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Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Im Schlauchboot durch die Unterwelt

Titel: Im Schlauchboot durch die Unterwelt
Autoren: Stefan Wolf
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müssen wir rechnen«,
nickte der Polizist. »Und dann stehen wir im Urwald. Denn niemand weiß, wie der
Kerl aussieht.« Er lächelte grimmig und stieg wieder ein. Der Wagen rollte
weiter.
    »Kein Fall für uns«, ließ Karl
sich vernehmen. Er und Klößchen waren aus dem Haus gekommen und hatten alles
gehört. »Dein Vater, Gaby, sollte die Ermittlungen übernehmen.«
    »Mit dem Mantel fällt der Kerl
auf«, sagte Klößchen und stopfte sich ein größeres Stück Schokolade in den
Mund. »Spinatgrün ist nämlich in diesem Herbst keine Modefarbe. Höchstens bei
Bankräubern.«
    Gaby schickte einen
verzweifelten Blick zum Himmel. »Von Bankraub, Willi, hast du wohl überhaupt
keine Ahnung. Selbstverständlich hat der Bursche seinen Mantel und die Maske
weggeworfen. Logo! Und bevor er in eine Kontrolle gerät, wird er Pistole und
Geld verstecken. Oder glaubst du, er stopft 300 000 in die Brieftasche?«
    »Hähähä«, amüsierte sich
Klößchen. »Das wär ne dicke Brieftasche. Tim, was ist?«
    Der Anführer der TKKG-Bande
hatte sich zur Einfahrt abgesondert und äugte wie ein Luchs. Jetzt kam er
zurück.
    »Leute, vorhin habe ich einen
Typ gesehen. Ist eilig um die Ecke gedriftet, groß und schlank. Ein Glatzkopf.
Der könnte es gewesen sein. Ich sah ihn zwar nur von hinten. Aber die Glatze —
ich schwöre es — erkenne ich wieder. Haltet die Augen offen! Vielleicht kreuzt
er unseren Weg.«
    »Das ist unwahrscheinlich«,
meinte Gaby, »in einer Großstadt wie unserer. Und nun weiter, hopp, hopp!« Sie
beugte sich in den Kombi, um ein Kleiderbündel rauszunehmen. Stattdessen rief
sie: »Oh!«, und grapschte — scheinbar — nach einer Fliege.
    »Jetzt habe ich einen Ohrclip
verloren. Mist!«
    Tim eilte zu Hilfe. »Eins der
goldenen Schneckenhäuser?«
    »Nein, den!« Sie strich ihre
Mähne vom linken Ohr weg. Der Clip war tropfenförmig.
    »Ich habe gespürt, wie der
andere abrutschte. Gerade eben. Er muss zwischen den Sachen liegen.«
    Sie begannen zu wühlen.
Vergeblich.
    Dann sah Tim, dass der
Bodenbelag am Ende der Ladefläche sich verschoben hatte. War der Clip in den
Spalt gefallen? Vielleicht unter die Platte, die das Reserverad abdeckt?
    »Moment!« Er zwängte die Finger
in den Spalt und hob die Platte an — samt allem, was drauf lag.
    Nichts Goldenes glitzerte in
der Mulde. Aber über das Reserverad breitete sich eine Plastiktüte — offenbar
mit Putzlumpen gefüllt.
    »Nimm die mal raus, Gaby.
Vielleicht ist der Ohrring drunter.«
    Sie nahm die Tüte am falschen
Ende, die Öffnung nach unten.
    Es war, als schlüge der Blitz
ein. Geldscheine — Hunderter und Fünfziger, gebündelt und lose — flatterten zu
Boden. Ein Berg häufte sich neben Tims rechtem Fuß.

    Er ließ die Platte los. Gabys
Stimme kiekste und ihre Kornblumenaugen weiteten sich. Karl riss seine Brille
von der Nase. Wie ein Wilder begann er, die Gläser zu polieren, bei ihm ein
Zeichen höchster Aufregung. Klößchen verschluckte sich an seiner Schokolade und
hustete puterrot.
    »Die Beute!«, sagte Tim mit
Grabesstimme. »300 000! Versteckt in Emmys Rostlaube. Ich knall auseinander!
Das ist... Jetzt ganz ruhig, Leute! Ich sehe das so: Bankräuber rennt vorbei,
weiß sich verfolgt, ahnt Straßensperre und ist äußerst im Druck, denn es geht
um Sekunden. Mantel, Maske und Pistole hat er längst weggeworfen. Jetzt — was
bleibt ihm übrig? — muss er sich auch vom Geld trennen. Hierher stopft er’s.
Denn der Wagen steht so... Guckt euch mal um! Man kann von nirgendwo sehen, was
sich an der Heckklappe tut. Und wer, frage ich euch, sucht beim Reserverad?«
    »Daraus folgere ich
messerscharf«, sagte Karl, »dass der Glatzkopf zurückkommt. Sobald die Luft
rein ist, taucht er hier auf. Er kennt die Adresse. Er hat sich die Kfz-Nummer
gemerkt. Er hat gecheckt, dass hier jemand einzieht. Also wird auch der Kombi
heute Nacht hier parken. Das heißt«, er grinste, »es ist doch ein Fall für
TKKG.«
    »Du sagst es!« Tim stopfte,
nein, schaufelte das Geld in die Tüte zurück, fischte ein Stück Bindfaden aus
dem Wagen und schnürte sie zu. »Kein Wort zu irgendwem. Wir fangen den
Bankräuber. Wir! Ab sofort lassen wir den Kombi nicht aus dem Auge, wenn auch —
da hat Karl absolut Recht — der Glatzkopf erst nach Einbruch der Dunkelheit
kommen wird. Sobald wir ihn haben, liefern wir auch die Knete ab. Bis dahin —
ja, wo verstecken wir sie?«
    »Am sichersten ist ein
Schließfach«, sagte Karl. »Bis zum Ostbahnhof sind’s nur —
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