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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Helene Tursten
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paar Jahren eine neue Bude.«
    »Wissen Sie, wer das andere Gebäude im Augenblick nutzt?«
    »Nein.«
    »Hat der Gothia MC die Schlösser der Tore zur Manufakturgatan austauschen lassen?«
    Der Gangsterboss schnaubte nur verächtlich und sah Irene gelangweilt an. Nach einer Weile konnte er sich dann aber doch nicht beherrschen.
    »Wer hat ins Gras gebissen?«
    »Ein Mitglied Ihrer Rockerbande. Patrik Karlsson.«
    Per Lindström zog erstaunt seine Brauen hoch.
    »Patte? Sie machen wohl Witze?«
    »Keineswegs. Falls dieser Patte Patrik Karlsson heißt und seit einem Jahr vollwertiges Mitglied im Gothia MC ist, dann ist er das Mordopfer.«
    Lindström nickte. Irene sah förmlich, wie sich sein benebeltes Gehirn anstrengte, diese Information zu verarbeiten.
    »Wer hat ihn erschossen?«, fragte er.
    »Er wurde nicht erschossen.«
    Wieder zog Per Lindström die Brauen hoch. Jetzt versuchte er nicht einmal mehr, Desinteresse vorzutäuschen.
    »Wie ist er denn dann draufgegangen, verdammt nochmal?«
    »Erst hat man ihn misshandelt, dann hat man ihn bei lebendigem Leib angezündet«, antwortete Irene mit gleichmütiger Stimme.
    Sie versuchte die Erinnerung an den üblen Gestank und an die in den Asphalt eingebrannten Konturen wegzuschieben.
    »Pfui Teufel!«
    »Ja, wirklich nicht schön«, pflichtete ihm Irene bei.
    Per Lindström schwieg eine Weile und starrte auf einen Punkt über dem Kopf der Polizisten. Schließlich sagte er:
    »Das hat verdammt nochmal nichts mit uns zu tun. Vielleicht hat jemandem seine Fresse nicht gepasst.«
    »Möglich. Aber es geschah ausgerechnet in den alten Räumlichkeiten des Gothia MC in der Kolgruvegatan. Er hat seine Mörder im Haus getroffen und ist auf den Hof getaumelt, nachdem sie ihn angezündet hatten. Draußen ist er dann verbrannt.«
    »Scheiße.«
    Es war Lindström deutlich anzusehen, wie sich die Zahnräder in seinem verkaterten Gehirn langsam in Bewegung setzten. Irene bemerkte eine Veränderung. Die Beschreibung der Todesursache hatte etwas in ihm ausgelöst.
    »Haben Sie eine Idee, wer Patrik ermordet haben könnte?«, fragte sie.
    Per Lindström schüttelte nur mit abwesender Miene den Kopf. Welche Erkenntnisse er auch immer aus dem Gehörten gewonnen haben mochte, so hatte er offenbar nicht die Absicht, sie der Polizei mitzuteilen.

B ei den weiteren Verhören behauptete Per Lind ström, sich zusammen mit Jorma Kinnunen auf einer Probefahrt befunden zu haben. Ein junger Mann habe ihm das Auto zum Kauf angeboten, da er sich seinen teuren Schlitten nicht mehr habe leisten können. Nein, er habe die Angaben des Mannes nicht in Zweifel gezogen. Nein, an seinen Namen könne er sich auch nicht erinnern. Wie die Waffe in das Auto gekommen sei, sei ihm ein Rätsel. Vermutlich habe der Autobesitzer sie unter dem Beifahrersitz versteckt. Was seine 1,4 Promille betreffe, so habe er nicht geahnt, wie stark der eine Drink gewesen sei, den ihm seine Frau vor dem Abendessen serviert habe. Der Alkohol und die Geschwindigkeitsüberschreitung würden ihn einige Monate seinen Führerschein kosten, mehr aber auch nicht.
    Kinnunen gab gar keine Antworten, sondern schwieg stets mürrisch zu allem, was man ihn fragte.
    Irene seufzte und schaltete ihren Computer aus, nachdem sie die Protokolle von den Verhören beider Rocker-Bosse gelesen hatte. Selbst wenn sie die Gründe des Mordes an Patrik Karlsson kannten oder etwas ahnten, würden sie den Ermittlern nichts verraten.
    »Da kehrt man aus seinem wohlverdienten Urlaub zurück und muss sich sofort mit Göteborgs Schwerverbrechern herumschlagen«, klagte Kriminalinspektor Jonny Blom und tat, als schauderte ihn.
    Er saß sonnengebräunt mit den anderen im Pausenzimmer und sah eigentlich recht zufrieden aus, da es frische Zimtschnecken gab. Er konnte es natürlich nicht lassen, Irenes Bericht über den makaberen Mord in der Kolgruvegatan am Wochenende zu kommentieren.
    »Willkommen in der Wirklichkeit!«, sagte Kom missar Tommy Persson und hob seine Kaffeetasse zu einem scherzhaften Skål.
    »Na danke! Die Mafia bereits am ersten Arbeitstag in Mordlaune. Das trägt nicht unbedingt zum Wohlbefinden am Arbeitsplatz bei. Wer ist eigentlich im Augenblick der Arbeitsschutzbeauftragte?«, klagte Jonny und sah sich um.
    Neben ihm saß die Kriminalinspektorin Sara Persson. Seit Sara am Dezernat angefangen hatte, wurde darüber gewitzelt, dass der Kommissar und sie denselben Nachnamen trugen, und Jonny pflegte stets grinsend eine Bemerkung über Nepotismus zum
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