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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Autoren: Laura Thorne
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Zügen, als hätte er gerade eine große Anstrengung hinter sich gebracht. Winzige Schweißperlen standen auf seiner schmalen Oberlippe.
    Im selben Augenblick flog die Tavernentür auf und ein dreckiger Knabe von vielleicht zwölf Jahren stürzte herein.
    »Vater«, schrie er, so laut er konnte, doch als er die beiden hohen Herren im Schankraum sitzen sah, verstummte er. Der Wirt kam herbei, nahm den Knaben beim Arm und zog ihn mit sich. Doch der Junge plapperte munter drauflos, nachdem er sich von seiner Überraschung beim Anblick der ungewöhnlichen Gäste erholt hatte, ohne den hohen Herren weiter Beachtung zu schenken: »Doña Charlotta und Vasco da Gama haben sich verlobt. Eben wurde es an der Kirche Santo Domenico angeschlagen. Ein Bote Dom Alvarez’ brachte den Anschlag an, der sogar mit dem königlichen Siegel versehen ist.«
    Dom Pedro starrte dem Jungen nach, als wäre er ein Geist.
    »Ihr seht, ich lüge nicht«, sagte Alonso Madrigal. In seiner Stimme klang ein wenig Genugtuung. Doch als sein Blick auf Dom Pedro fiel, verstummte er.
    Pedro de Corvilhas saß mit gesenktem Kopf auf der Bank. Noch immer ging sein Atem schwer. Doch plötzlich ließ er die geballte Faust auf den Tisch krachen, so dass auch das restliche Geschirr zu Boden fiel.
    »Das werde ich nicht hinnehmen!«, stieß er rau hervor. »Charlotta war mir versprochen. Vor Jahren schon, als sie noch ein kleines Mädchen war, bin ich mit ihrem Vater übereingekommen. Und es ist mir vollkommen gleichgültig, mit wem sie sich verlobt hat. Sie gehört mir.«
    Bei den letzten Worten war seine Stimme laut und lauter geworden. Nun schrie Dom Pedro beinahe: »Die ganze Stadt hat gewusst, dass Charlotta eines Tages meine Frau werden wird. Zum Narren haben sie mich gemacht. Zum Gespött der Leute. Aber ich werde denen zeigen, wer Dom Pedro ist. Allen werde ich es zeigen und diesen Emporkömmling Vasco da Gama auf den Platz verweisen, wo er hingehört: in die letzte Kirchenbank an Land und auf See an die Ruder der Galeeren.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich wieder beruhigt hatte.
    Dann schickte er Alonso Madrigal mit einer Handbewegung fort: »Geh und höre dich in der Stadt um, wie man über mich spricht. Wissen will ich auch, was man sich über Charlotta und Vasco erzählt. Ich will erfahren, warum sie ihn mir vorgezogen hat.«
    Madrigal stand auf, doch er tat es langsam. Seine Miene zeigte deutlich, dass er den Grund dafür kannte, warum sich Charlotta de Alvarez mit Vasco da Gama und nicht mit Dom Pedro de Corvilhas verlobt hatte.
    Sein Blick glitt über die eingefallenen grauen Wangen seines Gegenübers, verweilten auf dem struppigen Bart, der die Narben, die sich Dom Pedro bei einer Blatternerkrankung in der Jugend zugezogen hatte, nur unzureichend verdeckte, huschten über den massigen Leib und den dicken Wanst, der wie ein Fass auf den wuchtigen Schenkeln ruhte.
    Beflissen nickte er, strich seinen Umhang glatt und nahm noch einen kräftigen Schluck aus seinem Weinbecher, ehe er sich mit einer unterwürfigen Neigung des Kopfes verabschiedete und verschwand.
    Noch lange saß Dom Pedro am Tisch der Taverne und brütete dumpf vor sich hin. Zuerst hatte ihn Vasco da Gama um Ruhm und Ehre gebracht, nun nahm er sich obendrein noch seine Braut. Er hatte Dom Pedro erniedrigt und geschlagen, aber nicht besiegt. »Ich werde mir nehmen, was mir gehört!«, schwor sich Dom Pedro. »Ich werde nicht eher ruhen, als bis ich Vasco da Gama vernichtet habe.«
    Einige Stunden später, die Dämmerung hatte sich bereits wie ein graues Tuch über Lissabon gelegt, klopfte Madrigal an die Tore des Palazzo von Dom Pedro.
    Ein Diener führte ihn in das Arbeitszimmer des Grafen von Corvilhas, das so prunkvoll eingerichtet war, wie es seinem Stand und seiner Stellung entsprach. Die Wände waren mit Stoff bespannt und mit wertvollen Teppichen behängt. Dicke Läufer, die jeden Schritt der schweren Lederstiefel dämpften, lagen auf dem marmornen Boden. Die Möbel waren aus edlen Hölzern und mit Intarsienarbeiten verziert, die Sitzbänke gepolstert und mit kostbaren Stoffen überzogen. Überall im Raum waren silberne Leuchter verteilt, die mit echten Wachskerzen und keineswegs nur mit billigen Talglichtern bestückt waren und den Raum in ein heimeliges Licht tauchten.
    Dom Pedro saß an seinem Arbeitstisch. Vor ihm lagen mehrere Seekarten, daneben stand eine venezianische Glaskaraffe mit rotem Wein, dazu ein silbernes Trinkgefäß.
    »Setzt Euch und berichtet!«,
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