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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase
Autoren: Stefan Wolf
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Glaskolben und Filter. In einem der Geräte brodelte irgendwas.
    „Tim!“ Klößchen rief von der anderen
Seite des leeren Wohnraums. „Hier ist das Bad. Hier hat er seinen Vorrat.“
    Der TKKG-Häuptling schob Lothar
beiseite und ging hinüber.
    Klößchen kam aus dem Bad. Er schleppte
eine blaue Segeltuchtasche. Der Reißverschluß war geöffnet. In der Tasche lagen
Plastikbeutel, prall gefüllt mit weißem Pulver. Mit Amphetamin.
    „Ist mindestens ein halber Zentner“,
übertrieb Klößchen. „Also, acht Kilo bestimmt.“ Er setzte die Tasche auf dem
Boden ab. „Ich glaube, hinter der Wanne ist noch mehr. Da steht ein Karton.“
    „Ein Drogenlabor“, sagte Tim. „Genug
Stoff, um die ganze Stadt süchtig zu machen. Da müssen sich die Drogenbarone in
Kolumbien, die vom Goldenen Dreieck bei Laos, Birma und Thailand und die aus
Afghanistan wie Waisenknaben vorkommen. Lothar Sickelgrub steckt alle in die
Tasche. Der König des Amphetamins.“
    Tim trat ins Bad.
    Es hatte gelbe Kacheln. Etliche waren
zerbrochen. Der Raum war ein schmaler Schlauch mit einem hohen Fenster in der
Ecke, einem alten, unappetitlichen Klosett und schmuddeliger Wanne.
    Tim sah den Karton und ging darauf zu.
    In diesem Augenblick hörte er den
Schrei. Es war Gaby. Gleichzeitig wurde die Tür zum Bad zugerissen. Der
Schlüssel — er steckte außen — knirschte im Schloß.
    Nein!
    Tim warf sich gegen die Tür. Sie bebte.
Aber sie war stabil. Öffnen konnte man sie nur nach innen, ins Bad hinein, was
in diesem Fall ungünstig war.
    Eingeschlossen! Ich Idiot!
    Mit aller Kraft riß Tim an der Klinke.
Ohne Warnung löste sie sich, und Tim flog — jetzt ohne Halt — mit der Klinke in
beiden Händen gegen die Badewanne.
    Vor der Tür war die Hölle los.
    Klößchen brüllte wie am Spieß.
    Karl schrie auf und verstummte.
    Von Gaby hörte Tim nur leises Wimmern.
    Dann fiel krachend eine andere Tür ins
Schloß.
    Tim wußte, daß es die Wohnungstür war.
    Lothar benutzte jetzt den Fahrstuhl
oder flüchtete die Treppe hinunter.
    Tim klopfte an die Tür. „Ich kann hier
nicht raus.“
    Auf der anderen Seite schien die Klinke
noch in der dafür vorgesehenen Öffnung zu stecken.
    Tim hörte Metallgeräusche.
    Mit stockiger Stimme sagte Karl: „Er
hat... den Schlüssel mitgenommen. Die Tasche auch.“
    „Seid ihr verletzt?“
    „Ein bißchen. Mich hat er auf die Nase
geboxt. Für einen Moment war ich k. o. Gaby, was fehlt dir?“
    „Es geht schon wieder“, hörte Tim seine
Freundin sagen. Aber jedes Wort war ein Schluchzen.
    „Willi ist übel“, teilte Karl mit. „Er
muß sich übergeben, sollte ins Bad rein. Lothar hat ihn vor den Magen gehauen.“
    Himmel! dachte Tim. Alle haben was
abgekriegt. Dieser Verbrecher! Schnappt der völlig über? Immer tiefer reitet er
sich rein ins Verderben. Wie konnte ich ihn aus den Augen lassen! Ein blutiger
Anfänger ist ja ein Schatz an Erfahrungen gegen mich.
    „Karl, sieh zu, daß du den alten
Hausmeister findest. Der hat bestimmt ‘ne Menge Schlüssel.“
    „Geht nicht. Lothar hat auch die
Wohnungstür abgeschlossen. Von außen.“
    Sauber! dachte Tim. Mit der TKKG-Bande
kann so ein verdammter Dealer wohl machen, was er will.
    „Geh beiseite!“ warnte er.
    Mit zwei Karate-Tritten brach er die
Tür auseinander. Der dritte verbreiterte die Öffnung, und Tim quetschte sich
durch.
    Sein erster Blick galt Gaby.
    Sie saß auf dem Boden, den Rücken an
die kahle Wand gelehnt, und wickelte die Arme um sich. Ihr Gesicht war blaß.
Der Mund zitterte.

    Tim kniete neben ihr. „Um Gottes
willen! Was hat er...“
    „Ich hätte“, sie schluckte, „mich nicht
in den Weg stellen dürfen. Er hat mir den Ellbogen in die Rippen gestoßen.
Hier!“
    Es war die rechte Seite. Offensichtlich
schmerzte jeder Atemzug.
    Für einen Moment glaubte Tim, daß die
Wut ihn zerreiße. Sein gebräuntes Gesicht wurde weiß. Der Rauschgift-Koch hatte
Gaby geschlagen. Auch Karl und Klößchen. Daß man auf Jungs losprügelt, wenn es
hart auf hart geht, ist letztlich normal. Aber wer greift ein Mädchen an? Noch
dazu meine Freundin, dachte Tim. Lothar Sickelgrub, schwor er, wenn wir uns wiedersehen,
haue ich dich in Stücke.
    Zärtlich legte er den Arm um Gaby.
    „Es geht schon wieder“, versicherte sie
zum zweitenmal.
    Klößchen hatte sich ins Bad geschleppt
und würgte über der Kloschüssel. Übergeben konnte er sich allerdings nicht.
    Mit käsigem Gesicht kam er heraus.
    „Wer Schokolade ißt“, verkündete er
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