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Im Schutz der Nacht

Titel: Im Schutz der Nacht
Autoren: Linda Howard
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sie ebenfalls mit aller Kraft, dann folgten zwei hüpfende, krakeelende, total verdreckte kleine Jungs, die sich nicht entscheiden konnten, ob sie lieber »Mommy!« oder »Mr Hawwis!« krähen sollten und darum beides taten.
    Cal reichte Cates Vater die Hand und ging gleich danach auf ein Knie nieder, um sich von den Jungs umschwärmen zu lassen. Nach drei Jahren war sie es allmählich gewohnt, dass sie das Nachsehen hatte, wenn der Handwerker da war, der ihnen immerhin das Fluchen beigebracht hatte. Wie sollte eine Mutter da mithalten? Sie merkte, wie sich ein idiotisches Grinsen auf ihrem Gesicht breitmachte, als sie sah, wie sich zwei kleine Armpaare um seinen Hals schlangen und beide darum wetteiferten, ihm alles zu erzählen, was sie während ihres Besuchs bei Mimi erlebt hatten. Er sah aus, als würde er kaum Luft bekommen, so eng und begeistert hielten sie ihn umklammert.
    »Wie ich sehe, hatte ich Recht«, sagte Sheila und sah dabei zufrieden auf ihn hinab.
    »Inwiefern?«, keuchte er mühsam.
    »Dass da etwas zwischen Ihnen und Cate lief.«
    »Ja, Madam, das hatten Sie. Ich war seit drei Jahren hinter ihr her.«
    »Gut gemacht. Wollen Sie sie heiraten?«
    »Mom!«
    »Ja, Madam«, sagte Cal ohne rosa anzulaufen.
    »Wann?«
    »Mom!«
    »So bald wie möglich.«
    »In diesem Fall«, sagte Sheila, »können Sie mit ihr in einem Zimmer schlafen. Aber ich will keine Techtelmechtel unter meinem Dach!«
    Ihr Dad sah aus, als würde er an seinem unterdrückten Lachen ersticken. Cal sah aus, als würde er im Griff der Zwillinge ersticken. Und Cate glaubte an ihrer Entrüstung zu ersticken. »Das fiele mir nicht im Traum ein, Madam«, versicherte Cal ihrer Mutter.
    »Lügner«, stellte Sheila fröhlich fest.
    Cal zwinkerte seiner zukünftigen Schwiegermutter zu. »Ja, Madam«, sagte er entschieden, und sie grinste.
    Einige Wochen später schlenderte der Mann, der einst Kennon Goss war, der davor Ryan Ferris war, gemütlich über einen Friedhof am Rande Chicagos. Er schien ziellos spazieren zu gehen und blieb nur ab und zu stehen, um einen Namen abzulesen, bevor er seinen Weg fortsetzte.
    Auch an einem frischen Grab kam er vorbei. Es war mit einem vorläufigen Holzkreuz versehen, auf dem der Name Yuell Faulkner sowie das Geburts- und das Todesdatum vermerkt waren. Der Mann blieb nicht stehen und schien sich nicht weiter für das Grab zu interessieren. Stattdessen studierte er den verwitterten Grabstein eines Kindes, das 1903 gestorben war, und danach das mit zwei amerikanischen Fähnchen dekorierte Grab eines Kriegsveteranen.
    Wie das Leben so spielt, dachte der Mann. Faulkner war in jener Nacht schon seit einigen Stunden tot gewesen. Der gute alte Hugh Toxtel hätte gar nicht sterben müssen; sein unfreiwilliges Opfer war überflüssig gewesen. Die anderen hätten auch weiterleben können, aber Teague und sein Cousin Troy lagen ihm weniger am Herzen. Dafür rätselte er, was wohl mit Billy Copeland und dem Jungen, diesem Blake, passiert war; er hatte sie nicht umgebracht, wer war es also gewesen?
    Wenn er an jene Nacht zurückdachte, glaubte er sich manchmal an den Anflug einer Brise zu erinnern, so als ob sich jemand oder etwas angeschlichen hätte. Meist sagte ihm dann die Vernunft, dass tatsächlich eine Brise geweht hatte - eine richtige Brise, welche die Luft an ihm vorbeistreichen lassen hatte. Das erklärte allerdings nicht, warum er seither immer wieder im Bett hochgeschreckt war, aus dem Tiefschlaf gerissen durch das befremdliche Gefühl, beobachtet zu werden, das ihn bis in seine Träume verfolgte.
    Er war gottfroh, nicht mehr in Idaho zu sein, aber in Chicago konnte er auch nicht bleiben. Es war Zeit weiterzuziehen. Vielleicht in die Wärme. Vielleicht nach Miami. Er hatte in den Nachrichten gehört, dass es da unten eine brutale Mordserie gab. Allem Anschein nach sammelte der Mörder Augäpfel.
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