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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht
Autoren: Linda Howard
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auf sich beruhen ließ. Na sicher. Er würde sich insgeheim daran ergötzen und es wieder ausplappern, wenn es sie wirklich in Verlegenheit brachte - wahrscheinlich vor ihrer Mutter.
    »Setz dich hin und spiel, bis Tanner aus dem Stuhl darf«, riet sie ihm und tätschelte seine Schulter. »In zehn Minuten bin ich wieder da.«
    »Acht!«, protestierte Tanner, in den immerhin so viel Leben zurückgekehrt war, dass er ihr einen empörten Blick zuwerfen konnte.
    Sie sah auf ihre Armbanduhr; unglaublich, aber er hatte wahrhaftig nur noch acht Minuten zu verbüßen. Er saß bereits seit zwei Minuten auf dem Auszeitstuhl.
    Manchmal machten ihr ihre Kinder wirklich Angst. Sie konnten beide bis zwanzig zählen, aber sie hatte ihnen definitiv noch nicht das Subtrahieren beigebracht, zudem beschränkte sich ihr Zeitempfinden mehr oder weniger auf »jetzt sofort« oder »lange, lange warten.« Irgendwann hatte Tanner, vielleicht während er alles aufmerksam beobachtet hatte, statt zu plappern, sich das Rechnen beigebracht.
    Vielleicht könnte er nächstes Jahr ihre Steuererklärung ausfüllen, dachte sie sarkastisch.
    Als sie aus dem Zimmer gehen wollte, fiel ihr Blick auf die schlichte 3 an der Tür hinter der Treppe. Mr Layton! Über dem undichten Rohr und dem Aufstand der Zwillinge hatte sie komplett vergessen, ihm das Frühstück zu bringen.
    Sie eilte zur Tür; sie war angelehnt, weshalb sie an den Türrahmen klopfte. »Mr Layton, hier ist Cate Nightingale. Möchten Sie, dass ich Ihnen das Frühstück heraufbringe?«
    Sie wartete, erhielt aber keine Antwort. Hatte er das Zimmer verlassen und war wieder nach unten gegangen, während sie bei den Jungs im Zimmer war? Die Tür quietschte eigensinnig, deshalb hätte sie es hören müssen, wenn jemand sie geöffnet hätte.
    »Mr Layton?«
    Immer noch keine Antwort. Zaghaft drückte sie die Tür auf, und prompt ertönte das Quietschen.
    Die Bettdecke lag zerknüllt auf dem Bett, und im offenen Schrank hingen diverse Kleidungsstücke an der Stange. Jedes Gästezimmer hatte ein eigenes Bad, auch diese Tür stand offen. Auf dem zusammenklappbaren Koffergestell lag ein kleiner Lederkoffer, dessen offener Deckel gegen die Wand gelehnt war. Nur von Mr Layton war nichts zu sehen. Offenbar war er nach unten gegangen, während sie mit den Jungs geredet hatte, und sie hatte das Türenquietschen schlicht überhört.
    Sie wollte schon wieder aus dem Raum treten, damit er, falls er gleich wieder heraufkam, nicht glaubte, sie würde in seinem Zimmer herumschnüffeln, als ihr auffiel, dass das Fenster geöffnet war und das Fliegengitter ein wenig abstand. Verdutzt ging sie ans Fenster, zog das Gitter wieder an und schloss den Riegel. Wie in aller Welt hatte sich der Riegel gelöst? Hatten die Jungs hier drin gespielt und aus dem Fenster zu klettern versucht? Bei dem Gedanken gefror ihr das Blut in den Adern, sie beugte sich hinaus, um zu sehen, wie tief es bis zum Verandadach darunter war. Bei so einem Sturz konnten sie sich alle Knochen brechen und vielleicht sterben.
    Sie war so schockiert über diese Möglichkeit, dass es einen Moment dauerte, bis sie merkte, dass der Parkplatz leer war. Mr Laytons Mietwagen war weg. Entweder war er nicht mehr heraufgekommen oder - oder er war aus dem Fenster auf das Verandadach geklettert, von dort aus auf den Boden gesprungen und weggefahren. Die Vorstellung war lächerlich, aber immer noch angenehmer als der Gedanke, dass ihre Jungs auf das Verandadach klettern könnten.
    Sie verließ Zimmer Nummer drei und kehrte ins Kinderzimmer zurück. Tanner saß immer noch auf seinem Stuhl und schwebte allem Anschein nach in akuter Gefahr, leblos zu Boden zu sinken. Tucker malte mit einer farbigen Kreide auf der Schiefertafel. »Jungs, hat einer von euch ein Fenster aufgemacht?«
    »Nein, Mommy«, sagte Tucker, ohne in seinem schöpferischen Akt innezuhalten.
    Tanner hob mit letzter Kraft den Kopf und schüttelte ihn schwerfällig.
    Sie sagten die Wahrheit. Wenn sie logen, wurden ihre Augen groß und rund und starrten Cate an, als wäre sie eine Kobra, die sie mit einem leichten Wiegen des Kopfes hypnotisieren konnte. Sie hoffte, dass sich das nicht ändern würde, wenn sie Teenager waren.
    Die einzige Erklärung für das offene Fenster war demzufolge, dass Mr Layton tatsächlich hinausgeklettert und weggefahren war.
    Warum um Himmels willen sollte er so etwas tun?
    Und hätte ihre Versicherung gezahlt, wenn er sich dabei etwas gebrochen hätte?

2
    Cate eilte die
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