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Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Titel: Im Schlauchboot durch die Unterwelt
Autoren: Stefan Wolf
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Auftrag
wurde allerdings vorerst zurückgestellt. Und am nächsten Tag — nach vielen
Umarmungen und Händeschütteln mit Malco — hob der Instituts-Jet von der
Rübenacker-Landebahn ab und richtete die Nase nach Norden, gen Europa.
    »Malco ist es nicht gut
ergangen in Deutschland«, sagte Gaby und blickte aus dem Fenster. »Er hat
gespürt, was das ist: Ausländerhass. Hier hätten wir alt ausgesehen ohne seine
Freundschaft. Aber auf die können wir bauen.«
    »Er hat uns beschämt«, meinte
Karl.
    »Uns persönlich nicht«, sagte
Tim, »aber die einschlägige deutsche Gesinnung. Den Ausländerhassern ist zu
wünschen, dass sie sich mal hierher begeben. Oder in eine ähnliche Situation.
Und keinen Freund antreffen. Dann können sie was lernen.«

Heiße Beute
     
     
     
    Ranklotzen beim Umzug und
nebenbei einen Bankräuber fassen — typisch für TKKG.
     
     
     
    Vier Treppen und kein Lift.
Klößchen schwitzte. Auf der Schulter schleppte er acht Damenkleider, unter dem
Arm drei Gemälde mit Rahmen. Teuflische Plackerei! Aber er maulte nicht. Hatte
er sich doch freiwillig angeboten, Emmy Hüpf beim Umzug zu helfen.
    Hinter ihm keuchte Karl treppan
— beladen bis zur Nickelbrille.
    Gaby folgte mit vier Stufen
Abstand.
    Tim, früher Tarzan genannt,
hatte seine Last bereits in Emmys neuem Apartment abgeliefert. Sofort sprang er
wieder die Treppe hinab. Zum Hof, wo der Kombi mit dem Umzugsgut stand.
    Emmy, die jüngste Lehrerin in
der Internatsschule, hatte massenhaft Klamotten. Und mehr als 2000 Bücher.
Allein hätte sie Tage gebraucht für ihren Umzug von der Preiselbär-Straße
hierher zur Augusten-Gasse.
    Durch den Hintereingang eilte
Tim auf den Hof. Ein bisschen trieb ihn die Sorge. Zwar schirmten Mauern den
Hof ab, aber die Einfahrt hatte kein Tor. Jeder, der draußen vorbeitrollte,
hatte ungehindert Zutritt. Da genügte ein Griff in den Kombi — und schon fehlte
ein Band aus Goethes gesammelten Werken oder der linke von zwei Wollsocken.
    Tim trat hinter den Kombi. Die
Hecktür war geöffnet.
    Leichtsinn!, dachte er. Einer
von uns sollte hier aufpassen.
    Er spähte auf die Gasse. Es war
später Nachmittag, der Himmel grau. Hohe Häuserzeilen zwängten Fahrbahn und
Gehsteig ein. Kein Mensch ließ sich blicken.
    Doch, einer! Eben bog er weit
hinten um die Ecke und wie poliert glänzte sein Glatzkopf im Novemberlicht.
    Tim sah in die andere Richtung.
Ein Streifenwagen der Polizei näherte sich. Offensichtlich suchten die
Uniformierten irgendwas oder irgendwen, denn sie fuhren im Schritt.
    Er hörte, dass Gaby auf den Hof
kam und dreht sich um. Wie tauschön sie wieder aussah! Das erhitzte Gesicht
stand ihr gut.
    »Puh!« Sie blies gegen ihren
goldfarbenen Pony. Wie üblich hing er bis auf die Wimpern. »Was die Emmy alles
hat! Sie ist ja so dankbar, dass wir ihr helfen. Aber seit Minuten ist sie
sauer. Hast du’s bemerkt?«
    »Nein. Wieso? Hat Willi ihre
schönste Vase zerbrochen?«
    Sie lachte. »Willi ist nicht
schuld. Emmy ärgert sich über ihren Macker. Otmar hat versprochen, ihr zu
helfen. Und wer ist nicht da? Ich kann ihn sowieso nicht leiden, diesen
Gammeltyp.«
    »Der kann nicht mal sich selbst
leiden. 32 Jahre — und studiert noch! Weil er nicht weiß, was er will, dieser
Spinner. Seit Neuestem will er nach Australien auswandern und Kängurus züchten.
Aber nicht aus Tierliebe, sondern um sie zu Dosenfleisch zu verhackstücken.
Heh! Wollen die zu uns?«
    Der Schritttempo-Streifenwagen
stoppte an der Einfahrt. Ein Polizist stieg aus, hielt die Hand an die
Pistolentasche und blickte grimmig.
    »Hallo, ihr da«, rief er. Und
dann: »Ach, das ist ja Kommissar Glockners Tochter! Und ihr Freund. Grüß euch!
Seit wann seid ihr hier?«
    »Hier unten sind wir immer nur
minutenweise«, erwiderte Tim, »weil wir als Umzugshelfer ranklotzen. Worum
geht’s?«
    »Dann habt ihr nicht zufällig
den Bankräuber gesehen? Hat eben in der Thaler-Straße das Bankhaus Soll
überfallen. Und 300 000 erbeutet. Ein großer Kerl, schlank. Trägt schwarze
Strumpfmaske und spinatgrünen Trenchcoat. Ist bewaffnet. Flüchtet zu Fuß. Ein
Zeuge beobachtete, wie er in die Augusten-Gasse rannte. Er muss hier
vorbeigekommen sein.« Der Polizist deutete die Gasse hinunter. »Aber das
Viertel ist abgeriegelt. Straßensperren, Kontrollen. Keine Maus kommt durch.«
    »Ist ja riesig«, staunte Gaby.
»Ich meine, was dieser Typ erbeutet hat. Aber ob der seine Maske noch trägt?
Wenn er schlau ist, wirft er sie weg.«
    »Damit
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