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Im Schattenreich des Dr. Mubase

Im Schattenreich des Dr. Mubase

Titel: Im Schattenreich des Dr. Mubase
Autoren: Stefan Wolf
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um
Gewinn zu machen, gehört hinter Gitter. Es ist wie Beihilfe zum Mord.“
    „Dealer sehen das anders“, seufzte
Gaby. „Von meinem Papi weiß ich, wie gewissenlos die sind. Geld, Geld, Geld!
Das ist alles, was die interessiert. Und wenn die Süchtigen zugrunde gehen — neue
wachsen nach.“
    Tim schwang ein Bein über sein Rennrad.
„Fahren wir zur Freygeyst-Straße! Wahrscheinlich parkt Lothar dort.“
    Sie radelten zum Tor hinaus und dann in
Gänseformation über die Zubringerstraße zur Stadt. An den Chausseebäumen zupfte
der Wind bunte Blätter ab. Eins, das rot und kupfern war, sank Gaby aufs Haar.
Von Lothars Wagen war nichts mehr zu sehen, aber jeder Schüler kannte die Nummer.
Nach der Stadtkreis-Kennung folgte ein LS 18 auf dem Nummernschild: Lothars
Initialen und seine derzeitige Altersangabe.
    Wie jeden Freitagnachmittag herrschte
in der Großstadt irrer Betrieb. Jedermann schien fürs Wochenende einzukaufen.
Manche Betriebe und Behörden hatten schon um 14 Uhr dichtgemacht — ohne
Rücksicht auf die Arbeitswut der Berufstätigen, die sich mit grämlicher Miene
heimtrollten, weil sie nicht am Schreibtisch bleiben durften.
    Tim grinste bei dem Gedanken. Er wußte:
Der Mensch an sich ist faul - von Ausnahmen abgesehen. Die meisten arbeiten nur
unter Druck oder nach einem Tritt ins Hinterteil.
    Die Freygeyst-Straße verläuft parallel
zu einer Fußgängerzone am Rand der Innenstadt in einem Viertel, wo mächtige
Häuserblöcke aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts die Zeiten überdauert haben.
Die Hausmauern protzen mit Steinquadern, Simsen, Ornamenten ( Verzierungen )
rechts und links der Fenster sowie mit breiten Portalen, deren Türschlösser
manchmal funktionieren. Im Erdgeschoß sind Läden untergebracht. Darüber liegen
die Wohnungen, große und kleine.
    Lothars Coupé parkte am Bordstein vor
einem Gründerzeitgebäude mit der Hausnummer 47.
    Die TKKG-Bande stoppte in Sichtnähe.
    „Dort steht er meistens“, sagte Gaby. „Mal
ein Stückchen weiter vorn, mal mehr auf uns zu. Aber das Haus muß es sein.“
    „Nettes Haus“, sagte Klößchen. „Unten
ist ein Süßwarenladen. O, sogar eine Patisserie, eine Feinbäckerei.“
    „Ich mag nur grobes Vollkornbrot“,
sagte Tim. „Und das wäre auch was für dich, du Schoko-Monster.“
    Der TKKG-Häuptling sah zum sechsten
Stock hoch. In dem schrägen, bleigrauen Dach reihten sich Giebelfenster. Tauben
saßen dort und blickten auf die Stadt hinunter. Es gab vier Steinbalkone,
gerade groß genug, um über die Brüstung herabzufallen, und viele hohe Fenster,
hinter denen Gardinen hingen. Klößchens Patisserie, die er mit wässerigem Mund
anstarrte, wurde flankiert von einem Videoshop und OLGAS SCHNEIDERSTUBE — Änderungen
sofort.
    Vor dem Eingangsportal fegte ein
ältlicher Typ die breite Steinstufe. Der Mann mochte 70 sein, hatte ein müdes
Gesicht und ebensolche Augen hinter dicken Brillengläsern. Der blaue Kittel
umschlotterte ihn.

    Tim schob sein Rennrad Karl zu und ging
zu dem Kittelmann.
    „Guten Tag! Sind Sie hier der
Hausmeister?“
    Durch die Panzerglas-Brille erreichte
Tim ein müder Blick. „Zu wem willst du denn?“
    „Zu meinem Freund. Wir sind verabredet.
Vor Nummer 47. Ich glaube, er besucht hier irgendwen. Nicht nur heute. Oft.
Kennen Sie ihn zufällig? Er heißt Lothar Sickelgrub.“
    „Nee, kenne ich nicht.“ Der Opa fegte
weiter.
    „Aber vielleicht haben Sie ihn gesehen.
Lothar ist 18 und ziemlich groß.“
    „Junge, hier wohnen 9 Parteien.
Mietparteien. Meistens ältere Ehepaare und zwei Familien mit kleinen Kindern.
Keine Ahnung, wen dein Lothar besucht. Kannst doch hier warten.“
    „Bin leider in Eile. Sehen Sie den
metallicblauen Wagen? Gehört Lothar.“
    Der Opa stützte sich auf den Besen. „Der
gehört Herrn von Flamm.“
    „Wem?“
    „Sigurd von Flamm. Ein junger Mann. So
knappe 20.“
    „Aha!“ nickte Tim. „Ich weiß, wen Sie
meinen. Er ist groß, kräftig, hat eine semmelblonde Haarbürste und breite
Kinnladen. Heute trug er zur knallgelben Hose einen schwarzen Pullover mit
großem Kragen. Beim Sprechen zischt er ein bißchen durch die Zähne. Und eine
Hand steckt immer in der Hosentasche.“
    „Ja“, sagte der Opa, „das ist er.“
    „Und wen besucht er?“
    „Niemanden. Er hat doch das Apartment
gemietet. Unsere kleinste Wohnung, ganz oben unterm Dach.“
    Tim schob die Brauen hoch, um zu zeigen,
wie erstaunt er war.
    „Wußte ich gar nicht. Sigurd, dieser
alte Geheimniskrämer!“
    „Nur
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