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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Helene Tursten
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Besten zu geben.
    Die letzte Restrukturierung der Bezirkskriminalpolizei in Västra Götaland hatte neben einer Namensänderung zu zwei entscheidenden Veränderungen geführt. Das Dezernat für schwere Kriminalität war im Präsidium ein Stockwerk höher gezogen, und Tommy Persson war zu dessen Kommissar ernannt worden. Ihre alte Chefin Efva Thylqvist hatte nach einem brutalen Überfall, der im Vorjahr auf sie verübt worden war, gekündigt. Die erlittenen Verletzungen bereiteten ihr noch immer Probleme. Nach dem Strangulierungsversuch war ihre Stimme heiser und rau. Zudem war ihre heimliche Beziehung mit Tommy Persson zu Ende gegangen. Er hatte es sich sehr zu Herzen genommen, dass sie ihn mit einem Kollegen betrogen hatte. Noch dazu gehörte der Mann zur Polizeiführung. Irene hatte erleichtert aufgeatmet, als sie gehört hatte, dass ihre Chefin nicht zurückkehren würde. Mittlerweile arbeitete Thylqvist bei der Reichskriminalpolizei in Stockholm. Irene wusste nicht genau, worin dort eigentlich ihre Aufgabe bestand.
    Tommy Persson hatte sie gefragt, ob sie seinen alten Posten, Stellvertretung des Leitenden Kommissars, übernehmen wolle, aber sie lehnte nach reiflicher Überlegung dankend ab. Vor allen Dingen, weil sie nur wenig für Verwaltungsarbeiten übrig hatte, aber auch weil ihr die Ermittlertätigkeit gefiel. Sie zog Tempo und Abwechslung der Schreibtischarbeit vor. Außerdem hatte sie Probleme mit der Rechtschreibung und damit, sich schriftlich auszudrücken. Heutzutage sprach man von Dyslexie. Als sie zur Schule gegangen war, hatte es noch geheißen, man sei dumm und faul.
    Statt Irene war Hannu Rauhala Stellvertretender Kommissar geworden, was sich als ausgezeichnete Entscheidung erwies. Irene dachte, dass er den neuernannten Kommissar viel besser unterstützte, als sie dies je vermocht hätte. Hannu gewann aus Archiven Informationen, die jeder andere übersehen hätte. Wie er das allerdings anstellte, hatte in all diesen Jahren noch niemand ergründet. Er würde in der kommenden Woche aus dem Urlaub zurückkommen, und Irene wusste, dass sich alle schon nach ihm sehnten.
    »Wir arbeiten in diesem Fall eng mit dem Dezernat für schweres organisiertes Verbrechen zusammen, natürlich insbesondere mit unserem alten Freund und Kollegen Fredrik«, sagte Irene.
    »Gut. Er weiß viel darüber, was sich in den Göteborger Mafiakreisen abspielt«, sagte Kommissar Persson und schenkte sich eine weitere Tasse Kaffee ein.
    »Also von mir aus kann er diesen ganzen Müll übernehmen«, murmelte Jonny und nahm sich die letzte Zimtschnecke.
    Der Kommissar lächelte über diese Bemerkung. Dann wurde er wieder ernst und verteilte die Aufgaben dieses Tages. Wie immer galt es, schnellstmöglich alle verfügbaren Fakten über das Opfer und das eigentliche Verbrechen aufzutreiben.
    Am Montagvormittag betrat ein junger Rowdy das Präsidium und verlangte, die »Bullen zu sprechen, die den Boss eingebuchtet« hätten. Es dauerte eine Weile, bis der Beamte am Empfang begriff, dass der dickliche Jüngling in einem Kapuzenpulli mit dem Wappen der Desperados auf dem Rücken die Kollegen meinte, die mit der Ermittlung über Per Lindström befasst waren.
    Der taffe Teenager gab sich alle Mühe, sein Auftreten seinen Sprüchen anzupassen, aber sein unsteter Blick und der Schweiß auf seiner Stirn verrieten ihn. Kein krimineller Teenager fühlt sich in einem Gebäude wohl, in dem es von Polizisten wimmelt. Außerdem wusste er wohl sehr genau, dass ihn dieser Besuch ein Jahr oder mehr in staatlicher Verwahrung einbringen konnte. Aber das gehörte zu seinen Pflichten, und die Belohnung war es wert.
    Der Junge wurde von einem Beamten in Uniform abgeholt und in einen Vernehmungsraum gebracht. Nachdem er ungefähr eine Stunde dort gesessen und geschwitzt hatte, begann die Befragung. Er hieß Kevin Berg, war siebzehn Jahre alt und Mitglied der Desperados, wie sich unschwer aus dem schwarzweißen Wappen mit dem rauchenden Colt in der Mitte schließen ließ, das auf seinem Rücken prangte. Bei den Desperados handelte es sich um eine Vorortgang. Junge Männer, die auf eine Aufnahme in den Gothia MC hofften. Kevin war der Polizei bereits im Zusammenhang mit Moped- und Autodiebstählen, Besitz von Haschisch sowie Beihilfe zum Einbruch in einen Tabakladen aufgefallen.
    Kevin Berg sagte aus, den BMW in der Nacht auf Samstag geklaut zu haben. Am Tag darauf habe er Per Lindström angerufen und ihm das Auto zum Kauf angeboten. Natürlich habe er nicht
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