Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Haufen mutiger Wehrhöfer sie abgewendet haben. Allerdings nur um Haaresbreite. Aber wenn dir das Wort Schicksal nicht zusagt, nenn es die Stunde der Verzweiflung«, meinte Gaius. »An denen ist die Geschichte reich. Augenblicke, in denen das Schicksal tausender in Waagschalen liegt, die sich durch leichtes Antippen zur einen oder der anderen Seite neigen. Je nachdem, wie die Betroffenen handeln. Es kommt. Jetzt, zu Winterend, wird sich die Richtung entscheiden, in die sich das Reich entwickelt, und ich will verflucht sein, wenn ich erkennen kann, in welche. Aber es kommt, Miles. Es kommt.«
    »Dann werden wir uns damit befassen«, erwiderte Miles. »Wenn es so weit ist. Eins nach dem anderen.«
    »Genau«, sagte Gaius. Er erhob sich, trat auf die Mosaikfliesen und winkte Miles zu sich. »Ich zeige es dir.«
    Miles runzelte die Stirn und beobachtete, wie der Erste Fürst eine Geste machte. Er spürte die unterschwellige Macht, die durch den Boden strömte: Elementare aus allen Winkeln des Reiches, die dem Willen des Ersten Fürsten gehorchten. Da er neben Gaius stand, konnte er diese elementargewirkte Karte, die sich in vielen Farben um ihn erhob, in allen Einzelheiten bewundern, bis
er das Gefühl hatte, als Riese über einem geisterhaften Abbild der Zitadelle der Hauptstadt Alera Imperia zu stehen. Ihm wurde schwindelig, als das Bild verschwamm, sich nach Westen bewegte, hinüber zum fruchtbaren Amarant-Tal und darüber hinweg, über die Schwarzberge bis zur Küste. Die Darstellung wurde nun wieder klarer und verwandelte sich in ein bewegliches Bild über dem Meer, wo riesige Wellen von einem heftigen Sturm aufgepeitscht wurden.
    »Da«, sagte Gaius. »Der achte Wirbelsturm in diesem Frühjahr.«
    Nach einem Moment ehrfürchtigen Staunens sagte Miles: »Er ist riesig.«
    »Ja. Und das ist nicht einmal der schlimmste. Sie machen sie noch größer.«
    Miles sah den Ersten Fürsten an. »Jemand wirkt diese Stürme?«
    Gaius nickte. »Die Ritualisten der Canim, glaube ich. Nie zuvor hatten sie so viel Macht über das Meer. Natürlich leugnet Botschafter Varg jede Verantwortung.«
    »Dieser verlogene Hund«, zischte Miles. »Warum bittest du nicht die Hohen Fürsten an der Küste um Unterstützung? Mit genügend Windwirkern sollten sie in der Lage sein, die Stürme zu besänftigen.«
    »Sie helfen bereits«, antwortete Gaius ruhig. »Obwohl es ihnen nicht bewusst ist. Ich habe den Stürmen bislang das Rückgrat gebrochen und den Schutz ihres Landes den Hohen Fürsten überlassen, soweit sie dazu in der Lage waren.«
    »Dann bitte um zusätzliche Hilfe«, schlug Miles vor. »Riva oder Placida könnten den Küstenstädten Windwirker borgen.«
    Auf eine Geste von Gaius hin verschwamm die Karte abermals und verschob sich in den äußersten Norden des Reiches, zum massiven, glatten Stein der Schildmauer. Miles runzelte die Stirn, bückte sich und schaute genauer hin. Viele Meilen von der Mauer entfernt sah er Gestalten, die sich halb verborgen im Schneegestöber bewegten. Er begann zu zählen und schätzte dann rasch die
Menge ab. »Die Eismenschen. Aber sie haben sich seit Ewigkeiten nicht gerührt.«
    »Jetzt schon«, sagte Gaius. »Sie sammeln sich. Antillus und Phrygia haben bereits zwei Angriffe auf die Schildmauer abgewehrt, trotzdem wird es immer schlimmer. Die Schneeschmelze hat sich verzögert, es wird eine schlechte Ernte geben. Und so bekommen die Südländer Gelegenheit, den Schildstädten verteuerte Lebensmittel zu verkaufen, und das bedeutet weitere Unannehmlichkeiten.«
    Die Falten auf Miles’ Stirn vertieften sich. »Falls im Süden jedoch weitere Stürme wüten, bedroht das auch dort die Ernte.«
    »Exakt«, antwortete Gaius. »Die Nordstädte würden hungern, und im Süden wäre man gegen mögliche Einfälle der Eismenschen nicht gewappnet.«
    »Machen die Canim und die Eismenschen vielleicht gemeinsame Sache?«, fragte Miles.
    »Die großen Elementare mögen es verhüten«, entfuhr es Gaius. »Ich hoffe noch immer, dass es lediglich ein Zufall ist.«
    Miles knirschte mit den Zähnen. »In der Zwischenzeit verbreitet Aquitanius überall, dass allein deine Unfähigkeit an allem schuld ist.«
    Gaius lächelte schief. »Aquitanius ist ein eher angenehmer, wenn auch gefährlicher Gegner. Für gewöhnlich handelt er geradlinig. Rhodos, Kalare und Forcia beunruhigen mich mehr. Die bringen gar keine Beschwerden mehr in den Senat ein. Das erregt mein Misstrauen.«
    Der Soldat nickte. Er schwieg einen Moment,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher