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Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Im Schutz der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Helene Tursten
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Hand. Kinnunen hatte keine Biker-Vergangenheit, sondern war Mitglied einer schwerkriminellen Einwanderer-Gang. Wenn es jemanden gab, der sich mit dem Rauschgifthandel wirklich auskannte, dann war es Kinnunen. Deswegen musste er auch nicht über eine Untergruppierung in den Gothia MC aufsteigen. Er besaß genau die Qualifikationen und Spezialkenntnisse, die für den Biker-Club und seine Anführer vonnöten waren. Fredrik lächelte vielsagend, als er das sagte.
    »Das mit der Uzi will mir nicht so recht in den Kopf. Die Bosse sind in der Regel unbewaffnet. Die Handlanger haben die Aufgabe, die Bosse zu beschützen. Das tun sie, damit sie in den Club aufgenommen werden und die begehrte Weste tragen dürfen«, meinte er nachdenklich.
    »Apropos Westen. Lindström und Kinnunen trugen kugelsichere. Das deutete darauf hin, dass sie damit rechneten, beschossen zu werden. Könnte nicht Kinnunen bewaffnet gewesen sein, um Per Lindström zu beschützen?«
    »Sehr gut möglich. Die Waffe lag unter dem Beifahrersitz. Wahrscheinlich gelang es ihm nicht mehr, sie aus dem Fenster zu werfen, als die Streife auftauchte. Wahrscheinlich fuhren sie ganz einfach zu schnell.«
    Per Lindström wirkte nicht fröhlich. Tatsache war, dass er wahnsinnig verdrossen aussah, und dazu hatte er allen Grund. Wenn er für alles verurteilt wurde, das ihm die Anklage zur Last legte, dann hatte er mit einer langen Haftstrafe zu rechnen. Vor der Vernehmung hatten Irene und Fredrik abgesprochen, dass sie beginnen sollte. Eventuell würde Fredrik sie später mit den Fragen ablösen, je nachdem, wie sich das Ganze entwickelte.
    Der Gangster stank nach Schweiß und Alkohol. Er trug ein T-Shirt mit dem Wappen des Gothia MC . Dieses hatte er sich auch auf den rechten Unterarm tätowieren lassen. Daneben war alles, was Irene von seinem massiven Körper sehen konnte, mit den verschiedensten Tätowierungen bedeckt. Eine farbenprächtige Schlange wand sich um seinen Hals bis zu seinem linken Ohr. Sie war gut zu erkennen, da sein Schädel rasiert war. Die Schlange sah nach einer erstklassigen Arbeit aus, aber die übrigen Motive waren von sehr unterschiedlicher Qualität.
    Die Mode, sich tätowieren zu lassen, ist wirklich das Beste, was der Polizei auf aller Welt passieren konnte, dachte Irene. Kriminelle ließen sich anhand ihrer Tätowierungen ohne große Mühe identifizieren. Ein halbwegs scharfes Foto genügte. Außerdem waren sie schwer zu verstecken. Per Lindström hätte vermutlich eine Burka tragen müssen, damit man seine Verzierungen nicht sah.
    Irene stellte sich vor, ohne dass der Gangsterboss eine Miene verzog. Er warf ihr einen zerstreuten Blick zu und starrte dann wieder an die Wand hinter ihr.
    »Ich will vorausschicken, dass ich keine Fragen zum gestrigen Abend stellen werde, zu Ihrer Fest nahme und der von Jorma Kinnunen. Darum werden sich andere Kollegen kümmern«, begann Irene.
    Der gleichgültige Blick des Gangsters gewann einen Augenblick an Schärfe, aber er rührte sich nicht, sondern saß weiterhin reglos mit auf der Brust verschränkten Armen da. Seine riesigen Bizepse waren imponierend, was bei dieser Pose natürlich auch beabsichtigt war.
    »Es hat sich noch etwas anderes ereignet«, fuhr Irene gelassen fort.
    Per Lindström schnaubte verächtlich und warf ihr einen überlegenen Blick zu, der besagen sollte, sie solle ihre lächerlichen Versuche, ihn zum Reden zu bringen, unterlassen. Irene beachtete das nicht weiter.
    »Mord«, sagte sie leise.
    Er blinzelte ungewollt.
    Irene sagte nichts weiter, sondern sah den Gangsterboss nur an. Auch dieser schwieg, fixierte sie jedoch nach einer Weile mit seinen blassblauen Augen.
    »Von einem verdammten Mord weiß ich nichts«, fauchte er schließlich.
    »Aber sicher doch. Wir interessieren uns für einen Mord, der gestern Abend begangen wurde. Nachdem Sie und Jorma festgenommen wurden, wohlgemerkt. Sie beide sind also nicht tatverdächtig.«
    Plötzlich wirkte Lindström nicht mehr ganz so desinteressiert. Er wusste, dass etwas Bestimmtes hinter dieser Unterhaltung steckte, er konnte jedoch nicht erraten, was. Sicherlich trug sein Kater dazu bei, dass er unvorsichtig wurde, denn normalerweise wäre ihm kein Wort über die Lippen gekommen. Vielleicht war aber auch einfach seine Neugier erwacht.
    »Und wer zum Teufel ist tot?«, fragte er.
    »Das sage ich Ihnen gleich. Aber erst will ich wissen, ob dem Gothia MC immer noch das Gebäude in der Kolgruvegatan gehört?«
    »Nein. Wir haben seit ein
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