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Im Sog Des Boesen

Titel: Im Sog Des Boesen
Autoren: John Sandford
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sie die zu mir zurückverfolgen … Es klappt schon, weil« - sie tippte sich gegen die Stirn - »Alyssa hier drin ist, und die fürchtet sich. Falls sie Bedenken hat, sagt sie es uns.«
    »Und du lässt das zu?«
    »Klar«, versicherte Fairy. »Alyssa und ich sind uns jetzt sehr nahe.«
     
    Dann erlebte sie, wie Polizeiarbeit sich meist gestaltet: Sie wartete und wartete und wartete, und Lucas kam einfach nicht heraus. Sie holte die Waffe aus dem Handschuhfach, vergewisserte sich, dass sie geladen war, und legte sie zurück.
     
    Nach einer Weile machte sich ihre Blase bemerkbar, und sie sah sich nach Büschen hinter der Klinik um. Wenn ein Polizist sie bemerkte … Auf der anderen Seite der Straße war ja sozusagen die Polizeizentrale …
    Alyssa wollte nicht, doch Fairy drängte sie: »Das dauert nur zwei Minuten, und hinterher geht es uns viel besser.«
    »Wenn uns jemand entdeckt …«
    »Da draußen ist es stockdunkel, und wir tragen Schwarz. Wer sollte uns entdecken?«
    Die Diskussion dauerte ein paar Minuten. Am Ende setzte sich Fairy durch, und sie schlüpfte mit einer Packung Kleenex aus dem Wagen hinter die Büsche und fühlte sich tatsächlich gleich entspannter.

    »Siehst du, so ist das Leben«, sagte Fairy. »Pinkeln ist etwas ganz Natürliches.«
    »Halt den Mund.«
     
    Dann kam er heraus, in Begleitung eines anderen Mannes. Doch selbst wenn er allein gewesen wäre, hätte sie nicht auf ihn schießen können, weil sie die Entfernung zum Wagen falsch eingeschätzt hatte. Davenport würde am Porsche sein, bevor sie ihn erreichte. Dann würde er sie sehen, und wenn er sie sah …
    »Was für eine Scheißidee!«, zischte Alyssa. »Sobald er uns bemerkt, weiß er Bescheid und bringt uns um.«
    »Dann folgen wir ihm eben nach Hause«, erwiderte Fairy. »Hey, er ist ein Cop. Einen Polizisten haben wir noch nie erledigt. Immer mit der Ruhe.«
     
    »Cheryls Termin ist um zehn?«, fragte Lucas Del. »Halt mich auf dem Laufenden.«
    »Mach ich. Mir ist irgendwie mulmig«, antwortete Del. »Eigentlich hat sie eine Rossnatur, aber wer weiß, was für Bakterien oder Viren sie sich im Krankenhaus eingefangen hat. Und dann noch das Assistieren bei den Angiogrammen; was ist mit der Strahlung? Ihr geht’s wirklich nicht gut. Letzte Woche war’s mal besser, allerdings nur kurze Zeit.«
    »Halt mich auf dem Laufenden«, wiederholte Lucas. »Sonst alles in Ordnung? Ich meine, wegen der Schießerei.«
    »Glaub schon«, antwortete Del und zuckte mit den Schultern. »Vielleicht können Leute wie wir so was vergessen.«
    »Eine Weile wird dich das sicher noch beschäftigen. Aber am Ende, denke ich, kommst du darüber weg. Wenn nicht, sag Bescheid und lass dir Pillen verschreiben.«
    »Jawohl, Boss. Ich melde mich morgen.«

     
    Lucas rief Weather vom Wagen aus an.
    »Berichtet das Fernsehen schon darüber?«
    »Alle Sender. Lucas, wir müssen reden. Zuerst wirst du angeschossen, und dann das …«
    »Gut«, sagte er. »Vielleicht sattle ich auf Zimmermann um oder auf Kufenschärfer für ein Frauen-Eishockeyteam.«
    »Lucas, wirklich: Wie fühlst du dich?«
    »Wie durch den Wolf gedreht, ansonsten okay. Um Shrake und Del mache ich mir mehr Sorgen, doch die behaupten, es wär’ alles in Ordnung.«
    »Wart mal den morgigen Tag ab.«
    »Ja.«
    »Könntest du noch schnell im Supermarkt vorbeischauen? Mir ist gerade eine Milchflasche runtergefallen, der ganze Boden klebt. Wir brauchen Milch fürs Frühstück morgen.«
    »Klar. Bin in zwanzig Minuten da.«
     
    Den Weg zum Super-America-Laden legte er wie auf Autopilot zurück, während er über den Tag nachdachte. Den Fall Siggy hatte hauptsächlich das SK A bearbeitet, nur am Abschluss war die Stadtpolizei von St. Paul wesentlich beteiligt gewesen. Und deren Leute mit den kugelsicheren Westen und den Helmen würden nun auch im Fernsehen zu sehen sein.
    Was ihm recht war.
    Seine Gedanken wanderten zu dem ersten Tier, das er je bei der Jagd erlegt hatte, ein Kaninchen, mit der ersten richtigen Waffe seines Lebens. Das Kaninchen war etwa dreißig Meter vor ihm am Rand eines abgeernteten Bohnenfelds aus den Büschen gehoppelt.
    Er erinnerte sich, wie kalt es damals gewesen war, Ende Oktober, und wie er einen Fäustling ausgezogen hatte, als sein Vater ihn anspornte: »Hol ihn dir.« Das Tier hatte bei
der Flucht eine Art Kreis um Lucas beschrieben, so dass er es mitten im Lauf erwischte; es war tot gewesen, bevor seine Pfoten wieder den Boden berührten.
    Del hatte Siggys Mann
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