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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Henrietta.
    Abermals hielt Eliza es für klüger, sich nicht festzulegen. »Mr. Kennedy wird sich um eine Unterkunft kümmern. Sobald ich Genaueres weiß, sage ich euch Bescheid. Ich werde euch keine Schande machen«, fügte sie hinzu. »Ich möchte, dass ihr stolz auf mich sein könnt.«
    »Das sind wir auch, mein Schatz.« Richard drückte ihr einen Kuss aufs Haar. Eliza blickte lächelnd zu ihm auf. Sie war ihm dankbar für seine Unterstützung.
    Henrietta beobachtete die beiden mit säuerlicher Miene. Eliza erinnerte sie fatal an Matilda. Ihre Schwester hatte Richard mit der gleichen Mühelosigkeit um den Finger gewickelt.
    »Ich werde Mr. Kennedy Bescheid sagen, dass ich gleich morgen früh fahren kann!«, sagte Eliza erfreut. Sunningdale, die Farm der Familie Dickens, die nach Henriettas Eltern, den Dales, benannt worden war, lag drei Meilen außerhalb der Stadt. Sie würde es also gerade noch rechtzeitig vor Büroschluss schaffen.
    Eliza verabschiedete sich von ihren Eltern, lief aufgeregt nach draußen und stieg auf ihren Einspänner. Als der Wagen vom Hof rollte, drehte Henrietta sich zu ihrem Mann um. Ihre Augen funkelten vor Zorn.
    »W arum fällst du mir jedes Mal in den Rücken? Ich habe Eliza verboten, nach Tantanoola zu fahren, und dann kommst du und erlaubst es ihr!«
    »Das hätte ich sicher nicht getan, wenn du einen triftigen Grund für dein Verbot gehabt hättest, Henrietta.«
    »Einen triftigen Grund? Dieser Auftrag ist gefährlich! Wir reden hier von einem Tiger!«
    Richard machte eine wegwerfende Handbewegung. »Dir geht es doch gar nicht um den Tiger, den es wahrscheinlich nicht einmal gibt. Wenn du ehrlich bist, hast du nur Angst, Eliza und Matilda könnten sich begegnen.« Henrietta wollte bloß nicht, dass Eliza die alte Geschichte herausfand, da war Richard sicher: Er und Matilda waren einst ein Liebespaar gewesen, und er hatte eigentlich sie und nicht Henrietta heiraten wollen.
    »Und du hoffst, Eliza würde Matilda begegnen, weil es dir selbst nicht vergönnt ist!«, entgegnete Henrietta hitzig, auf deren Wangen sich hektische rote Flecken gebildet hatten.
    Richard blickte sie fassungslos an. »W as redest du denn da? Wenn ich Matilda sehen wollte, bräuchte ich doch nur nach Tantanoola zu fahren.«
    »Dann fahr doch!«
    Ihre Aggressivität verwunderte Richard. Außerdem hatte er Henrietta versprochen, Matilda nie mehr wiederzusehen. »Es ist Jahre her, seit wir erfahren haben, dass sie in Tantanoola lebt«, antwortete er ausweichend. »V ielleicht ist sie längst weggezogen.«
    Daran hatte Henrietta überhaupt noch nicht gedacht. Ihre maßlose Eifersucht trübte offenbar ihren Verstand. »Du lässt dich von Eliza um den Finger wickeln, weil sie dich an Matilda erinnert«, warf sie ihrem Mann vor.
    Richard nickte. »Sie ist ihr sehr ähnlich, das stimmt.« Er wusste, seine Frau hatte damit gerechnet, dass er es abstreiten würde. »Sie sprüht vor Temperament und brennt darauf, etwas aus ihrem Leben zu machen. Matilda war genauso … bis zu ihrem Unfall«, fügte er leise hinzu. Einen Augenblick schien er einen inneren Kampf auszufechten; dann räusperte er sich und fuhr fort: »Ich hoffe aufrichtig, Eliza wird so bleiben, wie sie ist.«
    »Du wünschst, alles wäre anders gekommen, nicht wahr?«, sagte Henrietta voller Bitterkeit. Der Gedanke begleitete sie seit vielen Jahren, aber jetzt erst fand sie den Mut, ihn auszusprechen. Sie war es leid, ihre Gefühle zu verbergen.
    Richard seufzte. »Es ist nun mal so, wie es ist, Henrietta. Außerdem sind wir doch glücklich miteinander, oder nicht? Und wir haben zwei prachtvolle, hübsche Töchter.«
    Henrietta nickte, doch in ihren Augen schimmerten Tränen. Ihr Mann hatte ihr nicht widersprochen, und das war ihr nicht entgangen.
    »Ich habe die Vergangenheit schon vor langer Zeit losgelassen, Liebes«, sagte Richard und streichelte ihr zärtlich die Wange. Er wollte hinzufügen, dass er seine Entscheidung nicht bereue, besann sich dann aber anders, weil es eine Lüge gewesen wäre: Er hätte Matilda nicht einfach gehen lassen dürfen; das bereute er noch heute. Sie hatte sich nach ihrem Unfall geweigert, ihn zu sehen, was aber nichts an Richards Gefühlen für sie änderte. Sein Herz gehörte zum größten Teil Matilda. Den Rest konnte er Henrietta nur borgen.
    Sie schwieg. Die Traurigkeit in Richards Stimme schmerzte sie in der Seele. In ihrem Innern wusste sie, dass ihr Mann ihre Schwester immer noch liebte. Wäre dieser schreckliche
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