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Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)

Titel: Im Schatten des Mondkaisers (German Edition)
Autoren: Bernd Perplies
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grüßend die Hand. Gleich darauf ließ er ihn wieder zurückfallen, und seine Gestalt verschmolz mit der Dunkelheit des dahinter liegenden Zimmers.
    Jonan zog den Kopf in die Kutsche zurück und starrte fassungslos ins Leere. War das möglich? Oder hatten ihm seine Sinne einen Streich gespielt?
    »Alles in Ordnung, Jonan?«, erkundigte sich Carya.
    »Ja … äh … ich denke schon«, erwiderte er.
    »Du wirkst, als hättest du einen Geist gesehen.«
    »Das habe ich auch – so irgendwie jedenfalls.«
    Carya zog die Augenbrauen zusammen. »Wie meinst du das?«
    »Am Fenster eben …« Jonan deutete hinter sich in die Luft. »Ich glaube, der Mondkaiser hat uns nachgewunken.«
    »Na und? Vielleicht wollte er sich nur persönlich davon überzeugen, dass wir verschwinden.« Carya zuckte mit den Achseln.
    »Er trug keine Maske.«
    »Oh … und du bist sicher, dass es der Kaiser war?«
    »Jedenfalls trug er ein sehr kostbares Gewand.«
    »Und?«, mischte sich Pitlit ein. »Wie sah er aus?«
    Jonan schüttelte den Kopf. Das war einfach verrückt.
    »Nun sag schon.«
    »Er sah aus wie Enzo und Luceno.«
    Während sie Paris entgegenfuhren, sprach zunächst keiner von ihnen ein Wort. Sie alle hingen ihren Gedanken nach. Irgendwann bemerkte Jonan, wie Pitlit mit dem Griff seines silbernen Revolvers spielte, der in seinem Hosenbund steckte. »Du hast ihn also tatsächlich in den Palast geschmuggelt«, stellte er fest. »Gegen den Willen von de Funès.«
    Pitlit grinste ihn an. »Hast du mir nicht gesagt, ich solle ein Schurke bleiben?«
    »Wann soll ich das denn gesagt haben?«, wollte Jonan wissen.
    »Als wir von Bonasse losgefahren sind.«
    »Hm. Ich kann nicht ganz bei mir gewesen sein.«
    »Sei dankbar, dass ich die Waffe hatte. Nur so konnte ich schnell eingreifen, als ich mitbekam, dass Carya in Schwierigkeiten steckte.«
    »Wie hast du mich eigentlich gefunden?«, mischte sich Carya ein. »Du bist so unerwartet aufgetaucht – nicht, dass ich unglücklich darüber gewesen wäre.«
    »Es war reiner Zufall«, gestand Pitlit. »Nachdem der Wachmann vergessen hatte, die Tür zu verriegeln, habe ich ein paar Minuten gewartet und bin dann geflüchtet. Und während ich durchs Schloss geschlichen bin, sind mir die am Boden liegenden Gardisten aufgefallen. Ich war neugierig und habe durch das Schlüsselloch gelugt und dabei mitbekommen, was vor sich ging. Es wäre ja auch alles gut gewesen, wenn die da mir nicht eins übergezogen hätte.« Er deutete auf Factice.
    Die ehemalige Ministerin schlug die Augen nieder. »Ich habe nur ungern so gehandelt«, sagte sie leise. »Aber ich musste es tun. Ich gebe zu, dass unsere Methoden – vor allem Cartagenas, der auch mich getäuscht hat – falsch waren. An die Richtigkeit unserer Motive glaube ich allerdings noch immer. Nun, da wir gescheitert sind, wird furchtbares Leid über alle Länder kommen. Denkt an meine Worte.«
    »Hm«, brummte Jonan. »Hoffentlich liegen Sie falsch.«
    Sie fuhren zuerst zu Bonasse, weil das näher lag. Dort richtete Jonan die Grüße aus und übergab die mitgebrachten Vorräte. »Wie geht es den Kindern?«, fragte er, während Pitlit und er sich aus ihren Höflingskleidern schälten und ihre alten Sachen wieder anzogen.
    »So weit gut, danke«, erwiderte Géants Bruder, der sie trotz der frühen Stunde bereits in voller Rüstung empfing, womit er sich einen misstrauischen Blick von Julianne Factice einhandelte. »Ich konnte die meisten Wunden versorgen. Wegen Kylians Arm mussten wir zum Markt. Er behauptete, du würdest für seine Behandlung aufkommen?«
    »Das habe ich gesagt, ja«, bestätigte Jonan.
    »Dann schuldest du jetzt dem Doc dort etwas.«
    »Ich werde ihn bezahlen.«
    »Danke. Das weiß ich zu schätzen.« Bonasse schüttelte ungläubig den Kopf. »Das war eine heikle Angelegenheit gestern am Turm. Kylian hat mir erzählt, dass der Blitz eingeschlagen ist, während ihr oben wart.«
    »Wofür ich dankbar bin«, sagte Jonan. »Der Prinz und er hätten sich sonst vermutlich gegenseitig erschossen. So hat uns höhere Gewalt dazu gezwungen, eine kleine Denkpause einzulegen. Und als wir wieder alle Sinne beisammenhatten, war Kylian bereit, zu verschwinden, und der Prinz nicht mehr in der Lage, etwas dagegen zu unternehmen.«
    »Ist er tot?«
    »Nein, er war nur eine Weile bewusstlos. Weil er in den Metallstreben des Turms gesessen hatte, als der Blitz uns erwischte, hat es ihn am schlimmsten getroffen. Aber nicht lebensgefährlich. Dem Licht Gottes sei
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