrufe aus: »Hoch lebe Vasco da Gama! Hoch lebe der König!«
    Nur zögerlich stimmte die Menge in die Jubelrufe mit ein. Ihre Begeisterung war nicht echt, das war offenkundig. Viel zu viel Geld hatte der König für dieses Unternehmen zur Verfügung gestellt. Holz in unvorstellbaren Mengen hatte er heranschaffen und über ein Jahr lang lagern lassen, um damit Schiffe zu bauen, die weniger elegant, aber dafür kräftig genug waren, um wilden Stürmen zu trotzen. Um die Bauern, die nach einer langen Dürreperiode hungerten und nicht in der Lage waren, ihre Abgaben zu entrichten, kümmerte er sich dagegen nicht. Nun waren die Karavellen fertig, und der König hatte das Kommando für die kleine Flotte einem jungen Kapitän anvertraut, den die wenigsten kannten, und hatte die verdienten Admirale der portugiesisch-königlichen Flotte einfach übergangen. Der Unmut über die gewaltigen Summen, die das Unternehmen bisher verschlungen hatte, und die Wahl des Kapitäns wurde nur hinter vorgehaltener Hand laut. Doch jetzt, im Schutze der Menge, konnten einige nicht mehr an sich halten. Sie schüttelten erbost ihre geballten Fäuste.
    Aber das tröstete Dom Pedro de Corvilhas nicht. Noch immer sah er mit zusammengekniffenen Augen zum Kai. Sein düsterer Blick ruhte auf einer jungen Frau im weißen Kleid, deren Schönheit gerade erst erblühte. Obwohl sie inmitten der Hofleute stand, war sie nicht zu übersehen. Die Sonne schien auf ihre langen roten Locken, so dass Kopf und Rücken wie von einem Feuerschein umrahmt zu sein schienen. Mit ihrer hohen, schlanken Gestalt überragte sie die anderen Frauen, doch wegen ihrer Schönheit und natürlichen Grazie hob sie sich ohnehin aus der Menge heraus.
    Sie stand in erster Reihe und warf Vasco da Gama, der nun an der Reling lehnte und zu ihr heruntersah, Blumen und Kusshände zu. Bis hierher konnte Dom Pedro ihr perlendes Lachen hören, konnte sehen, wie sie den Kopf zurücklehnte und dabei die anmutige Linie ihres Halses zur Geltung brachte.
    Der Graf knirschte mit den Zähnen, wandte sich um und drängte sich durch die Menge, wobei er rücksichtslos mit den Ellbogen nach links und rechts stieß. Sein Begleiter und persönlicher Berater Alonso Madrigal war bemüht ihm zu folgen. Schweigend, mit großen Schritten und den Kopf missmutig zwischen die Schultern gezogen, eilte der Graf die schmutzstarren Gassen entlang, ohne sich nach seinem Begleiter umzusehen. Im Vorübergehen versetzte er einem armen Straßenjungen, der ihn anbettelte, eine Kopfnuss, so dass der Knabe laut aufheulte.
    »Was hast du herausgefunden, Madrigal?«, fragte Dom Pedro, ohne sich um den Jungen zu scheren oder nach seinem Begleiter umzusehen. Madrigal hatte den Blick auf die Gasse gerichtet, die aus gestampftem Lehm bestand und in der Mitte eine Rinne aufwies, in der sich der Abfall aus den angrenzenden Häusern sammelte. Wie ein Storch hüpfte er zwischen den Exkrementen der Schweine herum, die quiekend vor ihm herliefen, ängstlich darauf bedacht, seine Stiefel nicht zu beschmutzen.
    »Nichts, was Ihr nicht schon wüsstet«, erwiderte der Berater und wich geschickt einem Schwall von Wasser aus, den eine Magd aus einem Eimer schwungvoll auf die Gasse schüttete. »Und beinahe nichts, was nicht alle anderen auch wissen könnten.«
    »Und was genau wissen wir? Ich bezahle dich nicht dafür, dass du mir Rätsel aufgibst.«
    Dom Pedro blieb abrupt stehen, so dass Madrigal beinahe gegen ihn geprallt wäre, nahm seinen Berater am Ärmel und zog ihn in eine kleine, heruntergekommene Taverne, in der nur Seeleute, Fischer und andere arme Schlucker verkehrten. Madrigal rümpfte die Nase, als sie den Schankraum betraten. Die aus Bruchsteinen gemauerten Wände waren schwarz vom Ruß des Kohlefeuers, über dem ein dampfender Kessel an Ketten hing. Die Wandbänke waren abgesessen. Davor standen einfache Holztische, von deren Kanten das Holz splitterte. Der Boden war aus gestampftem Lehm. Abfälle, zwischen denen zwei Hunde herumschnüffelten, lagen unter den Tischen. Es roch nach billigem Wein, ranzigem Fett und menschlichen Ausdünstungen. Einige Männer in verschlissener Kleidung, mit großen, rauen Händen und wettergegerbten Gesichtern, lungerten herum und tranken bereits am hellen Vormittag
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