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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Helene Tursten
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Vielleicht haben sie die Sachen mittlerweile aber auch schon beseitigt«, meinte Bratt.
    »Die Bombe gestern … das war für die aufstrebende dritte Gang wirklich die perfekte Gelegenheit, den Drogenhandel auf einen Schlag an sich zu reißen. Nach Beseitigung der Gangster Lions und des Gothia MC wäre ein Vakuum entstanden, das sie sofort hätte ausfüllen können. Schließlich waren sie im Besitz von zwei Kilo Kokain. Sie hätten sofort mit dem Verkauf beginnen können.«
    »Ohne Racheaktionen fürchten zu müssen«, meinte Tommy Persson.
    Irene fand, dass die Analyse der Lage, die die beiden Kommissare vorgelegt hatten, der Wahrheit vermutlich so nahe kam wie im Augenblick nur möglich. Sie hob die Hand, und Bratt nickte ihr zu.
    »Wen habt ihr festgenommen?«, fragte sie.
    »Die Brüder Reza und Fendi Göks. Den jungen Mann, der gekellnert hat, diesen Casim, haben wir wieder laufen lassen. Er hat nichts mit der dritten Gang zu tun«, antwortete er.
    »Hat einer von ihnen ausgesagt?«, fuhr Irene fort.
    Stefan Bratt bedeutete Tommy, er solle antworten.
    »Fendi hat einiges verlauten lassen. Die Brüder Reza schweigen. Wir hatten ja schon früher mit diesen beiden Typen zu tun, und ich fürchte, dass sie den Mund nicht aufmachen werden. Wir können nur hoffen, dass Fendi Göks plaudert.«
    »Wie erklärt er seine Anwesenheit bei der Explosion?«, fragte Irene.
    »Er sagt, er habe von dem Treffen gehört und sei neugierig gewesen. Er wollte mit seinem Handy ein paar Bilder machen.«
    Es klopfte laut, und die Tür wurde aufgerissen. Kommissarin Lena Hellström stürzte mit einem triumphierenden Lächeln auf ihren orangenen Lippen in den Saal. Sie nickte in die Runde und krakeelte dann fröhlich:
    »Wir haben das Kokain gefunden! Alles!«
    »Oha! Wo?«, fragte Kommissar Bratt.
    »In einem Wohnmobil, das auf Per Lindströms Mutter zugelassen ist. Sie wohnt in einem kleinen Haus mit großem Grundstück in Utby. Dort steht also ein nagelneues Wohnmobil. Sie wurde natürlich sehr böse, als wir die Haussuchung durchführen wollten, und behauptete beharrlich, es sei ihr Wagen. Aber als wir das Kokain fanden, wollte sie davon nichts mehr wissen. Sie gab zu, dass Per das Wohnmobil gekauft und darum gebeten hatte, es bei ihr abstellen zu dürfen. Dann bestritt sie auch zu wissen, wie ein Gemälde von Ivan Ivarson an ihre Wohnzimmerwand geraten war. Es hätte plötzlich einfach dort gehangen.«
    Lena Hellström lachte, als sie von dem Gemälde erzählte.
    Irene spürte, dass ihr Handy in ihrer Jacke vibrierte. Vorsichtig fischte sie es heraus. Zu ihrer Freude stellte sie fest, dass es Krister war. Rasch stand sie auf und schlüpfte zur Tür hinaus. Ihre Kollegen blickten ihr fragend nach, aber niemand sagte etwas.
    Irene beeilte sich, damit die Mailbox nicht ansprang. Ihr Herz überschlug sich förmlich, und sie zitterte am ganzen Körper. Das sind die Nachwehen, dachte sie. Aber als sie Kristers Stimme hörte, wurde sie sofort ruhig.
    »Hallo, Liebling! Wir sind jetzt aus der Wildnis zurück. Soeben, als wir wieder Netz hatten, habe ich deine SMS erhalten. Ist die Gefahr wirklich vorüber?«, fragte er fröhlich.
    Ihr fiel keine bessere Antwort ein als ein lahmes:
    »Ja, in der Tat.«
    »Wie ist das möglich? Sitzt der gesamt Gothia MC hinter Gittern?«
    »Das … das ist eine lange Geschichte. Schau dir die Göteborgs-Posten und die Göteborgs-Tidning im Internet an. Da gibt es auch einen Artikel über einen kleinen Jungen und eine Polizistin. Die Polizistin bin ich.«
    Krister schwieg einen Augenblick und sagte dann:
    »Okay. Auch wenn wir uns am Steuer ablösen und wie die Verrückten rasen, können wir frühestens am Sonntag in Göteborg sein.«
    »Ach? Seid ihr so weit weg?«
    »Ja. In einem Dorf, das Kebnats heißt. Wir sind heute Morgen aus Saltoluokta hierhergekommen. Wir waren wandern. Einfach wunderbar! Wir haben wunderbare Dinge gesehen. Tiere und eine sagenhafte Landschaft. Aber anstrengend war es auch. Im Gebirge bei Regen im Zelt zu übernachten macht keinen sonderlichen Spaß. In die Hütten haben wir uns nicht getraut, weil man dort seinen Namen hätte angeben müssen. Das war vielleicht übertrieben vorsichtig. Andererseits hat die frische Luft gutgetan. Ich bin wirklich in Form. Das müssen wir nächstes Jahr nochmal machen, und zwar du und ich!«
    Krister holte ein paar Sekunden lang Luft, dann fragte er:
    »Und wie war es bei dir?«
    Irene sah ihr Spiegelbild in dem Fenster des Konferenzsaals, in dem ihre
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