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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition)
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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als Letztes und als sie sich von Mark verabschieden wollte, sprach er sie direkt an.
    » Nein, du kannst noch nicht gehen«, antwortete er auf ihre übliche Frage. »Ich habe noch etwas mit dir zu besprechen. Setz dich.« Er wies auf die kleine Sitzecke in seinem Büro und nahm selbst auf einem der Sessel Platz. Zögernd trat Valerie näher und setzte sich.
    » Also«, begann er, »was ist los? Du bist sauer, wütend, verletzt und ich weiß nicht, was sonst noch alles. Du hast gesagt, es wäre nichts Weiteres vorgefallen, also muss es mit der letzten Tour zu tun haben. Ich habe versucht, dir die Situation zu erklären. Wenn du es nicht verstanden hast, tue ich es gern noch mal. Aber schmoll nicht tagelang mit mir herum.«
    » Es ist nicht notwendig, mir etwas zu erklären«, entgegnete Valerie kühl. »Ich habe es verstanden.«
    » Gut. Und wo liegt dann das Problem?«
    » Ich will nicht mehr«, brach es plötzlich aus ihr heraus. »Ich will nicht mehr und ich kann nicht mehr, verstehst du? Lass mich einfach in Ruhe. Ich mache hier meinen Job, und das war’s.« Sie sprang auf und rannte zur Tür, bevor er ihre Tränen sehen konnte. Mark blieb wie angewurzelt sitzen und starrte ihr verwirrt hinterher.
     
    *

» Nein«, stöhnte Mark wie vor den Kopf geschlagen. »Das ist nicht wahr, oder? Mein Tattoo? Deshalb hat sie mit mir Schluss gemacht?« Katherine nickte, konnte nun aber eindeutig Bestürzung in seinen Augen lesen.
    » Oh Gott, das kann doch nicht wahr sein. Frau Reinhardt hat es niemals gesehen. Ich hab es ihr erzählt.«
    » Was?! Das ist doch nun wirklich nichts, was man einer Angestellten erzählt«, meinte Katherine entrüstet.
    » Normalerweise nicht, das stimmt. Es hat sich einfach so ergeben. Wir waren an dem Abend in Leipzig zusammen Pizza essen«, erklärte er nun. »Es war eine ziemliche Kaschemme, aber ich hatte einfach keine Lust, mit dieser Frau in ein nettes Restaurant zu gehen, so wie ich es immer mit Val getan habe. Also sind wir auf dem Weg zum Hotel in die erstbeste Pizzeria. Wir haben kaum geredete, das heißt, ich habe kaum geredet. Frau Reinhardt hat fast ununterbrochen gesabbelt: Sie wäre vollkommen unterfordert in der Firma, Valerie würde sie ständig boykottieren und sie bekäme nie die Chance zu zeigen, was sie draufhat. Plötzlich kam so ein Typ rein, Lederklamotten, Glatzkopf, jeder Zentimeter sichtbare Haut tätowiert. Sie hat sich total über den Kerl mokiert. Ich war schon reichlich genervt und habe ihr erklärt, wenn sie keine Tattoos mag, lebe sie eindeutig in der falschen Zeit. So was gehöre heute doch dazu und sie würde kaum einen Mann finden, der nicht irgendwo tätowiert ist. Nicht mal eine Frau. Sie fragte mich, ob ich eins hätte, und ich habe es bejaht. Und dann wollte sie wissen, ob sie es mal sehen könnte. Ich habe ihr geantwortet, es wäre an einer Stelle, die ich ihr garantiert nicht zeigen werde. Ich hab mir nichts dabei gedacht. Mein Gott, es war eine belanglose Unterhaltung!« Mark schien verzweifelt, und auch Katherine war erschüttert über die unglücklichen Folgen dieses Gesprächs. Sie konnte sich tatsächlich nicht mehr vorstellen, dass Mark mit dieser Frau ins Bett gegangen war.
    » Wusstest du eigentlich, dass sie gemobbt wurde?«, fragte sie nun weiter.
    » Ja. Ich habe sie mehrfach darauf angesprochen, aber sie wollte mir nichts erzählen. Es wäre alles in Ordnung, hat sie gesagt. Aber sie hätte nie Unterlagen verschlampt und Ähnliches. Ich hatte einen Verdacht. Das war auch ein Grund, warum ich Frau Reinhardt mit auf die Tour genommen habe. Ich wollte sehen, wie sie sich verhält und wie sie über Valerie redet, wenn sie eine Chance bekommt. Es war genauso, wie ich es erwartet habe.«
    » Und hat sie nun endlich Mamas Posten bekommen?«, fragte Katherine leicht angesäuert.
    » Nein. Wäre Valerie noch da, hätte ich sie entlassen. Aber ich kann nicht auf noch eine Zeichnerin verzichten. Andrea macht den Job im Büro. Bei unserem Projekt in Leipzig hab ich Gesa ins Boot geholt. Außerdem habe ich teilweise eine Aushilfe von einem meiner Partner, bis ich eine neue Kraft eingestellt habe. Aber sobald ich kann, werde ich das Miststück entlassen.«
    Wieder entstand eine Pause, bis Katherine endlich den Mut fand, ihm die eine Frage zu stellen:
    »Was war mit mir? Wolltest du sie damit verletzen, dich dafür rächen, dass sie dich verlassen hat?«
    » Nein. Ich wusste nicht, dass du ihre Tochter bist. Aber anstatt es ihr zu sagen, habe ich sie auch
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