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Im Schatten des Galgens Kommiss

Im Schatten des Galgens Kommiss

Titel: Im Schatten des Galgens Kommiss
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Vorsicht außer acht ließ und nur eines im Auge hatte, die Rehabilitierung seiner Person.
    „Well!" knurrte er darum nur, „decken wir unsere Karten auf!"
    „Ich weiß", begann der Bursche, und in seinen Augen blitzte es dabei heimtückisch auf.
    „Sie haben verdammt schlechte Jahre hinter sich. Aber wenn Sie der Meinung sein sollten, Sie könnten mich hier herausdrücken, dann muß ich Ihnen sagen, daß Ihnen das nicht mehr gelingen wird. Sie sind nicht mehr Bud Whitmen. Schauen Sie sich Ihren Paß an — und Sie werden erkennen, was aus dem einstigen Bud Whitmen innerhalb der letzten zehn Jahre geworden ist. Ein biederer Bürger mit dem nichtssagenden Namen Jean Embroke."
    Die Frechheit des Burschen, der seit über zehn Jahren seinen Namen trug, ging dem wirklichen Bud Whitmen nun doch über die Hutschnur.
    Sein Gesicht färbte sich vor Wut und Abscheu rot. Und außer sich, stieß er heiser hervor: „Schweigen Sie, sonst könnte ich mich trotz meiner guten Erziehung vergessen . . . Sie haben mir also meinen Namen gestohlen, gut, da könnte ich Ihnen unter Umständen vielleicht sogar verzeihen. Was ich Ihnen aber nicht verzeihen kann, ist der Tod meines Vaters. Dafür werden Sie büßen müssen, so wahr ich Bud Whitmen bin."
    Höhnisch lachte der Gauner ob dieser Drohung seines Gegners auf. Noch unter Lachen begann er sein ganzes verzweifeltes Leben vor dem Manne ihm gegenüber auszubreiten. Er tat es in der Gewißheit, daß dieser, dem er seine Schandtaten beichtete, sie nie mehr irgendwo anbringen könnte.
    ,Ein toter Mann', so sagte sich der Gauner insgeheim, kann sein Wissen keinem anderen Menschen mehr mitteilen. Denn dieser Mann vor ihm würde diesen Raum nach dieser Aussprache nicht mehr lebend verlassen. Dafür hatte er bereits einen Plan. Er brauchte nur gegen Ende seiner Beichte bis zu dem hinter ihm befindlichen Bücherregal zu kommen. Dort lagerte seine Pistole — und kein Mensch würde es ihm verübeln, wenn er einen Eindringling in angeblicher Notwehr erschießen mußte.'
    So und ähnlich waren die Gedanken des vielfachen Mörders, als er sein Leben zu schildern begann: „Es wird Sie interessieren, wie ich getauft wurde. Nun, meine Eltern gaben mir den schönen Namen Percy Sanders. Ein schöner Name, nicht wahr. Doch mit der Schönheit geht es auf dieser Welt nicht allein. Was meinen Eltern und später auch mir fehlte, war das Geld. Ich mußte mir mein Studium selbst verdienen. Und als ich es dann geschafft hatte, kamen die Schnüffler dahinter, daß ich meinen Beruf als Mediziner nicht so ganz genau nach den Gesetzen ausübte. Man stellte mir anheim, meine Praxis zu schließen und mich aus dem Staube zu machen. Das heißt, nicht die Police hatte mir diesen Vorschlag gemacht, sondern einer meiner Freunde, der Verbindung mit der Police hatte und frühzeitig von meinem Pech erfuhr. Soweit meine. Jugend und mein Gastspiel als Mediziner."
    Schon dieses erste Kapitel aus dem Leben des Mörders ließ erkennen, daß dieser Mensch vor Bud Whitmen, alias Jean Embroke, von Grund auf verdorben und schlecht war. Auch Bud Whitmen erkannte dies und nahm sich vor, von nun an noch mehr auf der Hut zu sein. Diese offenherzige Lebensbeichte des Burschen kam nicht von ungefähr . . . Irgend etwas führte der Gangster damit im Schilde.
    Doch schon plauderte dieser weiter: „Jetzt komme ich zu einem Lebensabschnitt der nicht sehr gut in meiner Erinnerung ist . . . Nach meiner Flucht aus England, die mir noch frühzeitig glückte, führte ich das Leben eines Menschen dritter Klasse. Ich flog zunächst nach Tanger. Hier in der heißen Stadt verlor ich in einer einzigen Nacht alles das, was ich noch bis dahin mein eigen genannt hatte. Mittel und bargeldlos trampte ich durch Marokko. Gelangte Monate später mit irgendeinem Küstenschoner nach Sierra Leone, dem unter unserer Landeshoheit stehenden südafrikanischen Distrikt. Hier geschah schon in der zweiten Woche meines Aufenthaltes ein gemeiner Mord an einem hohen Beamten des Landes. Ausgerechnet mir wollten die Burschen dort unten den Mord anhängen. Da ich zwar an dieser Tat unschuldig, jedoch ein Fremder war, blieb mir nichts anderes übrig, als wiederum Fersengeld zu geben.
    Mit einem Kannibalenhäuptling zog ich Woche um Woche tiefer in den afrikanischen Busch hinein. Nur so glaubte ich den Nachstellungen der dortigen Police entgehen zu können. Hätte ich allerdings geahnt, daß aus diesem Abstecher in den Busch ganze sieben Jahre werden sollten, dann hätte
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