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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase
Autoren: Stefan Wolf
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lockt nur die Kohle,
Herr Glockner. Man schämt sich, daß er bei uns Heimschüler war.“
    „Schwarze Schafe, Tim, gibt es überall.
Sogar im Kirchenchor. Verallgemeinern darf man das nie. Eure Schule ist
mustergültig. Im späteren Leben könnt ihr mit Stolz an sie zurückdenken.“
    „Sagt der Direx auch immer“, lächelte
Tim. „Wie sieht zur Zeit hier der Drogenmarkt aus? Viel Amphetamin?“
    „Auffällig viel. Ob das auf Sickelgrubs
Konto geht, wird sich herausstellen. Außerdem werden wir von Heroin, Kokain und
Haschisch überflutet. So bedrohlich war die Situation noch nie. Auch die Zahl
der Drogentoten hat sich um ein Drittel erhöht. Man begreift es nicht.
Jedermann weiß, daß die Rauschgifte den Menschen zerstören — und schließlich
vernichten. Trotzdem ist die Nachfrage riesig — als hätte die Welt, das Leben
nichts Erfreuliches zu bieten. Daß wir zur Zeit so zugedeckt werden, hat seinen
Grund. Experten glauben, daß der Drogenmarkt in den USA und in Fernost
gesättigt ist. Dealer und Drogenhersteller können dort den Absatz nicht mehr
steigern. Deshalb drängen sie auf den europäischen Markt. Das kann — neben der
Vernichtung der Umwelt durch uns selbst — die schlimmste Katastrophe werden,
die uns je drohte. Aus Kolumbien und Südamerika kommt Kokain, Heroin aus Birma,
Laos und Thailand, auch aus Afghanistan und der östlichen Türkei. Nigeria,
Marokko und der Libanon beglücken uns mit Haschisch. Eingeschmuggelt wird das
Rauschgift per Schiff, per Flugzeug oder im Pkw. Mal zentnerweise oder — wenn
es private Kuriere gibt — nur ein paar Kilo. Etwa zehn Prozent fangen wir und
der Zoll ab. Das andere gelangt auf den Markt. Und Lothar Sickelgrub trägt auch
dazu bei.“
    „Verrückte Welt!“ sagte Tim. „Das
Stärkste, das ich mir gelegentlich reinziehe, ist ein Espresso. Und dabei
bleibt es. Nie werde ich vergessen, wie Eugen zusammenbrach, nachdem er mich
vorher abgehängt hatte. Ich stelle mir vor, ihm wäre das im Alleingang
passiert. Dann hätten wir nur noch Eugens Leiche gefunden.“
    Der Kommissar nickte. „Sickelgrub
taucht vermutlich unter. Nach seinem Wagen wird gefahndet, aber bis jetzt hat
ihn keine Funkstreife gesehen.“
    „Ob Sickelgrub sich bei anderen Dealern
versteckt?“
    „Das ist anzunehmen.“
    „Untersuchen Sie seine Internatsbude?“
    „Die Kollegen sind schon hingefahren.
Euer Direktor muß Sickelgrubs Eltern verständigen.“
    „Er hat nur noch seine Mutter. Eine
sehr begüterte Dame. Beim Sommerfest habe ich sie gesehen. Reichlich viel
Schmuck. Sie lachte ziemlich grell und benahm sich sehr aufgedreht. Vielleicht
liegt der Hang zur Droge in der Familie.“
    „Seit wann ist Sickelgrub im Internat?“
    „Er kam vor einem Jahr. Freunde hat er
sich nicht gemacht. Aber manche pumpen ihn an. Weil er immer Geld in der Tasche
hat. Er trägt eine goldene Uhr, die 25 000 Mark gekostet haben soll. Erst
wollte ich’s nicht glauben. Dann habe ich die gleiche beim Juwelier Klunkmann
im Schaufenster gesehen. Da kostet sie 26 500 Mark.“
    Glockner warf einen Blick auf sein
Handgelenk — nicht, um den Wert seiner Uhr zu prüfen, sondern wegen der Zeit.
    „Ich muß ins Präsidium zurück.
Eigentlich wollte ich Gaby nach Hause fahren. Aber sie hält das für
überflüssig. Paß auf sie auf, Tim!“
    „Ganz bestimmt!“ Tim erwiderte seinen
Händedruck. „Noch mal lasse ich mich nicht übertölpeln. Könnte mich verfluchen
deshalb.“
    Er sah zu, wie der Kommissar in den
Wagen stieg und abfuhr.
    Wenig später kamen Gaby, Karl und
Klößchen aus der Arztpraxis.
    Abgesehen von Karls geschwollener Nase
wirkten die drei, als wäre ihnen nichts geschehen.
    Klößchen hatte auf dem Herweg
Schokolade gekauft und stärkte sich mit vollen Backen.
    „Der Tag ist noch lang“, sagte Tim. „Die
Polizei sucht Lothar Sickelgrub. Da sollten wir nicht zurückstehen. Ich habe
nachgedacht. Vielleicht finden wir seine Spur. Der Polizei gegenüber sind wir
im Vorteil, weil wir jeden Schüler kennen, der irgendwann und irgendwie
Verbindung hatte zu Sickelgrub. Wir fangen bei Eugen an. Erst müssen wir sehen,
wie es ihm geht. Dann darf er uns ein paar Fragen beantworten.“
    „Willst du jetzt zu ihm?“ fragte Gaby.
    „Wenn man uns läßt — warum dann nicht?“
    „In die Mubase-Klinik“, erwiderte Gaby,
„kommen wir nicht rein.“
    „Wieso nicht?“
    „Ich weiß es von meinem Papi. Offiziell
ist der Laden ein schickes Fasten-Sanatorium. Typen wie Willi specken da ab —
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