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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Helene Tursten
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Kollegen saßen. Die weißen Pflaster leuchteten in ihrem vielfarbigen Gesicht. Sie sah gelinde gesagt interessant aus. Ihr fehlte jedoch die Kraft, über die jüngsten Ereignisse zu sprechen. So unbeschwert wie möglich sagte sie:
    »Tja, die Arbeit war eigentlich wie immer.«

A ls endlich der Sonntag kam, bemühte sich Irene, ein richtig gutes Essen zu organisieren. In der Praxis bedeutete das, sie ließ sich etwas aus einem Restaurant liefern. Mit einem leisen Schauer nahm sie den großen Styroporkasten von dem Boten entgegen.
    »Stellen Sie anschließend einfach alles wieder in den Kasten. Es wäre nett, wenn Sie die Töpfe ausspülen könnten. Soll ich alles abholen, oder wollen Sie es bringen?«, wollte der junge Mann wissen.
    »Wir bringen alles selbst zurück«, sagte Irene.
    Sie merkte, dass er ihr verfärbtes Gesicht eingehend musterte. Obwohl er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, verriet seine Miene, dass er verstand, warum sie sich ungern unter die Leute begab. Aber das war nicht der Grund, weswegen sie Essen nach Hause bestellt hatte. Sie wollte nicht in der Küche stehen, sondern Zeit für ihre Familie haben. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, seit sie abgefahren waren. Nach Lappland, hatte Krister gesagt. Weiter kam man in Schweden nicht. Es war schlau, sich in der Wildnis zu verstecken, wenn man den Rockern entkom men wollte. Frische Luft und körperliche Anstren gung standen bei diesen vermutlich nicht sonderlich hoch im Kurs.
    Wenig später waren die vier da. Alle umarmten sich und vergossen Tränen. Egon rannte wie ein Irrer herum und war außer sich vor Freude, endlich wieder zu Hause und bei seinem Frauchen zu sein. Irenes Herz tanzte vor Glück. Ihre Lieblinge waren wohlbehalten wieder zu Hause. Sie wirkten alle sehr munter, was man von ihr nicht unbedingt sagen konnte. Natürlich waren sie entsetzt, als sie ihr blau geschlagenes Gesicht sahen. Sie waren jedoch vorbereitet gewesen. Nachdem Irene am Samstag etwas Kräfte gesammelt hatte, hatte sie Krister am Abend angerufen und ihm erzählt, was bei der Explosion wirklich geschehen war. Krister und die Töchter hatten bereits mehrere Artikel im Internet gelesen und wussten, was geschehen war. Irene hatte ihre Verletzungen beschrieben und erklärt, es sehe schlimmer aus, als es wirklich sei.
    Irene öffnete eine Flasche Prosecco und füllte die Champagnergläser. Jenny bekam alkoholfreien Cidre eingeschenkt. Eine behagliche Ruhe breitete sich in ihr aus. Teilweise war dieses Gefühl dem Wein zuzuschreiben, aber hauptsächlich beruhte es auf der Gewissheit, dass der Alptraum, in dem sie gelebt hatten, vorüber war. Gleich würden sie essen, aber zunächst wollte Irene das Beisammensein noch ein wenig genießen. Sie hatten ihr Leben zurückerhalten.
    Krister trank genüsslich einen Schluck eiskalten Prosecco und aß ein paar gesalzene Mandeln. Dann musterte er Irene einen Augenblick.
    »Was?«, fragte Irene schließlich.
    »Tja, Kleines … uns kamen da so einige Gedanken, als wir im Auto saßen und uns klar wurde, was passiert war. Ich spreche jetzt von dieser Bombe im Pravda.«
    Er trank den letzten Schluck aus seinem Glas und stellte es dann vorsichtig auf den Tisch.
    »Du warst nicht zufällig im Pravda, bevor die Schurken ihr Treffen dort abhielten?«, fragte er.
    »Bevor? Wie meinst du das …«
    Irene hielt inne, als sie begriff, was er meinte. Nach allem, was sie durchgemacht hatte, bezichtigte sie jetzt ihre eigene Familie, die Bombe im Pravda gelegt zu haben! Sie wollte ihrem Zorn bereits freien Lauf lassen, da sah sie das Funkeln in den Augen ihres Mannes. Die Mädchen warfen einander ebenfalls einen Blick zu.
    Ach so! Sie machten sich über sie lustig. Sie würde es ihnen mit gleicher Münze heimzahlen.
    Sie neigte den Kopf zur Seite und riss mit unschuldiger Miene die Augen auf:
    »Hat Tommy etwa geplaudert? Nur er kann es gewesen sein. Denn nur er weiß von meiner kleinen Erkundungsrunde vor Beginn der Observation.«
    Sie verbarg ihr Lächeln hinter ihrem Glas, als sie die besorgten Blicke der anderen sah. Richtig sicher waren sie sich nicht. Sollten sie sich ruhig noch etwas länger den Kopf zerbrechen.

D as Thema dieses Buchs hat meine Gedanken einige Jahre beschäftigt. Mit zunehmender Besorgnis habe ich mitangesehen, wie die Macht und die Zahl krimineller Gruppierungen immer weiter zunahm. Das hat zur Folge, dass immer mehr Menschen sowohl direkt als auch indirekt von ihren Aktivitäten betroffen sein werden. Mein Ziel
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