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Im Schatten der Wandlung (German Edition)

Im Schatten der Wandlung (German Edition)

Titel: Im Schatten der Wandlung (German Edition)
Autoren: Alexandra Enz
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Turnschuhe. Als ich bemerkte, wie spät es schon war, nahm ich meine Tasche und rannte die Treppe runter.
    „Willst du denn gar nichts frühstücken?", hörte ich Lori hinter mir herrufen.
    „Keine Zeit mehr", gab ich zurück.
    „Vergiss deine Jacke nicht!"
    Wie sollte ich auch, bei diesen Temperaturen?
    Als ich endlich am College ankam, herrschte das totale Chaos, die Meisten waren in vollkommener Hektik. Einige waren auf der Suche nach ihren Vorleseräumen, andere schrieben sich noch schnell für irgendwelche Kurse ein und wiederum andere - so wie ich - standen etwas hilflos in der Gegend herum und schauten sich das ganze Durcheinander an.
    „Wo musst du denn hin?", hörte ich eine männliche Stimme neben mir fragen.
    „Ich suche Zimmer 10b. Weißt du wo das ist?"
    „Klar, komm einfach mit, ich muss auch da hin. Ich bin Darryl."
    „Samantha."
    Darryl lächelte mich an. Erst jetzt bemerkte ich, wie gut aussehend er war. Er hatte kurzes braunes Haar, das er mit Gel aufgestellt hatte, beeindruckende grüne Augen, einen sehr gut gebauten Körper und ein hinreißendes Lächeln.
    „Erstsemester?", fragte er mich.
    „Nein, ich hab schon vier hinter mir. An der UCLA."
    „Ah, du kommst also aus Kalifornien. Deswegen bist du auch noch so schön braun was? Wird hier aber leider nicht lange anhalten."
    Ich musste lachen. „Ja, das befürchte ich auch. Bist du von hier?"
    „Ja, geboren und aufgewachsen. So, da wären wir. Zimmer 10b."
    Ich setzte mich in eine der mittleren Reihen, gefolgt von Darryl, der sich neben mich setzte.
    „Wie kommt es, dass du Kalifornien für Schottland verlassen hast?"
    Ja, warum eigentlich? „Na ja, das College hat einen erstklassigen Ruf. Außerdem wollte ich meiner Tante ein wenig Gesellschaft leisten, sie wohnt hier in Stirling.“
    Da kam auch schon der Professor und die Vorlesung begann. Es war heute die Einzige, was mir sehr entgegenkam.
    Als der Professor geendet hatte, fragte mich Darryl: „Kennst du unser hübsches, kleines Städtchen schon?“
    „Ein wenig. Meine Tante hat mich gestern ein bisschen rumgeführt. Aber die tatsächlich interessanten Sachen hat sie bestimmt weggelassen."
    „Wenn du Lust hast, dann würde ich dich gerne noch ein bisschen weiter rumführen?"
    Ich freute mich über sein Angebot. Gleich am ersten Tag jemanden wie ihn kennen zu lernen, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. „Ja, gerne. Wie wäre es denn am Wochenende? Dann kannst du mir auch gleich zeigen wo hier abends was los ist."
    Also verabredeten wir uns für kommenden Samstag. Er wollte mich gegen sechs Uhr Zuhause abholen.
    Den restlichen Nachmittag verbrachte ich auf dem Campus. Dort gab es mehrere Infostände über das College. Als es dunkel wurde, beschloss ich zu gehen.
     
    Auf dem Weg nach Hause war ich völlig in Gedanken versunken. Ich ließ die vergangenen Stunden nochmals Revue passieren. Besser hätte der erste Tag eigentlich gar nicht laufen können. Und so verflog der letzte Funke Panik vor dem Neustart in Schottland. Ich fühlte mich großartig.
    Plötzlich nahm ich das Geräusch quietschender Reifen wahr – direkt neben mir.
    Als ich meinen Kopf nach links drehte und registrierte was meine Augen da sahen, wäre mir schier das Herz stehen geblieben. Ich war wohl so in meine Gedanken vertieft, dass ich die Straße überquerte, ohne mich vorher umzuschauen. Das Auto kam immer näher auf mich zu, dann, ein paar Zentimeter vor mir, zum Stehen.
    Unter Schock blieb auch ich stehen und schaute den Fahrer an. Er starrte ebenfalls erschrocken zurück. Aus seinem Gesicht war wohl alle Farbe gewichen, so blass wie er war. Seine Augen waren ein krasser Kontrast zu der Farbe seiner aschfahlen Haut. Noch nie zuvor hatte ich solch dunkle Augen gesehen wie bei ihm. Ich konnte mich seinem Blick nicht entziehen. Es war fast so, als würde er meine Augen in seinem Blick gefangen halten. Unbewusst nahm ich den Geruch von verbranntem Gummi wahr. Auf einmal fing der Beifahrer des Wagens an, hektisch auf ihn einzureden. Ihn hatte ich die ganze Zeit über gar nicht wahrgenommen. Jetzt fing er sogar an, den Fahrer zu beschimpfen. Dabei war das alles hier doch meine Schuld. Ich fühlte mich richtig elend.
    Schlagartig fuhr der Wagen los. Unsere Blicke trafen sich erneut und mein Herz fing noch schneller an zu rasen. Ich schaute dem Auto hinterher, bis es hinter der nächsten Kurve verschwunden war.
    „Ist alles okay bei dir?"
    Ich guckte nach hinten und sah ein Mädchen auf mich zukommen.
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