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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase
Autoren: Stefan Wolf
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mit
kläglichem Grinsen, „hat meistens einen starken Magen. Den brauche ich aber
auch. Sickelgrub hat hingelangt, als wollte er mich umbringen.“
    „Vielleicht stand er unter der Wirkung
von seinem Pülverchen“, sagte Karl. „Das weckt ungeahnte Kräfte, wie wir bei
Eugen gesehen haben. Aber der Rauschzustand entschuldigt nichts. Es empört mich
immer, wenn ich bei allen möglichen Verbrechen höre, die Tat sei begangen
worden im Zustand verminderter Zurechnungsfähigkeit. Na und? Wer sich mit
Drogen vollpumpt, daß er nicht mehr weiß, was er tut, und dann seinen
Mitmenschen was antut, gehört doppelt bestraft. Hoffentlich denken die Richter
daran, wenn sie Lothar verknacken.“
    Karls Nase blutete. Stärker als vorhin
bei Sickelgrub. Das TKKG-Mitglied mit dem Computer-Gehirn legte sich auf den
Boden, rücklings, und drückte das Taschentuch gegen die Nase.
    Tim strich Gaby über die Wange, stand
auf und ging zur Eingangstür.
    Sie hatte ein Sicherheitsschloß.
Rütteln half nicht.
    In der Wohnung war kein Telefon.
    Also mußten sie sich selbst befreien.
    Diesmal verzichtete Tim auf
Karate-Tritte. Es war besser, den Schaden zu begrenzen.
    Unter der Küchenspüle stand ein Karton
mit Werkzeugen. Innerhalb von zehn Minuten hatte Tim das Schloß der Eingangstür
ausgebaut.
    Karls Nase blutete nicht mehr.
    Gaby konnte wieder durchatmen und
meinte, die Rippen seien nicht gebrochen, nur geprellt, aber ein blauer Fleck
werde eine Weile bleiben.
    „Ich habe einen wahnsinnigen Hunger“,
erklärte Klößchen. „Brauche unbedingt eine Tafel Schoko. Erstens zur Stärkung,
zweitens um zu sehen, was mein Magen aushält.“
    Im Bad hatte Tim den verdächtigen
Karton inspiziert. Aber der enthielt nur Putzlumpen, kein Amphetamin. Das — und
zwar acht Kilo, wie Klößchen meinte — hatte der Dealer mitgenommen. In der blauen
Segeltuchtasche, die damit ein Vermögen darstellte — ein Vermögen für den
Drogenmarkt.

5. Abgeschirmte Hungerburg
     
    Die Sonne wärmte. Um die Straßenbäume —
junge Linden, die hier den Abgasen trotzten — hüpften Spatzen.
    Tim tigerte auf dem Gehsteig umher.
    Kommissar Glockners BMW parkte am
Bordstein. Aber hier war nicht die Freygeyst-Straße, sondern die Praxis des
Glocknerschen Hausarztes.
    Dr. Bülow untersuchte Gaby, kümmerte
sich auch um Klößchen und Karl. Das war von Kommissar Glockner veranlaßt worden
— auch wenn die drei sich gesträubt hatten — weil’s doch nicht so schlimm sei.
    Jetzt — Tim hob den Kopf — kam der
Kommissar aus dem Gebäude, in dem Rechtsanwälte, Steuerberater, eine
Filmgesellschaft, Dr. Bülow und ein Konzertagent ihrer Tätigkeit nachgingen.
    In der Freygeyst-Straße war schon alles
gelaufen. Die TKKG-Bande hatte vorhin den Kommissar verständigt. Natürlich kam
er selbst. Um die Drogen-Küche kümmerten sich allerdings Kollegen vom
Rauschgiftdezernat.
    Glockners hochgewachsene Gestalt
überragte die Passanten. Sein markantes Gesicht war ernst, aber nicht umwölkt.
    Tim ging auf ihn zu.
    „Niemand ist ernstlich verletzt“, sagte
Glockner, „wie Bülow mir eben mitteilte. Glück gehabt. Aber man darf sowas
nicht auf die leichte Schulter nehmen. Immer gleich zum Arzt.“
    Tim atmete auf. „Gabys Rippe ist nicht
angeknackst?“
    „Nur geprellt. Ein großer Bluterguß hat
sich gebildet.“
    „Bald wird es noch einen viel größeren
Bluterguß geben, den größten der Welt. Lothar Sickelgrub — von oben bis unten
nur Blutergüsse.“
    „Das will ich nicht gehört haben, Tim.
Ich begreife deine Wut. Aber wir spielen nicht Richter und üben nicht
Selbstjustiz. Klar? Nach Lothar Sickelgrub wird gefahndet. Man wird ihn fassen
und feststellen, was er auf dem Kerbholz hat. Ich lege dem Staatsanwalt Beweise
für die Anklage vor. Alles andere ist Sache des Gerichts.“
    Tim schwieg. Er dachte: Hoffentlich bin
ich der erste, der auf Sickelgrub stößt. Natürlich widersetzt er sich der
Festnahme. Uiiih, wie der mich angreift! Mörderisch geht er auf mich los. Ob
ich mich da wohl ein bißchen wehren darf?
    „Es sieht so aus“, sagte Glockner, „als
habe Sickelgrub das Amphetamin für einen Dealer-Ring hergestellt. Das Apartment
wurde vor dreieinhalb Wochen gemietet. Wir können davon ausgehen, daß er schon
eine Menge Pulver gekocht — und großes Geld verdient hat. Der Junge ist
bescheuert. Sich so die ganze Zukunft zu verderben. Statt das Abitur zu machen,
zu studieren oder was anderes zu lernen! Es ist eine Tragödie.“
    „Einen Typ wie den
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