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Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)

Titel: Im Sturm der Leidenschaft (German Edition)
Autoren: Laura Thorne
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verdünnten Wein. Als sie die hohen Herrschaften hereinkommen sahen, leerten sie hastig ihre Becher und entwichen ins Freie.
    Dom Pedro ließ sich schwer auf einer Holzbank nieder, Madrigal setzte sich ihm gegenüber, nicht ohne vorher mit dem Ärmel über die Bank zu wischen. Der Wirt eilte herbei, und seine Unterwürfigkeit wirkte fast schon belästigend: »Stets zu Diensten, Eure Exzellenzen. Ich habe heute eine kräftige Fischsuppe, ganz frisch. Dazu den besten Tropfen aus meinem Keller.«
    Dom Pedro wedelte mit der Hand, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen. »Bring den Wein, Wirt. Eine Kanne mit zwei Bechern und dann verschwinde.«
    »Sehr wohl, sehr wohl, die Herren«, stammelte der Wirt und sah zu, dass er aus dem Weinkeller das Gewünschte heranschaffte.
    Dom Pedro nahm einen kräftigen Schluck des einfachen roten Landweines und verzog leicht angewidert den Mund. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über die Lippen, sah Madrigal leicht belustigt zu, der geziert an seinem Becher nippte und forderte den Berater dann auf: »Erzähl! Fass zusammen, was du weißt. Beginne mit dem Anfang.«
    Madrigal stellte seinen Becher auf dem Tisch ab und brachte seinen Wamsärmel vor den glänzenden Flecken auf der abgewetzten Platte in Sicherheit. Seine Miene ließ keinen Zweifel daran, dass er sich hier ganz und gar nicht wohlfühlte.
    »Nun, es ist jetzt beinahe auf den Tag zehn Jahre her, seit Bartolomeo Diaz die Südspitze Afrikas, das Cabo Tormentosa oder auch Kap der Guten Hoffnung genannt, umschiffte. König Johannes II. gab Euch anschließend den Auftrag, Diaz Entdeckung auszuwerten, auf Karten zu übertragen und die Route für einen Seeweg nach Indien zu bestimmen. Schließlich habt Ihr die meisten Erfahrungen, kennt den Landweg und habt sämtliche Vorarbeiten geleistet. Fünf Jahre später, 1492, versuchte ein Genuese, Christof Columbus genannt, im Auftrag der spanischen Krone Indien zu erreichen. Doch er kam ohne Gewürze zurück und niemand weiß genau, wo er wirklich gelandet ist.
    König Johannes stellte die Mittel bereit, die Ihr brauchtet, um eine eigene Expedition zu den Gewürzländern durchzuführen, doch unglücklicherweise starb unsere geliebte Majestät, bevor Ihr aufbrechen konntet. Der neue König, Manuel I., hatte einen anderen Favoriten: Vasco da Gama. Er stattete ihn mit Mitteln aus, um über das Meer in Richtung Indien aufzubrechen. Und heute, am 8. Juli 1497, sticht er mit seiner Flotte, die aus drei Karavellen und einem Frachtschiff mit Proviant besteht, in See. Die Besatzung zählt ungefähr 170 Mann, darunter der Elitestab der königlich-portugiesischen Marine. Auch Bartolomeo Diaz gehört dazu. Außerdem erfahrene Seeleute seiner Expedition von vor zehn Jahren, drei arabische Gefangene, die als Übersetzer ihrer in Indien ansässigen und Handel treibenden Landsleute vorgesehen sind, und die zehn zum Tode Verurteilten, denen man die gefährlichsten Unternehmungen zumuten wird. Mit gesetzten Segeln wird Vasco da Gama als Befehlshaber der Flotte heute mit Kurs nach Süden hart am Wind kreuzen und als erste Station seiner Reise die Kanarischen Inseln anlaufen. Die weitere Route wird genauso verlaufen, Dom Pedro, wie Ihr sie nach Diaz Angaben erarbeitet habt und nach den Karten, die Ihr gezeichnet habt. Eure Reise, Dom Pedro, wird nun ein anderer machen. Er wird den Ruhm für Eure Arbeit ernten.«
    Madrigal verstummte und sah Dom Pedro abwartend an. Dieser hatte die Fäuste geballt, so dass die Fingerknöchel weiß hervor traten.
    »Das weiß ich alles, Madrigal«, stieß Graf Corvilhas zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Die Wut hatte sein Gesicht kantig gemacht. Wieder mahlten seine Kiefern und auf seiner Stirn wuchs eine dicke blaue Ader.
    »Weiter!«, herrschte er seinen Berater an.
    »Zwanzig Monate wird da Gama für seine Expedition nach Indien brauchen, hat er gesagt. Wenn er im April des Jahres 1499 nicht zurück sein sollte, so könne man ihn getrost für tot erklären. Vermessen ist diese Aussage, wenn Ihr mich fragt. Vermessen, weil selbst Bartolomeo Diaz mehr Zeit gebraucht hat und er ist schließlich nur bis zum Kap der guten Hoffnung gekommen.«
    »Das alles weiß ich, Madrigal«, knurrte Dom Pedro und wedelte mit der Hand über den Tisch. »Und um deine Meinung hat dich niemand gebeten. Berichten sollst du mir, was ich noch nicht weiß.«
    Madrigal stützte sich mit beiden Ellbogen auf die abgewetzte Holzplatte, beugte sich vor und ließ seinen Blick noch
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