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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten
Autoren: Jim Butcher
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Fortgeschrittene, versteht sich. Allerdings wirst du so was ohnehin niemals begreifen.«
    Tavi schaute sich im Hof um. Varien hielt Ehren immer noch fest. Der Junge keuchte vor Schmerz. Fast alle unbeteiligten Akademe waren eilig davon geschlichen. Nur ein halbes Dutzend
stand noch herum, aber keiner blickte zum Brunnen; sie alle beschäftigten sich mit ihren Büchern, ihrem Frühstück oder mit den Besonderheiten eines Gebäudedaches auf der anderen Seite des Hofes.
    Die Kälte begann zu schmerzen. Tavi spürte ein Reißen in Armen und Beinen, und er bekam kaum noch Luft. Die Angst drohte ihn zu überwältigen, sein Herz klopfte ihm bis zum Hals.
    »Brencis«, sagte er. »Lass das lieber. Die Maestros …«
    »… scheren sich keinen Deut um dich, Missgeburt.« Er betrachtete Tavi mit kühler Berechnung. »Ich bin der älteste Sohn eines Hohen Fürsten von Alera. Du bist ein Niemand. Ein Nichts. Hast du das immer noch nicht begriffen?«
    Dieser Junge wollte ihn quälen, und er hatte seine Worte mit Bedacht gewählt. Brencis versuchte ihn unterschwellig zu beeinflussen, aber in Wahrheit machte das keinen großen Unterschied aus. Die Worte taten weh. Den größten Teil seines bisherigen Lebens hatte Tavi davon geträumt, den Wehrhof seiner Tante und seines Onkels zu verlassen, um die Akademie zu besuchen und sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, obwohl er über keinerlei Fähigkeiten zur Elementarbeschwörung verfügte.
    Das Schicksal hatte ihm diesen Wunsch erfüllt und ihn gleichzeitig grausam dafür bestraft.
    Vor Kälte konnte Tavi kaum noch sprechen. »Brencis, wir werden beide einen Tadel bekommen, wenn die Maestros uns so sehen. Lass mich raus. Tut mir leid wegen des Sch-schlamms.«
    »Es tut dir leid? Als würde mir das etwas bedeuten!« Brencis wandte sich um. »Renzo.«
    Renzo holte mit der Faust aus und schlug Tavi auf den Mund. Schmerz schoss durch die Lippe, und Tavi spürte, dass sie aufgeplatzt war. Auf seiner Zunge lag der metallische Geschmack von Blut. Die Wut bekam die Oberhand über seine Angst, und er rief: »Sollen dich die Krähen holen, Brencis! Lass uns in Frieden!«
    »Er hat immer noch Zähne, Renzo«, meinte Brencis.
    Renzo sagte nichts, sondern schlug nochmals zu. Diesmal härter.
Tavi versuchte, mit dem Kopf auszuweichen, aber das Eis hielt ihn fest. Vor Schmerz traten ihm die Tränen in die Augen, die er am liebsten unterdrückt hätte.
    »Lass ihn los!«, schnaufte Ehren, doch niemand hörte auf ihn. Der Schmerz in Tavis Gliedern nahm zu, und er spürte, wie seine Lippen taub wurden. Er wollte um Hilfe schreien, brachte jedoch nur schwache Laute hervor.
    »Also, Missgeburt«, sagte Brencis. »Du möchtest, dass ich dich in Frieden lasse. Wie du willst. Nach dem Mittagessen schaue ich wieder vorbei, vielleicht hast du dann ja noch etwas zu sagen.«
    Tavi blickte auf und sah seine Gelegenheit kommen - aber nur, wenn Brencis weiter auf ihn konzentriert blieb. Also starrte er den Jungen an und stieß einen leisen Fluch aus.
    Brencis legte den Kopf schief und trat einen Schritt vor. »Was war das?«
    »Ich habe gesagt«, knirschte Tavi, »du bist mitleiderregend. Ein verzogenes Muttersöhnchen und ein Feigling. Du hast doch Angst vor jedem, der dir nicht hoffnungslos unterlegen ist. Weil du so ein Schwächling bist, suchst du dir Jungen wie Ehren und mich, um sie zu schikanieren. Du bist so armselig.«
    Brencis kniff die Augen zusammen und beugte sich vor. »Weißt du was, Missgeburt? Ich muss dich ja nicht unbedingt in Frieden lassen.« Er legte eine Hand auf das Eis, das sich daraufhin ächzend und knarrend verformte. Tavi spürte einen scharfen Schmerz in der Schulter.
    »Wenn dir das lieber ist«, sagte Brencis, »kann ich auch bei dir bleiben.«
    Varien rief: »Brencis!«
    Tavi beugte sich vor und knurrte: »Mach doch, Muttersöhnchen. Mach schon. Wovor hast du Angst?«
    Brencis’ Augen funkelten vor Wut, und das Eis bewegte sich stärker. »Das hast du dir selbst eingebrockt, Paganus.«
    Tavi biss die Zähne zusammen, um nicht laut zu schreien.
    »Guten Morgen!«, ertönte eine laute Stimme. Ein großer, muskulöser
junger Mann mit dem Kurzhaarschnitt eines Legionare ragte hinter Brencis auf und packte ihn beiläufig am Kragen und im langen Haar. Ohne Vorwarnung schlug der junge Mann Brencis’ Kopf auf das Eis, das daraufhin laut krachte und brach. Daraufhin zog er Brencis zurück und stieß den jungen Fürsten rücklings auf das grüne Gras.
    »Max!«, rief Ehren.
    Renzo wollte
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