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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Autoren: Laura Thorne
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Innere des Palazzos führte eine breite, überdachte Treppe, die von Säulen eingerahmt war. Am Fuße der Treppe standen Marmorstatuen in Form seltener Tiere. In der Höhe der ersten Etage zog sich ein kostbares Mosaik aus mit Blattgold belegten Kacheln um die gesamte Vorderfront, durchbrochen nur von ausladenden Balkonen, die mit Blumen geschmückt waren. Die hölzernen Läden waren geschlossen, um die Gluthitze des Sommers nicht in die kühlen Räume zu lassen.
    Dom Pedro betrat den großen, parkähnlichen Garten und blieb stehen, um nach Atem zu ringen. Das schnelle Laufen durch die sommerliche schwülwarme Luft bekam ihm nicht. Mit einem Tuch wischte er sich den Schweiß von der Stirn, ging dann zu einem Marmorbrunnen und erfrischte sich ein wenig. Vom Duft der vielen Blüten war ihm leicht schwindelig, so dass er sich auf eine der Bänke unter den schattigen Zweigen der hochragenden Palmen ausruhen musste. Bewundernd glitt sein Blick durch den Garten, verweilte an den Marmorstatuen und den kleinen Brunnen, die nach den höchsten Regeln der Kunst verteilt waren und der Anlage eine heitere und elegante Atmosphäre verliehen. Dom Pedro lächelte. Nicht mehr lange, dann würde all diese Pracht ihm gehören. Und in wenigen Minuten schon würde er den ersten Schritt dieses Weges einschlagen.
    Als sich sein Herzschlag beruhigt hatte und auch der Schweiß auf Stirn und Nacken getrocknet war, erhob er sich. Mit einem raschen Blick prüfte er den Sitz seiner Kleidung, strich sich ein Staubkorn von seinem Umhang und brach eine der glutroten Hibiskusblüten ab. Dann schlenderte er langsam auf den Eingang des Palazzos zu und betätigte den massiven Türklopfer aus Edelmetall, der die Form einer Schlange hatte.
    Sogleich wurde ihm von einer Magd geöffnet.
    »Euren Herrn will ich sprechen. Sag ihm, dass Dom Pedro gekommen ist, um mit ihm zu reden.«
    Die Magd nickte, führte den Gast in die kühle Halle und eilte davon, ihrem Herrn Bescheid zu sagen.
    Dom Pedro hatte sich noch nicht in aller Ruhe umsehen können, da hörte er bereits Ernesto de Alvarez’ Schritte die große helle Marmortreppe herunter kommen.
    »Was gibt es, Dom Pedro? Warum sucht Ihr mich unangemeldet in meinem Haus auf?«
    Die Stimme von Dom Ernesto de Alvarez klang nicht besonders freundlich. Mit leisem Widerwillen sah er Dom Pedro an. Vor wenigen Jahren noch war Graf Corvilhas ein stattlicher Mann mit angenehmem Äußeren und tadellosem Ruf gewesen. Johannes II., der verstorbene König, hatte Dom Pedro vor zehn Jahren nach Osten entsandt. Mit dem Zamorin, dem Herrscher von Kalikut, sollte er ein Bündnis über den Handel mit Gewürzen schließen. Doch dazu war es nie gekommen. Anmaßend und hochfahrend soll er dem Zamorin begegnet sein. Die kostbaren Geschenke des Herrschers hatte Dom Pedro mit minderwertigen Waren vergolten, und er hatte den Herrscher beleidigt, so dass der Zamorin Dom Pedro und seine Begleiter schließlich des Landes verwiesen hatte. Statt Ruhm und Ehre hatte Dom Pedro nur Schimpf und Schande geerntet und war schließlich sogar beim König in Ungnade gefallen. Seither war es abwärts gegangen mit ihm. Glücksspiel und Wein im Übermaß, windige Geschäfte, zahllose Affären mit Frauen von niederem Stand, die sich für ihre Liebe bezahlen ließen. Des Grafen einstmals stattliche Figur war schwammig geworden, das Haar ungepflegt, die Augen vom vielen Wein stets rot gerändert.
    Trage ich eine Mitschuld an Dom Pedros Entwicklung?, fragte er sich nicht zum ersten Mal. Ernesto de Alvarez war der Pate von Corvilhas. Am Totenbett hatte er seinem Vater Dom Jose in die Hand versprochen, sich um Pedro zu kümmern, ihm mit Rat und Tat an Vaters statt zur Seite zu stehen. In den ersten Jahren entwickelte sich Dom Pedro prächtig. Er war ein außerordentlich begabter Kartenzeichner und ein guter Kapitän. Doch dann kam die misslungene Reise nach Indien. Und in der Zeit, als Dom Pedro den Rat des alten Alvarez gut hätte brauchen können, da starb Doña de Alvarez und Ernesto war so in seinem Schmerz gefangen, dass alles andere rings um ihn keinerlei Bedeutung besaß. Später dann hatte Dom Pedro sich jegliche Einmischung in sein Leben energisch verbeten und ganz allmählich waren sie im Laufe der Zeit zu Gegnern geworden. Sie hatten ihre Meinungsverschiedenheiten zwar niemals öffentlich ausgetragen, doch ihr Missfallen aneinander blieb niemandem verborgen.
    Ich habe versagt, dachte Dom Alvarez, bin meinem Versprechen und meinen Aufgaben als Pate
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