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Im Sog der Angst

Im Sog der Angst

Titel: Im Sog der Angst
Autoren: Jonathan Kellerman
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Jeans, die wie eingeölt aussah, und einer schwarzen kurzen Bluse, die den Blick auf einen flachen, gebräunten Bauch freigab, stand in der Tür. Den Bauchnabel zweimal gepierct, einmal mit einem Türkisstecker. Über ihrer Schulter hing eine schwarze Seidentasche, die mit Seidenblumen bestickt war. Sie hatte zu viel Make-up aufgelegt, eine große Nase und ein kräftiges Kinn. Ihre langen glatten Haare hatten die Farbe frischen Heus. Die Bluse brachte ein tolles Dekolleté zur Geltung.
    Stan Bartells Bräune verblasste zu einem fleckigen Beige. »Was zum …« Er schlug sich mit der Hand an die Brust und streckte dann beide Hände nach dem Mädchen aus. »Baby, Baby!«
    Das Mädchen runzelte die Stirn und fragte: »Was ist los, Dad?«

3
    »Wo zum Teufel bist du gewesen?«, fragte Stan Bartell.
    Kayla Bartell starrte ihren Vater an, als wäre er verrückt geworden. »Ich war aus.«
    »Mit wem?«
    »Mit Freunden.«
    »Ich hab dich auf deinem Handy angerufen.«
    Kayla zuckte mit den Achseln. »Ich hab’s ausgeschaltet. Im Club war es so laut, dass ich es sowieso nicht gehört hätte.«
    Bartell machte Anstalten, etwas zu sagen, dann zog er sie an sich und umarmte sie. Sie warf uns einen Hilfe suchenden Blick zu.
    » Da -ad.«
    »Gott sei Dank«, sagte Bartell. »Dank dem Allmächtigen.«
    »Wer sind diese Leute, Daddy?«
    Bartell ließ seine Tochter los und funkelte uns an. »Gehen Sie.«
    Milo sagte: »Ms. Bartell …«<
    »Nein!«, rief Bartell. »Raus. Sofort.«
    »Wer sind sie, Daddy?«
    »Sie sind niemand.«
    »Irgendwann«, sagte Milo, »würde ich gern mit Kayla sprechen.«
    »Wenn Schweine die Concorde nehmen.«
    Als wir zur Haustür kamen, stand Bartell auf der Eingangstreppe und drückte auf eine Fernbedienung. Das Tor glitt langsam zu, und Milo und ich schafften es gerade noch hindurchzuschlüpfen, bevor es sich mit einem metallischen Geräusch schloss.
    Bartell knallte die Haustür zu.
    »Der freundliche Polizist auf seiner Streife«, sagte Milo, »macht sich überall Freunde und verbreitet gute Laune, wo er geht und steht.«
    Als wir losfuhren, sagte er: »Ich fand es interessant, dass Bartell annahm, Gavin hätte Kayla etwas angetan. Du hast das Wort ›zwanghaft‹ benutzt.«
    »Bartells Feindseligkeit könnte mit seiner Verärgerung darüber zu tun haben, dass jemand hinter seinem Engel her ist. Aber zwanghaftes Verhalten kann eine Nebenwirkung bei einer Kopfverletzung sein.«
    »Was ist mit diesem Schweinestall von Zimmer? Seine Mutter behauptet, er wäre früher ordentlich gewesen. Passt das zu einem Gehirnschaden?«
    »Ein heftiger Schlag auf die Stirnlappen kann zu allen möglichen Veränderungen führen.«
    »Zu dauerhaften?«
    »Das hängt von der Schwere der Verletzung ab. In den meisten Fällen sind sie vorübergehend.«
    »Gavins Unfall liegt zehn Monate zurück.«
    »Kein gutes Zeichen«, sagte ich. »Ich würde gern wissen, wie er sich im Allgemeinen so verhalten hat. Der Studentenausweis in seiner Tasche war zwei Jahre alt. Angenommen, er hat das Studium abgebrochen, was hat er dann seitdem gemacht?«
    »Vielleicht ist er den falschen Leuten auf den Wecker gegangen«, sagte er. » Zwanghaft geworden. Ich werde noch mal mit seiner Mutter plaudern. Bartell sagte, sie wäre nicht normal. Hast du irgendwas bemerkt?«
    »Bei dem Kontext, in dem wir sie gesehen haben, wäre alles unterhalb eines Nervenzusammenbruchs nicht normal gewesen.«
    »Yeah … den Vater werde ich mir vornehmen, wenn er aus Atlanta zurück ist … Ich liebe meinen Job - genug für einen Abend. Lass mich am Glen raus, und dann gute Nacht.«
    Ich fuhr auf den Sunset und überquerte die Grenze nach Holmby Hills. »Im Moment ist die große Frage«, sagte Milo, »wer das Mädchen war. Und warum wurde sie aufgespießt und nicht Gavin.«
    »Das und die Art, wie sie zurückgelassen wurde, sprechen dafür, dass sexuelle Motive im Spiel waren«, erwiderte ich. »Eliminiere den Mann, mach dir einen Spaß mit der Frau.«
    »Glaubst du, der Gerichtsmediziner wird Beweise für eine Vergewaltigung finden?«
    »Wenn wir es mit einem sexuellen Psychopathen zu tun haben, könnte die Pfählung genügen.«
    »Als Penetrationsersatz?«
    Ich nickte.
    »Also vielleicht eine ziemlich verdrehte Sache«, sagte er. »Hat nichts mit den Opfern zu tun, sie waren nur zwei Kids, die zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort waren.«
    »Das könnte sein«, erwiderte ich.
    Er lachte leise. »Und ich hab mich auch noch freiwillig gemeldet.«
    »Kannst du
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