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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase
Autoren: Stefan Wolf
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„dein
furchteinflößender Ruf genügt, um ihn vor Unbesonnenheit zu bewahren. Ich mag
dieses Schlägern nicht.“
    Tim kehrte die Handfläche nach oben. „Ich
handele immer nur in Notwehr.“
    Er preßte den Daumen auf die Klingel
des Herrn Bertrahm, bei dem jetzt ein gewisser Sigurd von Flamm wohnte, der allerdings
Lothar Sickelgrub hieß. Verzwickt.
    Hinter der Tür kreischte die Klingel
los. Vielleicht hörte man’s unten auf der Straße.
    Gespannt starrten vier Augenpaare die
Tür an. Doch die bewegte sich nicht.
    Tim klingelte abermals und dann
anhaltend. Mit demselben Erfolg — oder Mißerfolg. Das Ohr lauschend an die Tür
gepreßt, das machte auch nicht klüger. Oder atmete da jemand — jenseits des
drei Zentimeter dicken Türbretts?
    „Natürlich ist er da“, wisperte Tim. „Der
weiß, weshalb er nicht aufmacht. Man riecht das schlechte Gewissen förmlich.“
Er holte sein Taschenmesser, das zwölfteilige, hervor und klappte den
Flaschenöffner auf. Damit kratzte Tim knirschend im Schloß herum. Geöffnet
hätte sich die Tür auf diese Weise nie. Aber für Lothar — falls er auf Lauschposten
war — mußte der Eindruck entstehen, ein Tageseinbrecher wäre am Werk. Und
richtig!
    Ruckartig wurde die Tür aufgerissen.
    Lothar hatte eine gefüllte Bierflasche
wie eine Keule gepackt und schwang sie über seiner blonden Haarbürste. Statt
jedoch zuzuschlagen, glotzte er mit offenem Mund.
    „Hallo!“ Tim grinste. „Wir sind keine
Einbrecher. Wir wollten dich nur ein bißchen aus deinem Schmollwinkel locken.“
Lothar Sickelgrubs breite Kinnladen schlossen sich heftig. Langsam sank der Arm
mit der Bierflasche neben die gelbe Hose herab. Die Augen wurden schmal.
    „Was... was... zum Teufel wollt ihr
hier?“

    „Erkennst du uns nicht? Wir sind aus
derselben Schule wie du. Begrüßt man so seinesgleichen, wenn man sich zufällig
trifft in dieser großen, großen Großstadt. Ist doch ein irrer Zufall. Wir
dachten, du freust dich.“
    „Quatsch nicht! Was wollt ihr?“
    „Offenbar weißt du nicht, daß wir in
unserer Freizeit beim städtischen Wohnungsamt jobben. Damit verdienen wir uns
ein paar Mark. Tut dem Taschengeld gut, wo doch alles teurer wird heutzutage.
Machst du doch sicherlich auch — so ein bißchen was nebenbei verdienen. Tja,
und unsere Aufgabe ist nun, gewisse Wohnungen in alten Häusern auf ihre
Wohnlichkeit zu überprüfen. Per Augenschein. Klasse, was? Heute hat man uns
hierher geschickt — zu einem gewissen Claus Bertrahm. Ein Freund von dir, wie?
Melde uns mal an!“
    „Bertrahm wohnt hier nicht me... Red
doch keinen Blödsinn! Ihr — und vom Wohnungsamt! Solche Kontrollen gibt es
nicht.“
    „Doch, doch! Gibt es! Manchmal macht es
auch die Kripo!“
    Lothar warf die Tür zu — mit Gewalt.
Aber Tim hatte schon den Fuß dazwischen und fing die Tür ab. Dann stieß er sie
auf, und Lothar — der dicht dahinter stand — wurde an die Wand geklatscht wie
eine frische Tapete.
    Sein Gebrüll verebbte sofort. Die
Bierflasche rollte unzerbrochen über den Boden. Und die TKKG-Bande betrat die
winzige Diele des Dachgeschoß-Apartments.
    „Ihr habt kein Recht, hier
einzudringen!“ Lothar schrie. An seine blutende Nase — offenbar hatte ihn dort
die Tür getroffen — hielt er den Handrücken.
    „Da du gerade vom Recht redest“, sagte
Tim. „Wie stehst du eigentlich zu Recht und Unrecht? Zu Gesetz und Verbrechen?
Ich frage, weil man die sonderbarsten Sachen erlebt. Da soll es kaum
volljährige Söhne aus guten Familien geben, Söhne — die voll in die Drogenszene
einsteigen. Aber nicht als Fixer, sondern als Dealer. Könnte dir nicht
passieren, wie? Dürfen wir uns umsehen? Du weißt doch: Wir sind
Wohnungsamt-Kontrolleure.“
    „Seid ihr nicht! Und ich verbiete..
    Tims Grinsen erlosch. „Du hältst jetzt
die Klappe. Oder ich nagele dich an die Wand, du Dreckskerl. Den Eugen hast du
mit Amphetamin versorgt. Zusammengebrochen ist er. Fast tot war er. Den hättest
du auf dem Gewissen gehabt.“
    „Ich... Nein!... ich...“
    Tim packte zu und stieß ihn vor sich
her.
    Lothar stolperte in sein Apartment.
    Verblüfft blickten Tim und seine
Freunde in den Raum.
    Das Dachgeschoßzimmer — mit Fenster zum
Hinterhof — war leer. Keine Möbel. Nicht mal ein Teppich.
    Aber die Tür zur Küche stand offen.
    Dort waren Elektroherd, Kühlschrank,
Anrichte, Spüle, Schränke — und alles, was zu einer Einbauküche gehört — vorhanden.
    Auf der Anrichte stand ein Kocher. Tim
sah
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