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Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Titel: Im Schlauchboot durch die Unterwelt
Autoren: Stefan Wolf
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kein Buschmesser in der Hand. Ich seh mich mal um. Wartet, bis
ich pfeife.«
    Er trat durch den Eingang.
    Die Luft roch säuerlich. Ein
Flur führte durch die Baracke. Türen rechts und links, nicht allzu viele. Eine
stand offen. Auf Zehenspitzen schlich Tim darauf zu. Am Türrahmen riskierte er
vorsichtig ein Auge — und starrte in ein schwarzes Gesicht. Es war auf gleicher
Höhe mit ihm und etwa zehn Zentimeter entfernt.

    Erschrocken prallte der
Afrikaner zurück. Er hatte sich — verängstigt bis in die Unterhosen — hinter
der Tür versteckt. Noch lieber hätte er sich unsichtbar gemacht.
    Tim zeigte sich ganz und
lächelte.
    »Hallo«, sagte er auf Englisch.
»Ich bin kein Feind. Ich gehöre zu Professor Vierstein.«
    Der Mann presste seine
Zahnreihen fest aufeinander, damit sie nicht so laut klapperten. Er war nicht
mehr jung, jedenfalls grau in der Kopfkrause. Sein Leinenanzug hatte frische
Schweißflecke auf dem Revers. Im geöffneten Hemdkragen war eine dünne
Lederkette mit mehreren Zähnen sichtbar, Zähnen, die vermutlich von Wildsäuen
stammten. Ein ähnliches Amulett wie jenes, das Gaby trug.
    »Meine Name ist Maksa«, sagte
er mit kehligem Ton, aber in flüssigem Englisch. »Ich bin der stellvertretende
Flughafen-Zivil-Kommandant von Amajuta.«
    »Freut mich sehr. Ich heiße
Peter Carsten und werde Tim genannt. Sind Sie allein?«
    »Hier bin ich allein. Aber bei
der Maschine wachen zwei Rebellen.«
    Rebellen? Die Schmetterlinge in
Tims Magen rührten sich wieder. Aber erst mal pfiff er leise und seine Freunde
kamen herein. Er machte sie mit Maksa bekannt.
    »Wir haben ein bisschen die
Gegend erkundet«, sagte Tim. »Als wir zurückkamen, sahen wir, wie unsere Leute
verschleppt wurden — mit gefesselten Händen. Was geht hier vor, Mr. Maksa?«
    Der Mann hob die Schultern.
»Die Rebellion ist gegen den Diktator Merdacagada und sein Regime. Der
Professor und seine Mitarbeiter wurden festgenommen, weil sie hier einreisen
wollen in seinem Auftrag — im Auftrag dieser Regierung.«
    »Hehl«, rief Karl. »Das stimmt
aber nur halb. Mein Vater wurde engagiert durch die übergeordnete
UNO-Kommission für Erdölförderung und Landesentwicklung in New York. Sie
erteilten den Auftrag für die angewandte Wissenschafts-Globalisierung. Mit
Merdacagada hat keiner von uns was im Sinn. Bei unserem Projekt geht es
eigentlich schon um die Zeit nach diesem Menschenschinder.«
    Maksa lächelte wie jemand, der
100 Nachrichten erhält mit dem Hinweis, eine davon sei eine gute.
    »Ich glaube euch gern. Aber ob
unser Rebellenführer euch glaubt, ist fraglich. Er wurde von misstrauischen
Eltern geboren, wuchs im Misstrauen auf, hat nie etwas anderes als Misstrauen
gelernt und traut nicht einmal sich selbst. Deshalb hat er seinem Adjutanten (Neben-Offizier) den Befehl erteilt, ihn hinterrücks zu erschießen, falls der einen Grund sehen
sollte zu begründetem Misstrauen an ihm, dem Rebellenführen«
    »Hm!«, meinte Jim. »Ist das der
mit der rosa Mütze?«
    Maksa nickte. »Er heißt
Querulubatambiti. Das bedeutet: Der, der die Ameiseneier sucht und nicht
findet. Es gibt nur einen Menschen, dem Queru ein wenig vertraut: seinem
Adjutanten. Queru weiß: Der wird ihn wirklich nur dann erschießen, wenn das
Misstrauen begründet ist — wenn Queru Verrat begeht an den Idealen der
Rebellion.«
    »Muss ein interessanter Typ
sein«, meinte Tim, »der Adjutant.«
    »Er hat in Europa gelernt«,
nickte Maksa. »Er nennt sich Malco Miller, aber...«
    »Waaaaas?«, schrien TKKG wie
aus einem Munde. Und Tim fügte hinzu: »Unser Malco? Sie machen wohl Witze?«
    Gaby zerrte ihr Amulett aus dem
Hemdkragen. »Das ist er! Ich meine, das hat er mir geschenkt. Zum Abschied.
Weil wir alle Freunde sind auf Lebenszeit. Oh, wie schön!«
    »Wo ist er?«, wandte sich Tim
an den Flughafenchef. »Wie können wir ihn erreichen?«
    Das erwies sich als leicht,
obwohl alles Übrige auf dem schwarzen Erdteil mühselig und Zeit raubend ist.
Doch jetzt genügte ein Telefonat. Ungläubige Freude am anderen Ende der
Leitung. Dann kam der kleine Afrikaner, der in seinem Heimatland eine
phantastische Politkarriere gemacht hatte, aus der nahen Provinzhauptstadt per
Jeep.
    Ein Wiedersehen wie ein Fest! —
Malcos Fürsprache genügte.
    Professor Vierstein und seine
Mitarbeiter wurden nach Amajuta zurückgebracht — in der einzigen
Luxuslimousine, über die die Rebellen verfügten: in einem Cadillac von 1978 mit
nur wenigen Beulen im Blech.
    Der wissenschaftliche
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