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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition)
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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noch beschimpft und beleidigt.« Es dauerte eine Zeit, bis er weitererzählte: »Wir hatten diesen furchtbaren Streit gehabt, weil ich Frau Reinhardt mit auf die Dienstreise genommen hatte. Sie hatte mir vorgeworfen, sie zu übergehen. Ich brauchte sie ganz dringend hier bei einer wichtigen Verhandlung. Von allen Angestellten habe ich ihr am meisten vertraut, abgesehen davon, dass die Jungs anderweitig beschäftigt waren. Gleichzeitig brauchte ich aber Hilfe in Leipzig. Ich kam noch nicht einmal dazu, ihr die Sachlage richtig zu erklären. Sie war furchtbar wütend und hat mir gesagt, ich solle mich zum Teufel scheren. Schließlich warf ich sie aus dem Büro. Ich war mindestens genauso wütend. Ein paar Tage später konnten wir wenigstens wieder reden, aber sie war immer noch sauer auf mich. Schließlich brachte ich sie soweit, dass wir uns wieder ein klein wenig vertragen haben. Aber einige Tage später drehte sie vollständig durch. Erst war sie bockig und redete fast gar nicht mit mir, dann plötzlich sagte sie, sie wolle nicht mehr und ich solle sie in Ruhe lassen. Dann ist sie gegangen. Tja, jetzt weiß ich ja, warum. An dem Abend ging ich auf Tour. Ich hab mich ziemlich betrunken. Auch an den Abenden danach hielt ich es nicht allein zu Hause aus. Ja und eines Tages traf ich dich. Ich vermute, du hast mich unbewusst an sie erinnert. Du hast die gleichen Augen wie sie. Ich habe sie so sehr vermisst, und du warst ihr so ähnlich. Und ich war schon wieder ziemlich betrunken. Es tut mir leid. Ich hätte das nie tun dürfen.«
    »Hat dich mein Name denn gar nicht stutzig gemacht?«, wollte Katherine weiter wissen. »Sie hat doch bestimmt einige Male von mir erzählt, oder?«
    »Ja, das hat sie. Aber entweder hat sie von ›ihrer Tochter‹ gesprochen, oder dich Kathy genannt. Ich wusste nicht, dass der Name ihrer Tochter Katherine lautet.«
    Eine Weile schwiegen sie und noch immer liefen Tränen über Marks Gesicht.
    »Wie hat sie es eigentlich herausbekommen?«, fragte er schließlich.
    » Sie wollte zu mir, und als ich nicht da war, hat sie im Auto gewartet. Bis wir kamen.«
     
    *

29 . Januar 2008
     
    Gibt es irgendetwas auf der Welt, was so sehr verletzt, so sehr demütigt wie dies? War es nicht schon schlimm genug? Ist es nicht schrecklich genug den Mann, den man über alles liebt, an eine andere zu verlieren? Ich hatte doch schon alles verloren, was mir etwas bedeutet. Meine Familie, mein gutes Verhältnis und mein Ansehen auf der Arbeit, meine große Liebe. Doch diese Demütigung ist nicht mehr zu ertragen. Ich wollte doch nur meine Tochter sehen. Mit ihr reden, weil Werner mir wieder einmal so zugesetzt hat. Wollte eine kleine Zuflucht aus der Trostlosigkeit meines Lebens. Und dann das. Warum ausgerechnet Mark und Katherine? Es gibt so viele Frauen in dieser Stadt, warum musste er sich ausgerechnet mein Kind aussuchen? Wie konnte er mir das nur antun?
     
    Valerie hielt es nicht mehr aus in der Wohnung. Sie musste fort, einfach weg aus dieser Atmosphäre aus Lieblosigkeit und Streit. Immer wieder waren sie in den letzten Tagen aneinandergeraten. Seit der Trennung von Mark lagen ihre Nerven blank. Jeden Tag sah sie ihn in der Firma, wünschte sich nichts mehr, als in seinen Armen zu liegen, doch sie wusste, es gab keine Hoffnung für sie. Er war kein Mann, mit dem eine Frau wie sie glücklich sein konnte. Er kannte keine Treue, betrachtete Frauen nur als eine Art Spielball, ohne Gefühle. Doch sie kannte Gefühle. Sie liebte ihn, immer noch. Es fiel ihr schwer, ihm auf der Arbeit zu begegnen. Nach wie vor arbeitete sie eng mit ihm zusammen, konnte ihm nicht ausweichen. Ihre persönlichen Gefühle durften keinen Einfluss auf ihre Arbeit nehmen. Doch es war schwierig für sie. Ihm ging es offensichtlich anders. Zwar war er wesentlich distanzierter als früher, obwohl er sich aufrichtig bemühte, sie genauso wie alle anderen zu behandeln. In diesem Punkt hatte er Wort gehalten. Seinen Job jedoch erledigte er mit der gleichen Konzentration wie immer. Auch wenn er zugegebenermaßen schlecht aussah, mit dunklen Schatten um die rot geränderten Augen. Petra ging sie, so es machbar war, aus dem Weg, doch wann immer diese konnte, kostete sie ihren Triumph aus. In ihrer Verzweiflung fiel Valerie noch nicht einmal auf, dass niemand, weder Mark noch Petra, sie bisher aufgefordert hatte, die Unterlagen oder Arbeiten für das Leipzig-Projekt an die angeblich neue Assistentin abzugeben. Valerie wurde von Tag zu Tag
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